Volkswagen gibt Vollgas Richtung E-Mobilität

12.03.2019, 09:52 Uhr
· Online seit 12.03.2019, 09:25 Uhr
Volkswagen forciert den Umstieg in die Elektromobilität schon, bevor er richtig begonnen hat. Der Autokonzern kündigte am Dienstag an, binnen zehn Jahren 22 Millionen batteriegetriebene Fahrzeuge auf den neuen Elektroplattformen zu bauen.
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Das sind 7 Millionen mehr als bisher schon in Aussicht gestellt. Die Zahl der in diesem Zeitraum geplanten neuen E-Modelle steigt auf fast 70. Bisher waren 50 Modellen angekündigt.

Der deutsche Autokonzern will sich nach der selbst verursachten Dieselkrise an die Spitze der Anbieter elektrischer Fahrzeuge setzen und bis zum Jahr 2050 CO2-neutral werden. Das reicht den Angaben zufolge von der Fahrzeugflotte bis hinzu zur Verwaltung.

Der Konzern investiert bis 2023 mehr als 30 Milliarden Euro in die Elektromobilität. Einschliesslich Ausgaben für die Digitalisierung, die Entwicklung neuer Mobilitätsdienste und selbstfahrende Autos sind es sogar knapp 44 Milliarden Euro.

Der Anteil der Elektroautos an der Flotte soll bis 2030 auf mindestens 40 Prozent steigen. Der Startschuss für die Elektro-Offensive fällt im laufenden Jahr. Den Anfang macht der ID, der bisher unter dem Arbeitstitel «Neo» bekannt ist und Ende des Jahres in Zwickau vom Band läuft. Danach folgen weitere Modelle.

Um auch auf dem Zukunftsfeld selbstfahrender Autos mitzumischen, verhandeln die Wolfsburger über eine Ausweitung ihrer Allianz mit dem US-Autobauer Ford. Der grösste europäische Autokonzern und die Nummer zwei in den USA hatten bereits zu Jahresanfang eine Zusammenarbeit bei Transportern und Pick-ups vereinbart.

Der radikale Schwenk in die E-Mobilität geht einher mit einem schärferen Spardruck. Da beim Bau von E-Autos weniger Arbeit anfällt, will VW weiter Personal abbauen. Zusätzlich zu den bereits mit dem Betriebsrat vereinbarten 14'000 Stellen bis 2020 sollen in Emden und Hannover beim Umbau zu Elektrostandorten 7'000 Jobs wegfallen. Weitere 5'000 bis 7'000 Arbeitsplätze könnten Insidern zufolge in der Verwaltung gestrichen werden.

Die Abbaupläne sorgen für Unruhe in der Belegschaft und haben den Betriebsrat auf den Plan gerufen. Für zusätzlichen Zündstoff sorgte Kritik von Miteigner Wolfgang Porsche an verkrusteten Strukturen bei VW und Audi, für die er die Arbeitnehmervertretung mitverantwortlich machte.

Im Gegenzug warf Betriebsratschef Bernd Osterloh dem Management massive Fehler bei der Umstellung auf den schärferen Abgasmesszyklus WLTP vor. Laut «Spiegel», der sich auf interne Berechnungen der Arbeitnehmer berief, haben Verspätungen und Lieferengpässe im Zusammenhang mit dem neuen Abgas-Testverfahren den Konzern im vergangenen Jahr bis zu 3,6 Milliarden Euro gekostet. VW selbst war bisher von einer Milliarde ausgegangen.

Im vergangenen Jahr steigerte Volkswagen das operative Ergebnis trotz der Turbulenzen um den neuen Abgasmessezyklus auf 13,9 Milliarden Euro von 13,8 Milliarden im Jahr davor. Dabei schlugen erneut knapp 3,2 Milliarden Euro an Sonderlasten im Zusammenhang mit der Dieselaffäre zu Buche.

Das operative Ergebnis der Hauptmarke VW sank 2018 auf 3,2 (Vorjahr 3,3) Milliarden Euro. Damit hat VW die selbst gesteckte Renditeziele verfehlt. Auch bei Audi sanken Ergebnis und Rendite. Beide Marken hatten massive Probleme mit der Umstellung auf die schärferen Abgastests WLTP.

veröffentlicht: 12. März 2019 09:25
aktualisiert: 12. März 2019 09:52
Quelle: SDA

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