Spezielles Hobby

Reborn Dolls: Sehen aus wie echte Babys, sind es aber nicht

· Online seit 03.01.2023, 06:05 Uhr
Reborn Dolls sind kleine Puppen, welche aussehen wie echte Babys. Seit 2013 verfolgt Sabine Schaub die Tätigkeit des sogenannten Rebornens. Im Gespräch erzählt sie von ihrem Hobby.
Yasmin Stamm
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Auf Facebook wird ein Bild eines kleinen Buben gepostet, welcher mit geschlossenen Augen in seinem Bettchen liegt. Er sieht aus, als ob er jeden Moment aufwachen würde. Doch das tut er nicht. Denn das kleine Baby ist eine Puppe, eine sogenannte Reborn Doll (dt. wiedergeborene Puppe).

Malen und basteln

Solche Puppen stellt die Baslerin Sabine Schaub her. Sie ist 51 Jahre alt, hat drei erwachsene Söhne und absolviert den Master in Sozialpädagogik. In ihrer Freizeit färbt sie Puppenbausätze, sogenannte Rohlinge.

«Das Herstellen dieser Puppen hat einfach etwas sehr Beruhigendes für mich», sagt Schaub. Sie färbt Reborns seit 2013. Auf das Hobby gekommen sei sie per Zufall. «Ich habe immer gerne und viel gebastelt, gemalt und gebacken. Deshalb habe ich auch das Rebornen ausprobiert.»

Das Färben und Zusammensetzen der Rohlinge braucht viel Übung und Geduld. «Mein erstes Reborn hatte feuerrote Lippen, weil ich damals noch nicht wusste, dass man Farben mischen kann», sagt Schaub. Nach fast zehn Jahren rebornen sehen aber auch ihre Puppen aus wie richtige kleine Babys.

Teures Hobby

Die Materialkosten für ein Rebornbaby liegen bei ungefähr 250 Franken. Darunter fällt unter anderem der Bausatz, das Füllmaterial, jegliches Material zum Färben sowie Energiekosten für den Brennofen. Jegliche Aufwandskosten sind damit noch nicht gedeckt. «Ich verkaufe meine Reborns meist für ungefähr 500 bis 800 Franken», so Sabine Schaub.

Sie sammelt die Puppen nicht selbst. «Ich geniesse es, die Babys färben zu können und sie zusammenzusetzen, aber das Sammeln überlasse ich lieber anderen.» Vor allem könne sie es sich finanziell nicht leisten, nur zu kaufen, aber nicht zu verkaufen.

Von Amerika nach Europa

Der Trend der Reborn Dolls entstand in den 90er-Jahren in Amerika. Künstler wollten Puppen so realistisch wie möglich machen und alte Baby-Puppen neu gestalten und sozusagen neu gebären (englisch: reborn).

Dazu wurde die vorherige Farbe entfernt und die Puppe komplett neu bemalt. Mit der Zeit gab es aber auch Künstler, die begannen, Reborn-Bausätze zu erstellen. Diese können frisch bemalt werden und sehen meist schon sehr realistisch aus.

Mittlerweile ist das Hobby stark gewachsen. Es gibt jährliche Treffen und Messen der Reborn Community. Auch in der Schweiz ist das Bemalen und Sammeln der Puppen immer bekannter. Personen, welche die Puppen sammeln, sind Reborn-Eltern, Personen, welche diese Puppen herstellen, nennen sich Reborner.

Ein ganz gewöhnliches Hobby

Das Rebornen und Sammeln von Reborns ist in der Gesellschaft sehr wenig akzeptiert. Unter Unwissenden gelten Menschen, die Reborns sammeln oft als verrückt. Dies aber ohne Grund. «Nur weil eine Frau Puppen sammelt, hat sie keine psychische Macke. Es ist ja auch normal, wenn ein Mann mit einer Modelleisenbahn spielt», sagt Schaub.

Natürlich komme es vor, dass Reborns benutzt werden, um Angststörungen zu lindern oder um einen unerfüllten Kinderwunsch zu stillen. Doch die meisten Frauen seien einfach normale Menschen, welche gerne Dinge sammeln.

Wenn Sabine Schaub ihre Reborns färbt, dann kann sie ganz in ihre eigene Welt abtauchen. «Es ist einfach etwas Besonderes für mich, zu sehen, wie sich dieses Baby entwickelt. Anfangs habe ich selten einen Plan, sondern vertraue einfach dem Prozess.»

veröffentlicht: 3. Januar 2023 06:05
aktualisiert: 3. Januar 2023 06:05
Quelle: FM1Today

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