Roman Signer im Kunstmuseum St. Gallen

23.05.2018, 14:32 Uhr
· Online seit 23.05.2018, 13:41 Uhr
Roman Signer ist mit 80 Jahren noch immer aktiv und voller Ideen: Für die Installation «Blaues Fass: Schneise im Feld» im Kunstmuseum St. Gallen legte der Künstler kräftig Hand an. Das Werk ist Teil der Ausstellung «Spuren».
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Das Kunstmuseum St. Gallen zeigt Roman Signers «Spuren» vom 26. Mai bis zum 12. August. Der international erfolgreiche Künstler und gebürtige Appenzeller, der seit 1977 in St. Gallen lebt, konnte am 19. Mai seinen 80. Geburtstag feiern.

Anlass zur Ausstellung ist eine Schenkung der Sammlerin und Galeristin Ursula Hauser ans Kunstmuseum St. Gallen: 46 Zeichnungen aus den Jahren 1971 bis 1987, in denen Signer seine Ideen auf Papier festhielt, sind in St. Gallen erstmals zu sehen. Hinzu kommt die Installation «Blaues Fass: Schneise im Feld», die 1999 für die Biennale in Venedig entstand.

Um das Fass in Bewegung zu setzen, legte Signer am Dienstag im Oberlichtsaal des Museums selber Hand an: Von einem schrägen Podest liess er das schwere, mit 50 Litern Wasser gefüllte Blechfass ins «Feld» rollen. Mit der so entstandenen Schneise quer durch unzählige in den Boden gesteckte Holzstäbe zeigte sich Signer zufrieden. Die Schneise bleibt für die Ausstellung so bestehen.

Zu den Zeichnungen, die zwei Räume füllen, erklärte der Künstler, viele der skizzierten Ideen habe er nie verwirklicht. Dies gilt nicht für eine Aktion mit Zündschnüren und Sprengungen, die Signer 1987 zur Wiedereröffnung des St. Galler Natur- und Kunstmuseums im Stadtpark inszenierte. Mehrere Zeichnungen dokumentieren jenen komplexen Ablauf.

Wasser speiende Gummistiefel, explodierende Chefsessel, schwebende Kajaks und zuckende Schläuche machten den Aktionskünstler weltberühmt. Vieles hielt Signer selber mit der Super-8-Kamera fest. Eine Reihe der Filme sind in digitalisierter Version in der aktuellen Ausstellung zu sehen.

Signers Aktionen seien «Legende, seine internationalen Ausstellungen füllen inzwischen Bände», schreibt das Kunstmuseum. Signer habe die Skulptur revolutioniert und durch das Sichtbarmachen von Prozessen und die Entmaterialisierung der Form einen neuen Skulpturbegriff geschaffen. Trotz seiner Weltläufigkeit habe er die Verbindung zu St. Gallen und dem Appenzellerland nie gekappt.

Die Spuren, die er hinterliess, sind das Thema der Ausstellung. Es sind eher leise Erinnerungen. «Action» steht nicht mehr im Vordergrund. Bei der Installation «Stehende Holzbalken» aus 240 in einem Raum aufgestellten Balken verzichtet Signer auf Aktion. 2015 im schottischen Dundee hatte der Künstler die Balken noch wie Dominosteine umstürzen lassen.

Dies sei jetzt nur noch «eine Gefahr», erklärt Signer. Der Dominoeffekt wirkt aber auch in dieser latenten Möglichkeit real - zumindest im Kopf. Auch das Velo, mit dem der Künstler einst durchs Museum kurvte und ein gelbes Band abrollte, steht nur noch als Erinnerung da, mit einer Spur von abgewickeltem Band um die Säulen.

«Spur» heisst auch die knapp vier Meter lange Aluminiumwanne mit Quarzsand und einem Autoreifen, dessen Abdruck sich als Muster durch die ganze Wanne zieht. Im Treppenaufgang des Museums hat Signer eine kunstvoll geformte «Sandtreppe» installiert.

Auch in einem der Räume mit den Zeichnungen finden sich am Boden vier kleine Sandhaufen. «Vielleicht mache ich daraus noch etwas», sagt der Künstler. Er habe ja noch ein bisschen Zeit bis zur Eröffnung der Ausstellung.

www.kunstmuseumsg.ch

veröffentlicht: 23. Mai 2018 13:41
aktualisiert: 23. Mai 2018 14:32
Quelle: SDA

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