Wegen Hitze - Bauer verschenkt Salat

12.07.2019, 06:02 Uhr
· Online seit 11.07.2019, 21:10 Uhr
Der Nüsslisalat des Güttinger Bauern Michael Krähenbühl hat Ende Juni zu viel Hitze abbekommen. Da die Grosshändler den Salat nicht mehr wollen, verschenkt ihn der Bauer nun. Gemüsebauern fordern eine Lockerung der Bestimmungen, was in die Läden darf und was nicht.
Marc Sieger
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«Wir haben mit der Bewässerung alles versucht, mussten aber zusehen, wie unser Nüsslisalat verbrennt.» Die Hitzerperiode Ende Juni hat den Salatköpfen des Güttinger Bauern Michael Krähenbühl stark zugesetzt. Die Schäden sind so gross, dass er ihn nicht mehr an Grosshändler verkaufen kann. Krähenbühl wollte seinen Salat jedoch nicht wegwerfen, essbar ist er schliesslich noch. Er entscheidet sich dafür, den Salat zu verschenken. Interessierte können ihn auf dem Hof in Güttingen gleich selber pflücken.

«Es braucht ein Umdenken»

Das Problem liege bei den Konsumenten, ist Krähenbühl überzeugt. Die Grosshändler nehmen nur an, was auch schön aussieht, es brauche ein Umdenken, sagt der Thurgauer Landwirt gegenüber TVO. «Das ist sehr wichtig. Nicht nur, was schön aussieht, hat Qualität.»

TVO war beim Salatpflücken in Güttingen:

Quelle: TVO

Flexiblere Normen sind gefragt

Gleicher Meinung ist man auch bei der Vereinigung der Gemüseproduzenten der Kantone Thurgau und Schaffhausen. Es brauche flexible Qualitätsnormen, sagt Ralph Bötsch, Vizepräsident der Vereinigung. «Wir stehen in Kontakt mit unseren Abnehmern, dass bei schwierigen Wetterbedingungen die Normen angepasst werden.» So sollen, eben zum Beispiel bei Hitze, andere Normen für Gewicht oder Aussehen des Gemüses gelten als sonst.

«Sollte auch Sachen essen, die nicht so schön aussehen»

Auch wenn es bei vielen Grosshändlern heisst, der Kunde wolle nun mal perfekt aussehendes Gemüse, ein Augenschein auf Michael Krähenbühls Salatfeldern in Güttingen zeigt, es findet bei den Konsumenten durchaus ein Umdenken statt. Mehrere Leute sind am Donnerstag dem Aufruf des Bauern gefolgt und graben Salate aus. «Es ist etwas Schönes und gerade für die Kinder wichtig zu sehen, woher das Essen eigentlich kommt», sagt etwa ein junger Mann. Eine junge Frau sagt: «Ich finde es wichtig, dass man auch Sachen isst, die nun mal nicht so schön aussehen.»

Von der Resonanz ist Bauer Krähenbühl begeistert. «Ich finde es sehr schön, dass so viele Leute dieser Meinung sind. Das spendet Trost.» Nun müsse diese Einstellung nur noch weiter verbreitet werden.

veröffentlicht: 11. Juli 2019 21:10
aktualisiert: 12. Juli 2019 06:02
Quelle: red.

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