Madame Tussauds

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12.12.2020, 08:37 Uhr
· Online seit 12.12.2020, 07:37 Uhr
Madame-Tussauds-Museen gibt es weltweit. Was viele nicht wissen: gegründet wurde das Wachsfigurenkabinett von einer Schweizerin. Marie Grosholtz erlernte das Modellieren in Bern.
Sven Brun
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Wann genau Marie Grosholtz geboren wurde, ist nicht ganz klar, am 1., 7. oder 12. Dezember, aber das Jahr und der Ort sind klar: 1761 in Strassburg. Ihr Vater Joseph fiel zwei Monate vor ihrer Geburt im Siebenjährigen Krieg. Die Mutter Anne-Marie war bei der ungewollten Schwangerschaft erst 17 Jahre alt. Als dreijähriges Mädchen zog Marie dann mit ihrer Mutter nach Bern, wo sich Mutter Anne-Marie in den adeligen Arzt Philippe Curtius verliebte und die schweizerische Staatsbürgerschaft erwarb.

Der Cousin von König Ludwig XV

Der Ehemann Philippe Curtius modellierte menschliche Organe aus Wachs. Diese verkauften sich recht gut und er begann bekannte Persönlichkeiten zu porträtieren. 1765 machte er die Bekanntschaft mit einem Cousin von König Ludwig XV. Dieser lud Curtius nach Paris ein. Anscheinend gefiel es ihm gut in Frankreich, denn zwei Jahre später zog sowohl Curtius wie auch seine Frau Anne-Marie und Marie in die Stadt der Liebe.

Die kleine Marie nannte Curtius Onkel. Dieser brachte dem talentierten Mädchen das Modellieren bei. Bereits mit 17 Jahren erschuf sie ihr erstes lebensgrosses Modell.

So wird eine Wachsfigur hergestellt: 

Das Museum der Toten

Die Wachsfiguren von Marie Grosholtz wurden mit den Jahren immer beliebter. Sie fertigte Abbilder von Grössen wie Jean-Jacques Rousseau oder Benjamin Franklin an. Der Ausbruch der Französischen Revolution liess jedoch die Kunden verschwinden. Marie wurde gezwungen, Totenmasken von prominenten Verstorbenen anzufertigen, denn die aufgespiessten Köpfe von Toten verwesten sehr schnell. Maries Masken wurden dann im Revolutionsmuseum ausgestellt.

Grössen wie der König Ludwig, seine Frau Antoinette, Revolutionäre Danton oder Robespierre lagen auf dem Arbeitstisch von Marie.

Der legendäre Name eines Trinkers

Nach dem Tod von Curtius erbte Marie die gesamte Wachsfigurensammlung. 1795 heiratete sie den Ingenieuren François Tussaud. Die Ehe brachte zwei Söhne, aber wenig Liebe. Tussaud war ein Trinker.

Sowohl die Trinksucht des Ehemannes wie auch der Ausbruch der Koalitionskriege führten dazu, dass Marie 1802 nach Grossbritannien auswanderte.

Madame Tussauds in London

Marie sah ihren Ehemann und Frankreich nie wieder. 33 Jahre lang zog sie mit ihren Söhnen durch Grossbritannien und Irland und verkaufte ihre Wachsfiguren. 1835 eröffnete Marie Tussaud das erste Wachsfiguren-Museum in London.

1843, als 81-jährige, erschuf sie die letzte Wachsfigur: Ein Selbstportrait. Danach übergab sie das Kabinett ihren Söhnen. Am 16. April 1850 starb Marie Tussaud in Chelsea.

Die «Madame Tussauds» heute

24 «Madame Tussauds» gibt es mittlerweile auf der ganzen Welt. Egal ob in Wien, Hongkong oder New York, der Besuch im Wachsfiguren-Museum gehört für viele Touristen bei einem Städtetrip zum Pflichtbesuch.

Freizeit-Historiker, Sportfans und Filmliebhaber kommen auf ihre Kosten. In den Museen gibt es Abbilder von berühmten Politikern wie Hitler, Churchill oder Obama, Sportler wie Federer, Ronaldo oder Schumacher und Filmstars wie Pitt, Jolie oder Depp zu bestaunen.

Ein «Bärner Meitschi» ist Ursprung einer weltweiten Erfolgsgeschichte – in Wachs geschnitzt.

veröffentlicht: 12. Dezember 2020 07:37
aktualisiert: 12. Dezember 2020 08:37
Quelle: PilatusToday

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