China

Erstmals Demonstrant in Hongkong von Polizei angeschossen

02.10.2019, 07:08 Uhr
· Online seit 02.10.2019, 05:10 Uhr
Erstmals ist bei den Protesten der Demokratie-Bewegung in Hongkong am Dienstag ein Demonstrant durch einen Polizeischuss verletzt worden. Nach Polizeiangaben sagte der Beamte aus, er habe dem 18-Jährigen in Notwehr in die Brust geschossen.
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Die Proteste vom Dienstag waren die gewalttätigsten seit dem Beginn der Massenproteste im Juni. In Hongkong warfen Demonstranten zahlreiche Eier auf ein Porträt des chinesischen Präsidenten Xi Jinping, während dieser in Peking eine gigantische Militärparade abnahm.

Trotz eines Demonstrationsverbots gingen in der chinesischen Sonderverwaltungszone Tausende auf die Strasse, um gegen die Feiern zum 70. Jahrestag der Gründung der Volksrepublik China zu protestieren. Bei diversen Zusammenstössen mit der Polizei wurden nach Angaben der Gesundheitsbehörden dutzende Demonstranten verletzt. Mindestens 66 Menschen wurden demnach ins Spital eingeliefert, zwei von ihnen seien in einem kritischen Zustand.

Furcht ums Leben?

Insgesamt nahm die Polizei nach eigenen Angaben mehr als 180 Menschen fest und feuerte sechs Schüsse ab.

Der Polizeischuss auf den 18-Jährigen erfolgte im Bezirk Tsuen Wan. Demonstranten waren zuvor mit Regenschirmen und Metallstangen auf die Einheit des Polizisten losgegangen. Der Schütze sagte nach Polizeiangaben aus, er habe um sein Leben gefürchtet, als er dem 18-jährigen Demonstranten aus nächster Nähe in die Brust schoss. Der Verletzte erhielt vor Ort von der Polizei erste Hilfe, bevor er in ein Spital gebracht wurde.

An anderen Stellen der Stadt wurden Polizisten und Reporter von Demonstranten mit ätzender Flüssigkeit verletzt. Andere Polizisten wurden von Demonstranten mit Gegenständen beworfen und in eine Halle gedrängt. Demonstranten warfen auch Steine und Brandbomben, die Polizei setzte Tränengas, Gummigeschosse und Wasserwerfer ein.

Feiern in Peking

Die Zusammenstösse hielten mehrere Stunden an. Weil Demonstranten Barrikaden abbrannten, zog schwarzer Rauch durch die Stadt. Die Regierungschefin von Hongkong, Carrie Lam, nahm unterdessen in Peking an den Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag der Volksrepublik China teil.

In Hongkong gibt es seit fast vier Monaten Massenproteste gegen die wachsende Einflussnahme der Regierung in Peking und die Beschneidung der Bürgerrechte. Die Proteste hatten sich anfänglich gegen ein geplantes Gesetz gerichtet, das Überstellungen von Verdächtigen an Festland-China vorsah. Mittlerweile richten sich die Proteste aber generell gegen die pekingtreue Führung in Hongkong und die Beschneidung der Demokratie.

veröffentlicht: 2. Oktober 2019 05:10
aktualisiert: 2. Oktober 2019 07:08
Quelle: sda

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