50 Millionen verloren - Betrüger vor Gericht

· Online seit 20.01.2016, 16:14 Uhr
Ein professioneller Betrüger soll Anleger aus Deutschland über eine Schweizer Firma um 50 Millionen Euro geprellt haben. Der 44-Jährige, der 2013 bereits in Liechtenstein zu sieben Jahre Freiheitsstrafe verurteilt wurde, stand jetzt in Rorschach vor Gericht.
Leila Akbarzada
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Das Kreisgericht Rorschach verhandelte den Fall am Dienstag und Mittwoch. Das Urteil wird später bekanntgegeben. Die Anklage wirft dem Deutschen vor, während Jahren gegen 2'000 Anleger aus Deutschland um total 50,7 Millionen Euro betrogen zu haben.

Das Geld sollte über eine Firma SAMIV mit Sitz in Herisau und Zweigstelle in Rorschach investiert werden. Manche der Geprellten hofften, ihre Altersvorsorge sicher und lukrativ anzulegen. Sie wurden bitter enttäuscht: Statt das Geld wie versprochen zu investieren, verprasste es der Angeklagte, der mit seiner Familie in Saus und Braus lebte.

Schwindel flog wegen Anklage auf

Nach dem verbotenen Schneeballsystem akquirierte er über Vermittler immer neue Gelder und gaukelte den Anlegern Gewinne vor. 2011 erstattete ein Ex-Mitarbeiter Strafanzeige, und der Schwindel flog auf. Die Firma ging Konkurs, die Gläubiger erlitten laut Anklage Verluste von über 65 Millionen Franken.

Lauda und Weirather als Opfer

Der Firmenchef sitzt seither in St.Gallen im Gefängnis. 2012 und 2013 stand er im Fürstentum Liechtenstein vor Gericht, wegen Anlagebetrugs mit seiner dortigen Firma Money Service Group. Prominente Opfer waren der Ex-Rennfahrer Niki Lauda und der Skifahrer Harti Weirather. Das Fürstliche Obergericht verhängte eine Freiheitsstrafe von sieben Jahren.

In Rorschach forderte der Staatsanwalt für den 44-Jährigen eine Zusatz-Freiheitsstrafe von drei Jahren. Er warf ihm gewerbsmässigen Betrug, Urkundenfälschung, Gläubigerschädigung, Verstösse gegen das Bankengesetz und weitere Delikte vor. Der Angeklagte habe die Anleger arglistig getäuscht.

Spätes Geständnis nützt nichts

«Er wusste von Anfang an, was er tat», sagte der Staatsanwalt. Ein spätes Geständnis des Finanzjongleurs vor dem Liechtensteiner Obergericht könne die Strafe nicht mindern. Der Staatsanwalt machte eine Ersatzforderung von 8,5 Millionen Franken gegen den Angeklagten geltend. Beschlagnahmte Vermögenswerte seien zu verwerten.

Vier Monate angemessen?

Der Verteidiger fand die beantragte Zusatzstrafe von drei Jahren zu hoch. Vier Monate seien angemessen, sagte er. Das Geständnis müsse zu Gunsten des Angeklagten angerechnet werden. Er sei einverstanden mit einem Schuldspruch wegen gewerbsmässigen Betrugs und Verstössen gegen das Bankengesetz.

Täter den Tränen nahe

Auch die Forderungen der Anleger sowie eine Ersatzforderung des Staatsanwalts von zwei Millionen Franken anerkenne er. Der Angeklagte selbst bat die Anleger, von denen einige im Gerichtssaal anwesend waren, um Entschuldigung. «Ich habe grosse Schuld auf mich geladen», sagte er, den Tränen nahe.

Er habe jetzt bald fünf Jahre in Haft verbracht. Er bat das Gericht, ihn nicht nochmals ins Gefängnis zu schicken. Das Kreisgericht wird sein Urteil erst später schriftlich eröffnen.

MSG als Sportsponsor bekannt

Die Firma Money Service Group (MSG) hatte sich vor Bekanntwerden der Betrügereien als Sport-Sponsor in der Öffentlichkeit zu etablieren versucht. So sollte die MSG etwa die Schweizer Fussball-Super-League oder den Formel-1-Rennstall Sauber sponsoren. Viele Rechnungen blieben allerdings offen.

veröffentlicht: 20. Januar 2016 16:14
aktualisiert: 20. Januar 2016 16:14
Quelle: SDA

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