Facebook ist bei Jugendlichen out

06.09.2018, 14:03 Uhr
· Online seit 06.09.2018, 11:55 Uhr
Facebook ist bei Jugendlichen immer weniger beliebt: Jeder vierte User in den USA hat in den letzten Monaten die App auf dem Handy gelöscht, zeigt eine neue Studie. Instagram erfüllt immer mehr die Bedürfnisse der Jugend.
Lara Abderhalden
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Wer Instagram hat, ist cool, Facebook haben eher die Social Media-Greise - dies zeigt zumindest eine neue Studie des Pew Research Center. 42 Prozent der amerikanischen Facebook-User haben sich im letzten Jahr mindestens eine Pause von Facebook gegönnt, rund 25 Prozent hat Facebook auf dem Handy gelöscht und mehr als jeder zweite änderte in den letzten zwölf Monaten die Privatsphäre-Einstellungen. Unter den Personen, die Facebook löschten, ist fast die Hälfte zwischen 18 und 29 Jahre alt.

56 Minuten Instagram pro Tag

Die Studie zeigt einen Trend, der sich schon in den vergangenen Jahren abzeichnete. Die JIM-Studie 2016, die den Medienumgang von Jugendlichen in Deutschland analysiert, kam bereits vor zwei Jahren zum Schluss, dass nur noch rund 40 Prozent der Jugendlichen zwischen zwölf und 19 Jahren Facebook mehrmals in der Woche nutzen. Ein Jahr zuvor waren es noch über 50 Prozent. Bereits vor zwei Jahren war den Jüngeren Facebook kaum mehr ein Begriff. Die Zahl der Seitenaufrufe sank bei Facebook in den letzten zwei Jahren von 8,5 Milliarden Seitenaufrufen pro Monat auf knapp 4,7 Milliarden Seitenaufrufe pro Monat.

Schaut man einem zwölf bis 15-Jährigen heute über die Schulter auf das Smartphone, befinden diese sich mehrheitlich auf Instagram. Eine Analyse von Similarweb zeigt, dass die US-Nutzer pro Tag ganze 56 Minuten auf Instagram verbringen. Vor einem Jahr waren es noch 27 Minuten.

«Facebook nervt»

Der FM1Today-Social-Media-Experte Gerry Reinhardt kann verstehen, dass immer weniger Jugendliche Facebook nutzen: «Facebook nervt. Es verändert sich jeden Tag aufs Neue. Jeden Tag gibt es neue Funktionen, die man nicht versteht oder Funktionen werden abgeschafft.» Ausserdem sehe man auf Facebook nicht mehr das, was man wolle. Es gebe immer mehr Werbung, die Beiträge von Freunden verdrängen. «Auf Instagram können die Jugendlichen den ganzen Tag Videos schauen und das ist genaus das, was sie wollen.»

Da Facebook erst ab 13 Jahre ist, würden viele Junge Facebook gar nicht mehr kennnen, weshalb Facebook ein Problem mit dem Nachwuchs hat. «Facebook hat mittlerweile erkannt, dass sie vermehrt auf Videos setzen müssen und hat letzte Woche das Facebook TV lanciert. Damit sollen Jugendliche vermehrt abgeholt werden.» Denn das Fernseh-Verhalten habe sich mit der Zeit auch verändert. «Meine Tochter schaut immerzu Youtube-Videos auf dem Fernsehen. Sie hat eine App mit der sie die Videos über den Fernsehen abspielen kann», sagt Gerry Reinhardt. Konventionelles Fernsehen habe je länger je mehr ausgedient: «Die Jugendlichen wollen nicht das sehen, was gerade im Fernsehen läuft, sie wollen das sehen, was sie wollen.»

Das Facebook ganz von der Bildfläche verschwindet, glaubt Gerry Reinhardt aber nicht: «Viele im mittleren Alter nutzen Facebook um Kontakte aufrecht zuerhalten. Dies beispielsweise zu einem Freund im Ausland. Ausserdem findet man auf Facebook auch noch Schulkameraden von früher.»

(abl)

veröffentlicht: 6. September 2018 11:55
aktualisiert: 6. September 2018 14:03

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