Gamen, bis die Augen zufallen

05.01.2019, 09:10 Uhr
· Online seit 05.01.2019, 08:46 Uhr
Seit Donnerstagabend treffen sich rund 500 Gamer in der Olma-Halle. Wer will kann rund um die Uhr zocken. Beim Besuch wird aber klar, nicht alle sind nur zum Spass hier.
Praktikant FM1Today
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Die Augen müssen sich zuerst an die Dunkelheit gewöhnen. Das Licht ist fahl, die Beleuchtung spärlich. Die Olma-Halle 3.0 wird einzig von Gaming-Bildschirmen und farbigen Bodenlampen erhellt. Seit Donnerstagabend spielen rund 500 Leute an einer sogenannten LAN-Party Computerspiele. «Die verschiedenen Gamer können sich hier zusammenschliessen, um Videospiele zu spielen», erklärt Manuel Oberholzer, einer der Organisatoren der St.Galler Party.

«Früher brauchte man solche Partys, weil das Internet schwach war.» Heute gibt es andere Gründe: «Man kommt zu LAN-Partys, um die Kollegen, die man online kennt, auch im echten Leben zu sehen.» Gespielt wird seit Donnerstag – wer will, kann bis am Sonntagnachmittag durchgehend spielen.

Aus der ganzen Schweiz angereist

Vor den Rechnern sitzen grösstenteils Männer, mit Kopfhörern über den Ohren, den Blick starr auf den Bildschirm gerichtet. Oberholzer schätzt, dass rund zehn Prozent der Teilnehmer weiblich sind. «Aber früher war es speziell, wenn eine Frau dazwischen sitzt. Heute ist es normal.» Viele Teilnehmer kommen nicht alleine, sondern in Gruppen mit Kollegen. Gesprochen wird nicht nur Deutsch, auch französisch und vereinzelt englische Wortfetzen sind zu hören. Die Teilnehmer kommen nämlich nicht nur aus der Region, sondern sind aus Genf, Aargau und Bern angereist.

Ein grosser Aufwand für die Teilnehmer, wenn man bedenkt, dass nur ein Tisch, eine Steckleiste und ein Netzwerkkabel zur Verfügung gestellt wird. Das restliche Equipment bringen die Teilnehmer selber mit. Und so stehen nicht nur funkelnde Gaming-PCs, beleuchtete Tastaturen und hochwertige Mikrofone auf den Tischen, sondern auch ergonomisch geformte Gaming-Stühle auf dem Boden.

Nicht nur Nerds

Die technische Ausstattung steht im krassen Gegensatz zu den Kleidern, die grösstenteils aus Trainerhosen, Kapuzenpullis und Flip-Flops besteht. Doch das Bild des Gamers als Klischee-Nerd habe sich gewandelt, sagt Oberholzer. «Heutzutage sind fast alle Leute Gamer. Darum findet man auch hier alle Gesellschaftsschichten und Berufe.»

Über 1000 Franken Preisgeld

Die Lautstärke hält sich trotz der 500 Teilnehmern in Grenzen. Gesprochen wird grösstenteils in Mikrofone. Nur gelegentlich setzt Applaus ein – und die ganze Halle klatscht mit. Jeder Teilnehmer kann selbst entscheiden, was er spielen möchte, bei vielen sieht man «Ego-Shooter» auf dem Bildschirm. Die Organisatoren veranstalten dazu Turnier. «Dabei gibt es Preisgelder von bis zu 1400 Franken zu gewinnen und die Turniere sind ein Teil der E-Sport Schweizermeisterschaften», sagt der Organisator. Gespielt wird in Teams, viele davon trainieren häufig und sind gut erkennbar durch eigene T-Shirts. «Es gibt aber auch viele, die nur zum Spass spielen.»

Die Standortförderung der Stadt St.Gallen unterstützt die LAN-Party mit 5000 Franken und der Infrastruktur. Für die Stadt sei der Anlass ein guter Weg, um St.Gallen als Digitalstandort bekannter und präsenter zu machen.

Schlafen auf dem Gaming-Stuhl

Läuft man durch die Halle, gibt es, ähnlich wie bei der Olma, kaum ein durchkommen. Grosse Matratzen und Kisten mit Energydrinks versperren den Weg. Denn theoretisch könnte man vier Tage lang durchspielen. Das machen jedoch die wenigsten. Deshalb gibt es auch eine grosse Schlafhalle, wo die Teilnehmer auf Luftmatratzen Pausen machen können. Manche schlafen auch direkt unter dem Tisch, mit dem Kopf auf der Tastatur oder auf dem Stuhl.
veröffentlicht: 5. Januar 2019 08:46
aktualisiert: 5. Januar 2019 09:10
Quelle: tob

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