Theaterpremiere

«Don Juan. Erschöpfte Männer» von Julia Haenni

13.02.2020, 11:01 Uhr
· Online seit 13.02.2020, 10:55 Uhr
Die Badener Autorin Julia Haenni bringt im Theater Tuchlaube in Aarau ihr Stück «Don Juan. Erschöpfte Männer» zur Uraufführung: einen leichtfüssigen Abgesang auf den Männerwahn.
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Unter einem Don Juan versteht man gemeinhin einen Frauenhelden, einen Playboy, Salonlöwen, Ladykiller, Schürzenjäger, Herzensbrecher. Die Badener Autorin Julia Haenni bricht ihm schon im Titel ihres Stücks das Genick. Mehr noch: Sie nimmt nicht nur dem einen, sondern gleich allen solchen Don Juans den verführerischen Schwung und nennt sie «erschöpfte Männer».

Auch wenn die fünf Jungs (Dominik Blumer, Stephan Eberhard, Matthias Koch, Simon Labhart, Mirza Šakic) mit nacktem Oberkörper und in strammen Unterhosen einen anderen Eindruck vermitteln wollen, fehlt er ihnen eben, der besagte Schwung. Sie erzählen die Geschichte von Don Juan, dem die Frauen zu Füssen liegen. Das versuchen sie synchron und mit geschwellter Brust. Ohne Erfolg. Ihr Held erleidet schon im ersten Teil Schiffbruch und sie mit ihm.

Neues Rollenbild

Von Beginn weg mangelt es ihnen an Selbstsicherheit. Sie sind bereits auf dem Weg zur Erschöpfung, das heisst - dies die Quintessenz des Stücks - auf dem richtigen Weg: nämlich auf dem Weg, das konventionelle männliche Rollenbild radikal zu hinterfragen.

Auch das einzige Requisit auf der Bühne, ein riesiger roter Boxhandschuh als Männlichkeitssymbol, büsst seine Stabilität ein, baumelt nach einer Weile hilflos in der Luft und liegt schliesslich flach auf dem Bühnenboden.

Die Spielfreude verlieren Dominik Blumer & Co. während des 90-minütigen Stücks nie. Zunehmend hinterfragen sie Härte, Arbeitswut, Machtgelüste und zeigen: Männer können auch anders. Sie können zusammensitzen und mehrstimmig singen. Oder sie können bereit sein, weniger zu verdienen als Frauen, sie können putzen und kochen, und das sogar gern.

Julia Haennis Stück erzählt vom gesellschaftlichen Umbruch. Es wirbt für den neuen Mann, der die Welt nicht mehr wie eine Dampfwalze überrollen muss. Der sich selber sein kann, ohne andere zu dominieren. Auch wenn die Statements etwas plakativ daherkommen, tut es gut, sie in dieser Klarheit zu hören.

Verfasser: Karl Wüst, ch-intercultur

veröffentlicht: 13. Februar 2020 10:55
aktualisiert: 13. Februar 2020 11:01
Quelle: sda

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