Der Künstler Christo, der 1956 aus Bulgarien floh und amerikanischer Staatsbürger ist, hat mit seiner verstorbenen Ehefrau Jeanne-Claude in den vergangenen 60 Jahren mehr als 23 Projekte realisiert. In Erinnerung an seine Frau spricht er immer noch in der «Wir-Form», auch in dem am Montag in den Zeitungen «Südostschweiz»/«Bündner Tagblatt» publizierten Interview, in dem er sagt, er sei kein Verpackungskünstler.
Viele Arbeiten seien nicht verpackt, so der Künstler. Eine Gemeinsamkeit sei allerdings Stoff als das bestimmende Element. Deshalb reagiere er gar nicht mehr auf neue Vorschläge für Verpackungsarbeiten. In Chur, wo er letzten Freitagabend einen Vortrag hielt, habe ihm jemand vorgeschlagen, die schmelzenden Gletscher zu verhüllen.
«Unsere Projekte entstehen ganz anders», so der Künstler. Nie sei der Anstoss von Aussenstehenden gekommen. Entscheidend sei vielmehr die Beziehung, «die wir zu ihnen haben».
Ihm gehe es nicht darum, eine Attraktion zu bieten. Um die Projekte zu verstehen, müssten sie gelesen werden wie ein Buch. Die normale klassische Kunst sei immer ein Abbild von etwas: «Als wir den Pont Neuf in Paris verhüllten, war es immer noch eine Brücke.»
«Unsere Projekte haben keinen Sinn», sagte der Künstler weiter im Interview. Ihr Zweck sei es, das zu sein, was sie seien. Sie fänden an ganz normalen, banalen Orten statt. «Die Orte werden erst speziell dadurch, dass wir sie verändern».