Erstes Outing im Schwingsport: Curdin Orlik ist schwul

«Ich bin keiner, der vor Leuten herumknutscht, aber ich will mich mit einem Mann in die Badi legen und ihn berühren können», sagt Curdin Orlik (27) gegenüber dem Tages-Anzeiger. Es ist das erste Outing eines Schwingers, gar das erste eines aktiven männlichen Schweizer Topsportlers. 

Schweigen ist vorbei

Zu lange habe er verdrängt, wer er wirklich sei, so der ältere Bruder von Armon Orlik (24), der ebenfalls erfolgreich schwingt. Nun will er seine sexuelle Orientierung nicht mehr länger verschweigen. «Ich will frei sein.»

Curdin Orlik gehört dem Berner Schwingverband an und hat 35 Kränze und fünf Kranzfestsiege auf seinem Konto. Der 187 Zentimeter grosse Bündner ist Vater eines kleinen Sohnes aus einer früheren Beziehung. 2017 hatte er sich von seiner Partnerin getrennt. Er lebt in Rubigen BE in der Nähe seines Sohnes und arbeitet dort als Agronom.

«Will Sohn nicht anlügen»

Das Outing gebühre unter anderem seinem Sohn, sagt Orlik. Er wolle ihn nicht anlügen. «Ich wusste schon immer, dass ich schwul bin, sicher seit ich zwölf war. Aber ich dachte: Das ist falsch, das kann nicht sein», sagt er zum Tages-Anzeiger. «Aber ich bin es. Nun ist es raus.»

Sein Bruder Armon sagt, er bewundere Curdin: «Dass sich mein Bruder outet, ist das Mutigste, das jemand machen kann.» Über seine Zukunftsaussichten befragt, sagte er: «Vielleicht werde ich etwas Zeit brauchen, bis mich die neue Situation nicht mehr stresst, sondern befreit.»

Nach dem Coming-out meldet sich Pink Cross, der Schweizer Dachverband der schwulen und bisexuellen Männer: «Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich der erste Spitzenschwinger als schwul outete. Curdin Orlik ist mutig vorangeschritten und hat diesen Schritt gewagt.»

(lag)