Feuerlauf-Drama Wädenswil

«Habe nichts falsch gemacht» – Aargauer Anbieter nimmt Stellung

15.06.2022, 21:12 Uhr
· Online seit 15.06.2022, 12:43 Uhr
Bei einem Teambuilding-Event auf der Halbinsel Au bei Wädenswil wurden am Dienstagabend 30 Personen verletzt, 13 davon schwer. Der Aargauer Anbieter nimmt gegenüber Blick Stellung.

Quelle: TeleM1

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«Nur Mut, hier gibt es die Grenzerfahrung», heisst es auf der Website des Aargauer Feuerlauf-Anbieters, den die Goldbach AG für ihr gestriges Team-Event engagiert haben soll. Weiter gelobt dieser vermeintliche Spezialist auf seiner Website «Safety First» beim «ganz besonderen» Teamevent «Hot Feet». Dass diese Erfahrung weit über die Grenze ging, war spätestens klar, nachdem über ein Dutzend Personen mit teils schweren Verbrennungen an den Füssen ins Spital mussten.

Veranstalter spricht gegenüber Blick

«Wir haben die Teilnehmenden sowohl technisch wie auch mental auf den Feuerlauf vorbereitet», erklärt sich der Feuerlauf-Organisator aus dem Aargau, Thomy Widmer, gegenüber Blick. Man bereite die Teilnehmenden immer ganz genau auf den Lauf vor, erklärt, in welcher Art und Weise man über die Kohle laufen muss. «Wir weisen vehement darauf hin, dass nicht über die Kohle gerannt oder gehüpft oder geschlendert werden darf. Mehrere Male mussten wir die Leute korrigieren», so Widmer weiter.

«Es hätte ein toller Event werden können.»

Er verweist auf auch die allgemeinen Geschäftsbedingungen: «Darin steht, dass sobald sich jemand nicht an die Vorgaben hält, können wir auch nichts mehr fürs Ergebnis.» Wie Thomy Widmer gegenüber Blick betont, könne man niemanden mehr zurechtweisen, wenn die Person sich auf der Kohle schon falsch verhalten habe. «Dass sich Leute verletzt haben – und da reden wir von Brandblasen an der Hornhaut der Füsse und nicht etwa von Beinbrüchen oder so – das tut mir leid. Aber von unserer Seite ist nichts falsch gelaufen.

«Bei guter Kohle gibt es höchstens schwarze Füsse»

Wenig Verständnis für die Tragödie hat Otto Gerber. Er läuft selber seit 36 Jahren über Kohle und sagt gegenüber TeleM1: «Ich kann mir nur vorstellen, dass es ein Anfänger war.» Dass die Füsse der Teilnehmenden von Blasen und Verbrennungen gezeichnet sind, dürfe nicht passieren. Bei guter Kohle gebe es höchstens schwarze Füsse, sagt Gerber. Deshalb müsse man die Temperatur der Kohle auch prüfen: «Der Leiter muss zuerst laufen. Sind es zwei Leiter, müssen beide zuerst drüber und das zwei- bis dreimal.» Es dürfe unter keinen Umständen jemals ein Teilnehmer als Erster über die heisse Kohle. Und natürlich muss im Vorfeld umfassend eingeführt werden, wie man sich zu verhalten hat.

Ob es denn eine Themeneinführung gab, wie Thomy Widmer im Interview mit Blick sagt, und weshalb es schliesslich zu den vielen Verletzungen kam, ist weiterhin Gegenstand der Ermittlungen. Feststeht: Das Event – mit einem «knackigen Programm, das es in sich hat», wie es auf der Website weiter heisst – liess sich die Goldbach AG wohl Einiges kosten. Bis zu 170 Franken pro Person verrechnet der Anbieter für die Challenge.

«In der Kürze liegt die Würze»

Dabei hat sich das Unternehmen nicht einfach blauäugig auf die Kohlen gestürzt: «Wir haben uns auf den externen Anbieter verlassen», sagt Iris Blättler, Leiterin der Unternehmenskommunikation der Marketingagentur Goldbach, gegenüber ZüriToday. Der Anbieter wirbt auf seiner Website mit Sprüchen wie «In der Kürze liegt die Würze». Weiter: Damit man Verletzungen vorbeugen könne, gäbe es immer eine «kurze theoretische Themeneinführung», in welcher unter anderem «Risiken und Nebenwirkungen behandelt werden».

Rund 75 Personen liefen über die Kohlen

Von 150 Personen, die am Goldbach-Event gestern teilnahmen, sollen rund die Hälfte den Gang über die glühend heissen Kohlen gewagt haben. «Das Feuerlaufen war für alle Teilnehmenden freiwillig, es wurde niemand gezwungen. Die Message vor Ort war, dass man mindestens so viel Mut beweist, wenn man nicht über die glühende Kohle geht», so Iris Blättler weiter.

Was ein Aargauer Anwalt zum Vorfall sagt, erfährst du im Video.

(red.)

veröffentlicht: 15. Juni 2022 12:43
aktualisiert: 15. Juni 2022 21:12
Quelle: ArgoviaToday / ZüriToday

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