Wissenschaft

Bauernkinder haben seltener Allergien als Stadtknirpse

· Online seit 09.03.2022, 13:28 Uhr
Bauernkinder haben seltener Allergien als Stadtknirpse, weil sie ständig den Milch-Eiweissstoff «Beta-Lactoglobulin (BLG)» einatmen. Kühe und Stiere geben das Protein im Urin ab, berichten Wiener Wissenschaftler.
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Diese Substanz verbreitet sich mit dem Stallstaub und bildet eine «Allergie-Schutzglocke» mit 300 Meter Radius um jeden Rinderstall, erklären die Forscher im Fachjournal «Clinical and Translational Allergy».

«Zahlreiche Studien belegen, dass Kinder, die im bäuerlichen Umfeld aufgewachsen sind, zu einem hohen Prozentsatz vor Asthma, Allergien und Neurodermitis geschützt sind», erklären die Forscher um Isabella Pali-Schöll vom Messerli Forschungsinstitut (MFI) der Veterinärmedizinischen Universität Wien in einer Aussendung am Mittwoch.

Es war auch schon bekannt, dass besonders Rinderställe eine Schutzfunktion vor solchen Leiden hatten. «Zudem scheint das Trinken von unverarbeiteter, natürlicher Rohmilch das Allergierisiko zu senken», schreiben sie.

Im Mausversuch klappt es

In «detektivischer Suche» habe man nun den Milcheiweissstoff Beta-Lactoglobulin als Allergie-abwehrenden Stoff ausgemacht, so die Forscher. Er war in grosser Menge im Staub von Rinderställen nachweisbar und wurde von dort sogar bis in die Betten der Menschen getragen. «Wir konnten BLG in abfallender Konzentration bis fast 300 Meter um den Stall herum messen», berichtet Pali-Schöll.

Der aus Milch bekannte Eiweissstoff gelangt wohl vor allem durch den Rinderurin in die Stallluft. «BLG konnte dort sowohl bei weiblichen als auch männlichen Tieren nachgewiesen werden», so die Immunologin und Ernährungswissenschaftlerin.

In Versuchen mit Mäusen konnten die Forscher zeigen, dass BLG tatsächlich eine allergische Immunantwort verhindern kann. «Normaler» Kuhstallstaub mit BLG unterdrückte bei den Nagern allergische Reaktionen gegen Birkenpollen. BLG-freier Staub hatte hingegen keine Schutzwirkung.

*Fachpublikationslink https://dx.doi.org/10.1002/clt2.12125)

veröffentlicht: 9. März 2022 13:28
aktualisiert: 9. März 2022 13:28
Quelle: sda

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