Gesundheit

So kannst du dich vor einer Blasenentzündung schützen

08.12.2021, 15:12 Uhr
· Online seit 07.12.2021, 06:50 Uhr
Eine Blasenentzündung gehört zu den unangenehmeren Dingen – mit ein paar simplen Tricks ist sie aber vermeidbar, sagt ein Experte. Dabei kann auch die Ernährung entscheidend sein.
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Die Adventszeit lockt viele Menschen nach draussen. Natürlich ist bei solch tiefen Temperaturen warme Kleidung gefragt, ansonsten riskiert man eine Blasenentzündung – so zumindest ein weitverbreiteter Irrglaube. In Tat und Wahrheit lauern die Gefahren für eine Blasenentzündung woanders, sagt Marco Randazzo von der Hirslanden Klinik in Aarau. Der Urologe räumt mit Missverständnissen auf und gibt Tipps zur Prävention einer Blasenentzündung.

1. Was genau ist eine Blasenentzündung?

Eine Zystitis, wie die Blasenentzündung im Fachjargon genannt wird, ist eine Reaktion des Körpers auf das Eindringen von krankhaften Bakterien in die Harnblase. «Dass sich solche Keime in der Harnblase eingefunden haben, zeigt sich meist durch lästige Symptome wie häufigem Harndrang und Brennen beim Urin lösen», erklärt Urologe Randazzo. In seltenen Fällen könne es sogar zu Fieber und Übelkeit bis hin zu Schmerzen im Nierenbereich – seitlich des Bauchs und Rückens – kommen.

2. Wie fängt man sich die Infektion ein?

Der «Klassiker», wie Urologe Randazzo sagt, ist das Eindringen der Keime beim Geschlechtsverkehr. Darauf anfällig sind vor allem Frauen: Keime aus dem Genitalbereich gelangen direkt in die Harnröhre und wandern zur Blase hinauf. Die weibliche Harnröhre ist um einiges kürzer als die eines Mannes, die Keime haben also einen weniger weiten Weg. Ein Kondom hilft da nur bedingt, denn dieses ist ebenfalls nicht komplett steril.

In fortgeschrittenem Alter sinkt bei Frauen zudem der Hormon- beziehungsweise Östrogenspiegel. Dadurch ist die Schleimhaut der Harnröhre schwächer und durchlässiger. Sie lässt Bakterien von aussen eher bis zur Blase vordringen.

Männer hingegen sind in fortgeschrittenem Alter anfälliger, wenn sich ihre Prostata ein wenig vergrössert. Dadurch kann ihre Harnröhre eingeengt werden. «Der Harnblasenmuskel ist dann nicht mehr so kräftig, als dass sich die Blase richtig entleeren könnte.» Bildet sich dann Restharn, könne dies ebenfalls zu einer Infektion führen.

Nebst Sex kann auch das Baden in stark ungereinigtem Wasser eine Blasenentzündung nach sich ziehen.

3. Welchen Einfluss hat das Wetter?

Dass tiefe Temperaturen, wie sie jetzt im Winter herrschen, eine Entzündung auslösen können, ist laut Randazzo ein «Ammenmärchen»: «Die Blase ist tief verpackt im Becken, umhüllt von Bindegewebe und Muskeln. Folglich bleibt die Kerntemperatur immer dieselbe.» Die Blasennerven hingegen können theoretisch auf Kälte reagieren, etwa in Form von starkem Harndrang. Dies habe aber nichts mit einer Blasenentzündung zu tun.

4. Spielt auch Stress eine Rolle?

Apropos Nerven: Der gesamte menschliche Körper ist durchzogen von Nerven, die auf äussere Reize reagieren. Zu denen gehören auch solche, die der Mensch gerne verdrängt: Stress, zum Beispiel während Prüfungsphasen oder im Beruf, aber auch Angstzustände begünstigen das Eindringen von Keimen. Sogenannte vegetative Reaktionen kann man auch bei anderen Organen wie dem Darm beobachten. Laut dem Urologen sind zudem Menschen mit einer Stoffwechselkrankheit tendenziell anfälliger auf eine Zystitis.

5. Wie kann eine Blasenentzündung verhindert werden?

Für Frauen nach dem Sex gilt: Die Toilette aufsuchen, Wasser lösen und die Trinkmenge erhöhen. Dadurch können Keime sofort wieder ausgespült werden. Überhaupt sind regelmässige WC-Gänge von Vorteil – beziehungsweise ausreichendes Trinken, um für solche zu sorgen. Dabei empfiehlt Randazzo Wasser mit Zitronensaft (am besten frischgepresst), Preiselbeersaft sowie Blasen- und Nierentee. Von Nachteil sind eher Süssgetränke. «Und bei der Ernährung gilt: Mehr pflanzliche, weniger tierische Produkte essen.»

6. Wann sollte ein Arzt aufgesucht werden?

Je nach Intensität, Dauer und früheren Erfahrungen kann man die Entzündung gelegentlich auch ohne ärztliche Konsultation auskurieren. Ab dem dritten Tag und bei anhaltenden Symptomen darf aber nicht mehr gezögert werden, vor allem nicht, wenn Fieber (ab 38 Grad), Schüttelfrost, Erbrechen und Schmerzen im Nierenbereich dazukommen. «Letztere sind Indizien dafür, dass die Keime von der Harnblase zu den Nieren hinauf gewandert sind. Das kann schnell zu einer Blutvergiftung führen», so Randazzo – aus einer harmlosen Zystitis ist plötzlich eine Nierenbeckenentzündung geworden.

veröffentlicht: 7. Dezember 2021 06:50
aktualisiert: 8. Dezember 2021 15:12
Quelle: ArgoviaToday

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