Auf ins virtuelle Tal des Todes

23.10.2018, 06:54 Uhr
· Online seit 23.10.2018, 06:53 Uhr
Ende dieser Woche erscheint das Westernepos «Red Dead Redemption 2». Das Action-Abenteuer ist einer der heissesten Videospieltitel der letzten Jahre und soll ein absoluter Meilenstein werden.
Christoph Thurnherr
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Eine rote Sonne geht im Westen unter, sie wirft einen langen, verzerrten Schatten auf den trockenen Boden westlich des Mississippis. In der Ferne heult ein Kojote. Der Schatten gehört zu Arthur Morgan, einem Outlaw, einem gesetzlosen Banditen, der auf seinem Pferd in den Sonnenuntergang reitet. Er ist einer der letzten seines Schlags. Outlaws sind im Jahr 1899 eine aussterbende Spezies. Ein Überbleibsel des Bürgerkriegs, für den es in der neuen, zivilisierten Welt keinen Platz mehr gibt.

Kojoten schiessen und nächtliche Überfälle

Als Spieler schlüpft man in die Rolle des Arthur Morgan. Wie geht es für den Revolverhelden weiter? Machst du dich auf, den Kojoten zu erschiessen? Oder steht dir der Sinn nach einem nächtlichen Überfall auf einen der tausenden amerikanischen Siedler, die in den Westen drängen? Vielleicht gehst du lieber in den nächsten Saloon, um dein ergaunertes Geld beim Pokern zu verlieren. Die Wahl liegt bei dir.

«Red Dead Redemption 2» bietet die wohl dynamischste und detailreichste Welt, die es jemals in einem Videospiel gegeben hat. Die Rahmenhandlung geht dabei um das Leben und Sterben in der berüchtigten «Van der Linde»-Bande, zu deren Kern Arthur Morgan gehört. Überfälle auf Postkutschen, Erpressung und schiesspulverlastige Auseinandersetzungen mit dem langen Arm des Gesetzes stehen auf der Tagesordnung.

Die Welt entwickelt sich mit

Open World - also eine völlig offene, frei erkundbare Welt - ist heute der Standard bei Einzelspieler-Kampagnen. Das Entwicklerstudio «Rockstar-Games» hat daran grossen Anteil. GTA 5, das 2013 erschien, setzte in diesem Bereich neue Massstäbe. Noch nie gab es eine so grosse Welt mit so vielen virtuellen Beschäftigungsmöglichkeiten. Aber Red Dead Redemeption soll nochmals alles in den Schatten stellen.  Jedes Tier, jedes Dorf und jede darin vorkommende Person hat seine eigene Routine. Haupt- und Barthaar von James Morgan wachsen in Echtzeit, der Wind weht Arthurs Cowboyhut fort, wenn dieser nicht aufpasst. Jede Aktion wird spürbare Auswirkungen auf die Spielwelt haben - aber diese funktioniert auch ohne Zutun des Spielers.

Der wolkenverhangene Himmel spiegelt sich in Pfützen am Boden, Bäume wiegen sich knackend im Wind und - oh, ein Fuchs ist gerade durchs Unterholz gehuscht. Von «Red Dead Redemption 2» wird erwartet, dass es eine hohe atmosphärische Dichte erzeugt - auch durch die selbständige Weiterentwicklung der Welt. Dörfer können wachsen und Häuser an neuer Stelle entstehen, die Eisenbahngesellschaften treiben unbarmherzig neue Schienen durch das Land der Ureinwohner Amerikas. Geschichtsstunde gepaart mit bombastischer Grafik, dem «Rockstar»-typischen Humor und offener Gesellschaftskritik lässt die Herzen der Gamer höher schlagen.

Erfolgreich, aber nicht bahnbrechend

Die Erwartungen an das Spiel sind nicht weniger als gigantisch. Das hat sich das Entwicklerstudio «Rockstar» selbst zuzuschreiben - ihre Spiele sind einfach zu gut. GTA 5 war mit mehr als 100 Millionen verkauften Einheiten das profitabelste Entertainmentprodukt das es je gab. Zum Vergleich: GTA 5 hat «Rockstar» bis heute etwa 6 Milliarden Franken eingebracht. Der bisher erfolgreichste Kinofilm «Avatar» kommt mit etwa 2,8 Milliarden Franken auf nicht einmal die Hälfte. Dies bei vergleichbaren Produktionskosten von etwa 250 Millionen Franken.

Laut den Analysten von «Piper Jaffray» wird «Red Dead Redemption 2» trotz bahnbrechender Inhalte an diesen Erfolg aber nicht direkt anknüpfen können. Dies liegt zum Einen am Setting des Spiels - der wilde Westen spricht nur eine bestimme Spielergruppe an und ist viel spezifischer als ein virtuelles LA-Gangsterepos in der Gegenwart. Zudem wird Red Dead Redemption 2 nur auf PS4 und XBOX veröffentlicht - die grosse Gruppe der PC-Spieler fällt als Käufer damit weg. Die Analysten rechnen mit etwa 15 Millionen verkaufter Einheiten bis Ende März. Das ist weniger, als den neuen Blockbuster-Kriegsspielen Battlefield 5 und Call of Duty: Black Ops 4 zugetraut wird. Ab kommendem Freitag, dem 26. Oktober dürfen wir den virtuellen Wilden Westen unsicher machen.

veröffentlicht: 23. Oktober 2018 06:53
aktualisiert: 23. Oktober 2018 06:54
Quelle: cht

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