Kulturwirtschaft

Jedes zehnte Unternehmen gehört zum Kultursektor

13.10.2020, 14:59 Uhr
· Online seit 13.10.2020, 14:51 Uhr
Kultur ist ein Wirtschaftssektor (fast) wie jeder andere: In der Schweiz sorgt dieser Sektor für eine Wertschöpfung von 15 Milliarden Franken, 2,1 Prozent des BIP. Jedes zehnte Unternehmen dient der Kulturwirtschaft. Und der Sektor wächst - sogar überdurchschnittlich.
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Kulturschaffende haben bekanntlich besonders stark unter der Coronakrise zu leiden. In den Darstellenden Künsten etwa kam das Geschäft nach den Iden des März 2020 total zum Erliegen. 62,2 Prozent der Schweizer Kulturunternehmen sind Einzelfirmen - beispielsweise Comedians, Musiker oder auch Autorinnen, die plötzlich keine Auftritte oder Lesungen mehr hatten.

In Anbetracht der aktuellen Situation während der Covid-19-Epidemie biete diese erstmalige Statistik der Kulturwirtschaft «eine Grundlage an systematisch erhobenen Daten, dank der die Bedürfnisse eines Bereichs erkannt werden können, der hart getroffen wurde und die Auswirkungen der Krise noch lange spüren wird», heisst es in einer Mitteilung des Bundesamts für Statistik (BFS) vom Dienstag.

66'000 «Kulturfabriken»

Der Kultursektor umfasste 2018 genau 63'639 Unternehmen an 66'122 Arbeitsstätten oder Produktionsstandorte. Das entspricht einem Anteil von etwa 10,5 Prozent der Unternehmen und 9,6 Prozent der Arbeitsstätten.

Mit knapp 20'000 Unternehmen bildeten die Bildenden Künste den grössten Bereich; sie umfassen neben Malerei, Skulpturen, Plastiken und Fotografie auch Design und Mode. Architektur machte mit 13'430 Unternehmen den zweitgrössten Teilsektor aus, die Darstellenden Künste mit knapp 10'000 Unternehmen kamen auf Platz drei.

Die Zahl der Kulturunternehmen ist gemäss BFS zwischen 2011 und 2018 um 13 Prozent gewachsen - deutlich stärker als Unternehmen in der Gesamtwirtschaft, die nur 7,4 Prozent zulegten.

4,5 Prozent arbeiten in der Kultur

Weil Kulturbetriebe häufig klein sind machen Arbeitnehmer im Kultursektor weniger als die 10 Prozent der Unternehmen aus, nämlich nur 4,5 Prozent - 235'000 Personen gegenüber 5,25 Millionen in der Gesamtwirtschaft.

Auch die Verteilung auf die Untersektoren ist anders. Hier ist Architektur mit 54'000 Arbeitnehmenden der grösste Bereich, gefolgt von Buch und Presse mit knapp 50'000 Personen.

Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten des letztgenannten Teilsektors war Hauptursache für das negative Wachstum des Kultursektors: Er schrumpfte seit 2011 um 1,3 Prozent, während das BIP in derselben Zeit um 2 Prozent wuchs.

Überdurchschnittlich viele Gebildete

Die Kulturschaffenden sind eine gut ausgebildete Kategorie von Erwerbspersonen: 2019 hatte die Mehrheit (56 Prozent) einen tertiären Abschluss, gegenüber 42 Prozent bei allen Erwerbstätigen.

In den Bereichen Werbung, Kulturunterricht, Kulturerbe und vor allem Architektur/Bibliotheken haben Frauen eine deutliche Mehrheit. Die Lohntüten der Frauen sind freilich deutlich magerer als diejenigen ihrer Kolleginnen in anderen Wirtschaftszweigen.

Während gesamthaft das mediane Lohneinkommen 2018 bei 6857 Franken für die Männer und 6067 Franken für die Frauen lag, verdienten männliche Kulturschaffende im Kultursektor (es gibt auch welche ausserhalb des Kultursektors) 7356 Franken, weibliche hingegen nur 6088 Franken. Dies ist 17 Prozent tiefer versus 12 Prozent in der Gesamtwirtschaft.

Studie: https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home.assetdetail.14756845.html

veröffentlicht: 13. Oktober 2020 14:51
aktualisiert: 13. Oktober 2020 14:59
Quelle: sda

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