«Deutsche Fernsehgeschichte»

Gegen den Pflegenotstand: Joko und Klaas zeigen Marathon-Sendung

01.04.2021, 21:09 Uhr
· Online seit 01.04.2021, 20:58 Uhr
Das Moderatoren-Duo hat sich 15 Minuten Sendezeit erspielt – und 7 Stunden ohne Werbung auf Prosieben auf den Pflegenotstand aufmerksam gemacht. Selbst die Konkurrenz klatscht anerkennend.
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Klaas Heufer-Umlauf und Joko Winterscheidt haben sich am Mittwoch in der Show «Joko und Klaas gegen Prosieben» 15 Minuten Sendezeit erspielt, die sie frei gestalten durften. Bei früheren Siegen nutzten die beiden ihre Zeit um auf sexuelle Belästigung und Gewalt gegen Frauen oder die Situation im Flüchtlingslager auf Moira aufmerksam zu machen.

Sieben Stunden Sondersendung ohne Werbeunterbrechung

Doch diesmal dachten die beiden nicht daran eine 15-minütige Sendung zu produzieren. Stattdessen gewährte ihnen der Sender volle sieben Stunden – das gesamte Programm wurde gestrichen. An diese Stelle trat die Sondersendung unter dem Motto #nichtselbstverständlich. Sie gab einen mehrstündigen Einblick in den Alltag von Pflegekräften in Deutschland. Das Duo wollte damit auf den Pflegenotstand aufmerksam machen. Mit Erfolg.

Die Aktion wird im Netz gefeiert. Bereits am Morgen nach der Show hatte der Hashtag #nichtselbstverständlich weit über 30'000 Tweets. Aber nicht nur Twitter verneigte sich vor dem Duo und Prosieben, sondern auch die Konkurrenz. Arte spricht davon, es sei «ein Stück deutsche TV-Geschichte.Chapeau», und sogar RTL lobt den Sender für seine «starke Aktion».

In der siebenstündigen Sendung haben Joko und Klaas den Pflegenden eine Stimme gegeben. Die Zuschauerinnen und Zuschauer konnten die Pflegerin Meike Ista in Echtzeit während ihrer Frühschicht begleiten. Auf Werbung oder Unterbrüche wurde vollständig verzichtet.

Meike Ista arbeitet in der Uniklinik Münster. Mit einer umgehängten Bodycam hat sie die TV-Zuschauer auf ihren Arbeitstag mitgenommen: Fieber messen, Blut abnehmen, Handschuhe anziehen, Handschuhe ausziehen, desinfizieren, zuhören, beruhigen, da sein.

Neben der Hauptprotagonistin kommen im Splitscreen andere Pflegerinnen und Pfleger aus verschiedenen Kliniken und Heimen zu Wort. Eindrückliche Statements für sich genommen – die aber im Grossen auch klar machen, dass die Situation in der Pflege ganz direkt mit der Politik zusammenhängt. Dass nicht Corona am Pflegenotstand schuld ist, sondern er dadurch aktuell stärker in den Vordergrund rückt, wird bei folgender Äusserung einer Pflegerin klar: «Corona ist nicht schuld daran. Corona ist das Brennglas, das alles in den Fokus gerückt hat.»

Ausschnitt aus der siebenstündigen Sondersendung

veröffentlicht: 1. April 2021 20:58
aktualisiert: 1. April 2021 21:09
Quelle: PilatusToday

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