Container-Engpass

Deshalb musst du derzeit länger auf dein Päckli warten

· Online seit 17.01.2021, 17:17 Uhr
Da der Welthandel wieder anzieht, werden Schiffsraum und Luftfrachtkapazitäten knapp. Doch nicht nur das: Weltweit fehlt es wegen Corona gerade an Containern, weswegen es zu Lieferverzögerungen kommt. Bei Galaxus und Brack merkt man vor allem den Anstieg der Transportkosten.
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England trifft es scheinbar am stärksten, wie «DW» berichtet. So wurde in England beispielsweise die Produktion des japanischen Autoherstellers Honda eingestellt, da wichtige Teile fehlen. Die Lieferengpässe gibt es, da die Häfen überfüllt sind und Schiffe aufgrund der Überlastung umgeleitet werden – zudem stauten sich im Dezember vergangenen Jahres an der Nordsee und in englischen Kanalhäfen die Container.

Mangel auf fast allen Handelswegen

Verantwortlich dafür ist die Coronakrise wie auch der Brexit, da viele Firmen vor der Brexit-Übergangsphase ihre Lager aufgefüllt haben. Zudem lagern tausende Container mit Schutzkleidung in den Häfen. Wie «DW» berichtet, könnte es zur Handelskrise kommen. China produziert und liefert, Kundinnen und Kunden bestellen – um aber die Waren auf den Markt zu bringen, braucht es Transportmöglichkeiten und Container. Jedoch herrscht auf fast allen Handelswegen an beidem ein Mangel – sowohl auf der Schiene, in der Luft, als auch zur See. Manche Spediteure verlagern den Transport auf die Strasse, das gleicht aber die mangelnden Kapazitäten nicht aus.

Wie sieht es bei Schweizer Firmen wie Galaxus oder Brack aus? Alex Hämmerli, Senior PR Manager bei Galaxus, sagt, pauschale Antworten seien schwierig – je nach Produktgruppe ist die Abhängigkeit von Asien stärker oder weniger stark ausgeprägt.

«Der Transport ist teuer»

«Im Moment spüren wir die Container-Knappheit vor allem über Preiserhöhungen mancher Lieferanten. Bei manchen Produktgruppen ist das Angebot aber nicht (nur) wegen den fehlenden Containern knapp, sondern vor allem deshalb, weil viele Hersteller nicht mit der Produktion hinterherkommen. Manche Produkte werden heute vermehrt auf Züge oder in Flugzeuge verladen, aber auch hier sind die Kapazitäten begrenzt und der Transport ist teuer», sagt Hämmerli. Die neuen Konditionen im Einkauf würden sich teilweise bereits in den Preisen für die Kunden widerspiegeln.

Brack ist von Lieferverzögerungen im Moment kaum betroffen. «Unser Speditionspartner, über den wir Seefracht direkt abwickeln, hat bis jetzt glücklicherweise immer eine Lösung gefunden», sagt Daniel Rei, Mediensprecher von Brack. Doch auch für Brack sind die Transportkosten höher geworden. «Wir verzeichnen derzeit eine Verdopplung der Transportkosten. Wir sind zuversichtlich, dass sich die Lage ab Mitte Februar verbessern wird. Daher gehen wir davon aus, dass sich die Konsumentenpreise nicht erhöhen werden. Komplett ausschliessen lässt es sich jedoch nicht, je nach weiterer Entwicklung», sagt Rei.

Lieferverlängerungen von bis zu zehn Prozent

Da sich die Engpässe seit Monaten schon abgezeichnet, hat Galaxus die Produkte für das Weihnachtsgeschäft bereits im Frühsommer eingekauft. Bei Brack kam es in der Weihnachtszeit in einzelnen Sortimentsbereichen zu Lieferengpässen. «Die Lage der Transportschifffahrt aus Asien war bereits im Oktober und November angespannt», sagt Rei. Nicht nur das Weihnachtsgeschäft sorgte für eine anhaltend grosse Nachfrage an Gütern, sondern auch die Tatsache, dass die Menschen vermehrt zu Hause sind und Dinge, die sie brauchen, online bestellen. Vieles davon wird in China hergestellt. Ausserdem investieren viele in ihre Wohnung: Nebst Heimwerkerartikel werden Textilien, Fitnessgeräte, Möbel, Spielwaren und Unterhaltungselektronik verschickt.

Brack hat eigenes Lager

Brack lässt nur einen kleinen Teil der Ware selbst einschiffen, weswegen sich die Lieferverzögerungen aufgrund Containerknappheit in engen Grenzen hält. «Es lässt sich nicht ausschliessen, dass Hersteller und Lieferanten, die anderswo sitzen, davon betroffen sind und es dadurch auch bei uns zu Verzögerungen kommen kann», sagt Rei. Bei über 4500 Lieferanten sei es schwierig zu sagen, welche Verspätungen bei welchem Lieferanten es aus welchen Gründen gibt. «Das wirkt sich für Kundinnen und Kunden nicht immer auf die Verfügbarkeit aus, da wir einen grossen Teil unseres gesamten Sortiments ständig ab eigenem Lager führen», sagt Rei.

«Oft sind nur Einzelartikel betroffen»

Der internationale Handelsverkehr erlebt einen weiteren Engpass, da das Leeren eines Containers in den Empfängerländern bis zu einer Woche dauern kann. Man rechnet daher mit Lieferverlängerungen von bis zu zehn Prozent. «Bei uns lässt es sich nicht pauschal sagen, wie viel länger es dauert. Oft sind nur Einzelartikel betroffen, und diese lassen sich in der Regel durch andere Produkte substituieren», sagt Hämmerli.

Galaxus arbeitet hauptsächlich mit Lieferanten aus Europa zusammen, die wiederum viele ihrer Produkte in Asien einkaufen. «Wie gross der China-Anteil in unserem Sortiment ist, kann ich auf die Schnelle nicht beantworten, auch deshalb, weil in vielen Produkten Komponenten aus verschiedenen Ländern verbaut sind», sagt Hämmerli.

Flugverkehr eingeschränkt, Schienenverkehr ausgelastet

Nicht nur der Verkehr auf dem Wasser, sondern auch der Verkehr in der Luft stösst an seine Grenzen. Jede Passagiermaschine nimmt jeweils Fracht mit, wegen der Pandemie ist der Flugverkehr weltweit um etwa 60 Prozent eingebrochen, einige Linien werden nicht mehr beflogen oder sind stark reduziert. Ausweichen auf die Schienen ist zwar möglich, da es eine durchgehende Schienenverbindung zwischen China und Westeuropa gibt, aber die Speditionen sind ausgelastet.

Preisanstieg bei kleinen Transportmengen

Die Nachfrage ist hoch, das Angebot – die Transportkapazitäten – knapp, damit einhergehend könnten die Preise steigen. Bei langfristigen Verträgen ändert sich der Preis nicht, aber Kunden, die kleine Mengen transportieren, spüren den Anstieg der Preise. Reedereien würden derzeit rund das Dreifache des letztjährigen Preises für einen 40-Fuss-Container verlangen. 2019 kostete das 1600 Dollar, heute bezahlen Kunden dafür 4000 bis 6000 Dollar. Laut «DW» könne eine Besserung der Lage nicht vor Februar zu erwarten sein.

veröffentlicht: 17. Januar 2021 17:17
aktualisiert: 17. Januar 2021 17:17
Quelle: FM1Today

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