«Gotthardpost» findet keinen Käufer

15.06.2018, 19:09 Uhr
· Online seit 15.06.2018, 18:55 Uhr
Das Bild gilt als Ikone der Schweizer Malerei des 19. Jahrhunderts: dennoch fand sich am Freitagnachmittag im Rahmen der jährlichen Juni-Auktion der Berner Galerie Kornfeld kein Käufer für «Die Gotthardpost».
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Gemalt hat es der Künstler Robert Koller im Jahr 1873, ausgerechnet für Alfred Escher, jenen Mann, der mit der Gotthardbahn das Ende der Postkutschen an dem wichtigen Passübergang einläutete. Im Kunsthaus Zürich, wo das Bild ausgestellt ist, zählt es zu den Publikumsmagneten.

Für Postkutschenromantik hatten die im renommierten Berner Auktionshaus am Freitagnachmittag versammelten Kunstliebhaberinnen und -liebhaber aber offenbar nicht allzu viel übrig.

Auktionator Bernhard Bischoff startete die Bieterrunde bei 480'000 Franken, also 120'000 Franken unter der Schätzung. Doch im Saal blieben die Bieterkarten unten. Und auch am Telefon mochte niemand mitbieten.

So blieb Bischoff nichts anderes übrig, als kurzum zu verkünden: «dann rollt die Gotthardpost halt wieder zurück». Das Gemälde ist dabei aber nicht in schlechter Gesellschaft, auch Werke von Cuno Amiet, Ernest Biéler, Lionel Feininger oder Robert Delauney gingen am Freitag nicht weg.

Anklang fanden Bilder der Schweizer Künstler Albert Anker und Ferdinand Hodler. Ankers «Stillleben: Kaffee» wechselte für 1,6 Millionen Franken den Besitzer, eine Walliser Landschaft von Hodler für 1,05 Millionen Franken.

Der Kunsthandel ist eine äusserst diskrete Sache. Und so werden an Auktionen auch keine Namen von Personen genannt, die Bilder einreichten oder ersteigern. Lediglich eine Nummer steht auf der Bieterkarte, mit der die Betroffenen signalisieren, ob sie für sich oder im Auftrag von gutbetuchten Klienten beim Bieten mithalten wollen.

Wer mitbieten will, der muss über einen prallen Geldbeutel verfügen. Den höchsten Preis erzielte am Freitag die Eisenplastik «Das Lob der Luft» des spanisch-baskischen Bildhauers und Zeichners Eduardo Chillida: drei Millionen Franken, doppelt so viel wie der Schätzpreis.

Die Bieterei war ein kleiner Krimi, denn fast wäre das Hämmerchen bei 2,2 Millionen Franken niedergesaust. Zum ersten, zum zweiten, zum drrr... In allerletzter Sekunde schnellte noch eine Bieterkarte in die Höhe. Von da an mochten die beiden verbliebenen Konkurrenten so rasch nicht aufgeben und jagten sich mit immer neuen Angeboten. Bei drei Millionen konnte der Auktionator schliesslich verkünden: «und zum dritten».

veröffentlicht: 15. Juni 2018 18:55
aktualisiert: 15. Juni 2018 19:09
Quelle: SDA

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