«Vielleicht haben Junge genug vom iPhone»

· Online seit 17.08.2019, 12:47 Uhr
Lange als Opa-Hobby verschrien, erlebt der Angelsport seit Jahren einen Aufschwung. Noch nie haben in der Schweiz so viele Menschen geangelt. Besonders viele Neufischer sind Jugendliche und Frauen.
Christoph Thurnherr
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Ein lauer Sommerabend am See. Eine Ente quakt in der Idylle, die Wellen branden sanft ans Ufer. Im Licht der tiefen Abendsonne blitzt etwas metallisch auf und fliegt durch die Luft. Es ist der Köder am Silch einer Angelrute, der nur Sekunden später mit einem Platschen ins Wasser eintaucht. Die Angelrute ist der verlängerte Arm des Fischers. Die Chance, dass dieser Arm zu einem Jugendlichen führt, ist gross. Das stellt auch Charly Schawalder, vom Arboner Fischereiartikelladen Schawalder & Markwalder fest: «Dieses Jahr ist es besonders extrem. Es ist ein richtiger Boom bei den Jungen zwischen 12 und 15 Jahren.» Über die Gründe kann der Fischer-Veteran nur spekulieren: «Vielleicht haben die Jungen genug vom iPhone.» Der schweizerische Fischereiverband bestätigt die Einschätzung Schawalders mit Zahlen: Jeder vierte Neufischer ist jünger als 25 Jahre.

Auch viel mehr Frauen fischen

Wer in der Schweiz ein Angelpatent erwerben möchte, braucht seit 2009 den Sachkunde-Nachweis Sana. Seit der Einführung der «Angel-Grundausbildung» greifen immer mehr junge Leute zur Fischerrute. Der Anteil der jungen Sana-Inhaber geht gegen 20 Prozent, vor fünf Jahren waren es noch 15 Prozent. Aber nicht nur die Jungen greifen immer häufiger zur Angel: Seit der Sana-Einführung vor zehn Jahren hat sich der Anteil der fischenden Frauen vervielfacht. Der Schweizerische Fischereiverband spricht von einem Anteil von etwa zehn Prozent. Vor der Einführung der Sana-Ausbildung sei der Anteil bei etwa zwei Prozent gewesen. Insgesamt rund 145'000 Sana-Inhaber gibt es in der Schweiz, dazu kommen die Freiangler, über deren Anzahl es keine Statistik gibt.

Sana-Ausweis

Wer in der Schweiz ein Fischerpatent von mehr als 30 Tagen erwerben möchte, muss im Besitz des Sachkunde-Nachweises sein. Um diesen zu erhalten, muss man einen mindestens fünfstündigen Kurs besuchen und die anschliessende Prüfung bestehen. Im Kurs lehrt der angehende Fischer den korrekten Umgang mit Material und Natur. Dazu wird Wissen über die verschiedenen Fischarten vermittelt, unter anderem wie man Fische artgerecht tötet und ausnimmt.

Die Natur erleben

Ob die Jungen nun genug von ihren Smartphones haben oder nicht, die Natur spielt beim Angel-Boom eine grosse Rolle. Rausgehen, etwas erleben und vielleicht sogar selbst für den Znacht sorgen. Beim Fischen ist noch vieles wie vor 50 Jahren. Klar, das Material verbessert sich, auf vielen Booten ist ein Echolot installiert. Die einst teuren Geräte gibt es schon ab 100 Franken. Trotzdem braucht das Fischen immer noch Geschick, Geduld und einiges an Wissen über Umgebung und Beute. Dafür ist der Einstieg recht einfach: An vielen Schweizer Gewässern gilt für das Angeln vom Ufer Freiangelrecht. So kann sich Jeder und Jede einmal am Fischen versuchen.

Freiangelrecht

An manchen Gewässern in der Schweiz darf ohne Patent vom Ufer aus gefischt werden. Im Kanton St.Gallen gilt an den Ufern des Boden-, Walen-, und Zürichsee Freiangelrecht. Es gibt aber einige Auflagen. Es darf nur eine einzelne Rute mit einem Haken verwendet werden und die Schnur muss mit einem festen Zapfen versehen sein. Widerhaken und Köderfische sind verboten.

veröffentlicht: 17. August 2019 12:47
aktualisiert: 17. August 2019 12:47
Quelle: thc

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