Kaufland in der Kritik

Deutsche Einzelhandelskette verkauft Online Nazi-Literatur

10.10.2022, 11:04 Uhr
· Online seit 10.10.2022, 11:03 Uhr
Linksextreme Produkte werden gesperrt, rechtsextreme Literatur aber angeboten? Genau das wird nun der deutschen Einzelhandelskette Kaufland vorgeworfen. Diese rechtfertigt sich auf Social Media und sieht dabei rechtliche Hürden.
Anzeige

Der deutschen Einzelhandelskette Kaufland wird auf Twitter vorgeworfen, Bücher von Rechtsradikalen und Holocaustleugnern zu verkaufen – neben Hitlers «Mein Kampf», sind das auch Werke des bekannten Holocaust-Leugners David Irving. Zudem soll das Unternehmen Produkte mit Antifa-Logo aus seinem Onlineshop verbannt haben, während es gleichzeitig Bücher von rechtsradikalen Autoren im Sortiment liess. Daher sprechen die Twitter-User von einer Doppelmoral.

Bereits am vergangenen Freitag hatte die Diskussion begonnen. Ein User hatte sich beschwert, dass im Kaufland-Onlineshop Jutebeutel und Shirts mit dem Symbol der Antifaschistischen Aktion (Antifa) erhältlich waren. Der offizielle Kaufland-Account bedankte sich daraufhin für den Hinweis und verkündete, dass sie nach eingehender Prüfung die Artikel aus dem Sortiment genommen haben.

Wie reagiert Kaufland auf die Vorwürfe? 

Das war der Start für eine erste Welle der Entrüstung. Etliche Twitter-User beklagten, dass Kaufland das rechtsextreme Magazin «Compact» im Sortiment habe, aber Antifa-Artikel hingegen sperre. Das Unternehmen nahm daraufhin in mehreren Tweets Stellung zu den Vorwürfen. Grundsätzlich lehne man alle extremen Haltungen ab, heisst es darin. Allerdings sei nicht alles, was man für falsch halte, gleich verboten.

Kaufland reagierte in einer Stellungnahme auf die Kritik, wies aber auch auf die Problematik bei «rechtsextremen Magazinen» hin. Man verbanne extreme Produkte dort, wo man es könne, schreibt Kaufland auf Twitter. «Beim Marktplatz ist das einfacher, bei den Magazinen haben wir trotz intensiver Bemühungen bisher keinen Erfolg gehabt», so Kaufland. Beim Marktplatz können auch externe Händler ihre Produkte anbieten.

Zur Beruhigung trug das Statement nur bedingt bei. Bei vielen Usern kam es nicht gut an, dass das Unternehmen Antifaschismus mit Rechtsextremismus vergleicht. Am Sonntag postete der Twitter-User Leo Schneider eine Liste von Büchern mit rechtsradikalen Inhalten, die er im Kaufland-Onlineshop gefunden hatte. Darunter befand sich unter anderem die unkommentierte Ausgabe «Mein Kampf» oder Bücher des NPD-Politikers Rolf Kosiek.

Am Sonntag waren einige der von Schneider angeprangerten Publikationen nicht mehr auffindbar im Online-Shop. Offensichtlich sind diese entfernt worden.

Ist der Verkauf von «Mein Kampf» in Deutschland verboten?

Entgegen der weit verbreiteten Annahme war das Buch «Mein Kampf» von Adolf Hitler nicht verboten. Lediglich das Erstellen, Verkaufen und Erwerben von Neupublikationen ist in Deutschland nicht erlaubt. Antiquarische Ausgaben dürfen dagegen weiterhin gekauft und vertrieben werden.

Darüber hinaus sind kommentierte Fassungen in Deutschland erlaubt. So erschien beispielsweise 2016 eine kommentierte Ausgabe vom Institut für Zeitgeschichte in München, die auch online bestellt werden kann. In anderen Ländern sind auch Neupublikationen der unkommentierten Fassung nicht verboten, weshalb «Mein Kampf» auch auf der Online-Plattform Amazon gelistet wird. Eine Lieferung nach Deutschland ist dann aber wiederum nicht erlaubt.

(sib)

veröffentlicht: 10. Oktober 2022 11:03
aktualisiert: 10. Oktober 2022 11:04
Quelle: Today-Zentralredaktion

Anzeige
Anzeige