«Nazanin ist am Flughafen Teheran und auf ihrem Weg nach Hause», schrieb die Labour-Abgeordnete Tulip Siddiq am Mittwoch auf Twitter. Medienberichten zufolge soll auch ein weiterer Doppelstaatler freigelassen worden sein. Die britische Regierung kommentierte die Berichte zunächst nicht.
Der Fall der Mittvierzigerin hatte die britische Öffentlichkeit seit Jahren beschäftigt. Die frühere Projektmanagerin der Thomson Reuters Stiftung war 2016 nach einem Besuch bei ihren Eltern unter Spionagevorwürfen verhaftet worden. Sie soll versucht haben, die Regierung zu stürzen. Obwohl sie alle Anklagepunkte zurückwies, wurde sie von einem Revolutionsgericht zu fünf Jahren Haft verurteilt und später zu einem weiteren Jahr. Während der Corona-Pandemie kam sie aus dem Gefängnis in Hausarrest. Ihr britischer Ehemann Richard Ratcliffe setzte sich vehement für ihre Freilassung ein. Das Paar hat eine Tochter im Grundschulalter.
Vermutet wird, dass der Iran mit dem Vorgehen gegen Zaghari-Ratcliffe die Zahlung alter britischer Schulden aus der Zeit vor der Islamischen Revolution 1979 erreichen wollte - und damit letztlich Erfolg hatte. Es geht um mehrere Hundert Millionen Pfund aus einer Panzerbestellung, die dann nie ausgeliefert wurde. London signalisierte in den vergangenen Monaten, die Schulden begleichen zu wollen.
Bereits am Dienstag, als sich Bewegung in dem Fall abzeichnete, meldete die regierungsnahe iranische Nachrichtenagentur Fars, im Gegenzug zu einer Freilassung werde London eingefrorene iranische Gelder in Höhe von 530 Millionen Dollar freigeben.