«Viele Fragezeichen bleiben»

· Online seit 21.11.2018, 09:30 Uhr
Im August stürzte bei Flims ein Flugzeug des Typs Ju-52 ab. Beim Absturz der «Tante Ju» starben 20 Menschen. Nun liegt ein erster Untersuchungsbericht der Sust vor. Christian Gartmann, Mediensprecher der Ju-Air, fasst die wichtigsten Erkenntnisse zusammen.
Sandro Zulian
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Christian Gartmann, Beauftragter Kommunikation Ju-Air, die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle Sust hat am Dienstag einen Zwischenbericht veröffentlicht. Was sind ihre wichtigsten Erkenntnisse aus dieser Untersuchung?

Die zentrale Erkenntnis: Es gibt weiterhin keine Hinweise dafür, dass ein technisches Problem das Flugzeug zum Absturz gebracht hätte. Insbesondere schreibt die Sust in ihrem Zwischenbericht, dass genug Treibstoff in den Tanks war und dass alle drei Motoren mit hoher Drehzahl - also normal - gelaufen sind. Trotzdem bleiben viele Fragezeichen. Viele Teile des Flugs sind noch nicht analysiert. Wir erwarten den Schlussbericht nicht vor dem Spätsommer.

Im Bericht der Sust ist die Rede von Rostschäden an den Flügeln. Was bedeutet das?

Beim Aufprall auf dem Boden hat sich ein Teil eines Flügelholm-Rohrs gelöst. Diese Rohre sind aus Aluminium, in etwa so dick wie ein Unterarm und haben die Aufgabe, den Flügel zu tragen. Das Teil, das sich gelöst hat, war auf dem Rohr aufgenietet. Darunter kam ein Riss im Rohr zum Vorschein, den man so sonst nicht hätte erkennen können. Vor einem Jahr hat man diesen Schaden noch nicht gesehen. Weil dieser Riss an einem der acht Rohre so massiv ist, will man nun genaueres über diesen Schaden wissen. Ausserdem sollen auch die anderen beiden Flugzeuge, die in der Schweiz sind, untersucht werden, um fest zu stellen, ob sie ähnliche Schäden aufweisen. Daher werden die Flugzeuge, die momentan in Dübendorf stehen, genau untersucht. Wir wollen ausschliessen, dass es bei den Verbindungspunkten, die ich eben angesprochen habe, ähnliche Schäden geben könnte. Wir nehmen nicht an, dass solche Schäden zum Vorschein kommen, aber wir wollen ganz sicher gehen.

Einerseits sagt das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl), dass der Schaden an der Maschine nicht der Auslöser für den Absturz war. Andererseits müssen die Flugzeuge jetzt am Boden bleiben. Ist das nicht ein Widerspruch?

Nein, das ist kein Widerspruch. Wenn man an einem Flugzeug oder an einem anderen technischen Gerät einen schweren Schaden findet, der sicherheitsrelevant sein könnte, dann geht die Sicherheit vor. Dann groundet man ein Flugzeug vorhersehend. Wir wollen nun zusätzlich zur intensiven Winterwartung noch diese Untersuchung durchführen, weil wir genau wissen wollen, was mit diesen Flugzeugen los ist.

Ein technisches Problem konnte ausgeschlossen werden. Jetzt hört man sofort Spekulationen, wonach vielleicht der Pilot doch einen Fehler gemacht hat. 

Das ist natürlich der Lauf einer solchen Untersuchung. Man geht Faktor für Faktor durch, der möglicherweise zu dem Unglück hätte beitragen können. Alle Faktoren werden der Reihe nach abgearbeitet und ausgeschlossen. So stösst man allenfalls auf die Ursache des Absturzes. Die Untersuchung läuft immer noch und wir rechnen bis im Spätsommer nicht mit Resultaten. Bis diese Untersuchung nicht abgeschlossen ist und vorliegt, kann man zu der Unfallursache leider noch immer nichts sagen.

(red.)

 

 

 

veröffentlicht: 21. November 2018 09:30
aktualisiert: 21. November 2018 09:30

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