Langsamverkehr

Corona kurbelt in der Romandie Velotrend an

12.06.2020, 16:36 Uhr
· Online seit 12.06.2020, 16:35 Uhr
In der Romandie hat die Corona-Krise dem Velofahren grossen Auftrieb gegeben. Der Kanton Waadt, aber auch die Städte Lausanne, Genf und Freiburg nutzten die Zeit, um über hundert Kilometer Fahrradwege neu zu schaffen. Ob der Boom anhält, wird sich erst noch weisen.
Anzeige

Anfang Juni schätzte die Organisation Pro Velo, dass sich die Zahl der Velofahrer auf den Schweizer Strassen im Vergleich zur Zeit vor Ausbruch der Pandemie verdreifacht hat. «Am Anfang haben viele das Velo aus dem Keller hervorgeholt, um an die frische Luft zu kommen. Jetzt, nachdem die Normalität langsam zurück kehrt, beobachten wir eine starke Nachfrage in den Geschäften für Fahrräder und Zubehör», hält Zoé Dardel, Sekretärin von Pro Velo Lausanne, fest.

«Wir bekommen extrem viele Velos zum Reparieren. Die Nachfrage hat um 50 Prozent zugenommen», bestätigt Rémi Trémel, Geschäftsführer des Veloladens «La Pédale» in Lausanne. Er hat festgestellt, dass viele Leute entschieden haben, mit dem Fahrrad zur Arbeit pedalen, um dem öffentlichen Verkehr aus dem Weg zu gehen.

Polemik in Genf

Mehrere Westschweizer Städte und Kantone nutzten die Zeit, mehr Fahrradstreifen zu schaffen, damit nicht zu viele Menschen wieder das Auto nehmen. In Genf, das unter chronisch verstopften Strassen leidet, führten die Pläne jüngst zu einer Polemik. Der Widerstand kommt insbesondere von Seiten der SVP, welche die freie Wahl der Verkehrsmittel und die Rechte der Autofahrer bedroht sieht.

Im Kanton Waadt gibt es demgegenüber kaum Kritik. Hier sollen während dem Sommer provisorisch über 100 Kilometer Fahrradstreifen geschaffen werden.

Die Stadt Freiburg hat für Velofahrer auf dem Boulevard Pérolles eine provisorische Spur eingerichtet. In der Stadt Lausanne sind in den letzten Wochen 4,5 Kilometer Fahrradstreifen geschaffen worden - soviel wie normalerweise in einem Jahr. Weitere drei Kilometer sollen in diesem Sommer hinzukommen.

Mehr Zonen mit Tempo 20 und 30

Parallel dazu erweitert die Stadt Lausanne die Zonen, in denen die Geschwindigkeit des motorisierten Verkehrs auf 20 oder 30 km/h beschränkt ist. Damit soll die Fortbewegung zu Fuss oder mit dem Velo erleichtert werden.

«Die Massnahmen sind zwar provisorisch, aber sie geben Gelegenheit, Dinge auszuprobieren, die man in normalen Zeiten nicht bereit ist zu tun», sagt Zoé Dardel und fügt hinzu: «Es ist zu hoffen, dass all dies von Dauer sein wird, aber dies hängt auch von den Begleitmassnahmen ab. Die Velofahrer fühlen sich im Verkehr nicht immer sicher.»

veröffentlicht: 12. Juni 2020 16:35
aktualisiert: 12. Juni 2020 16:36
Quelle: sda

Anzeige
Anzeige