Handys beim Velofahren bald verboten

· Online seit 09.04.2019, 10:52 Uhr
In den Niederlanden ist es ab dem kommenden Sommer verboten, während des Velofahrens zu telefonieren oder aufs Handy zu schauen. Auch in der Schweiz gilt ein generelles Ablenkungsverbot.
Laurien Gschwend
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Seit 2002 müssen Autofahrer in den Niederlanden – und vielen anderen Ländern – mit einer Busse rechnen, wenn sie hinter dem Steuer telefonieren oder SMS schreiben. Nun weitet das Kabinett das Handyverbot wegen der Zunahme der Unfälle auf Velos aus: Ab dem 1. Juli ist es verboten, mobile Geräte wie Smartphones und Kameras auf dem Velo zu bedienen. Das dürften auch die zahlreichen Touristen zu spüren bekommen, die in der Velostadt Amsterdam ein Selfie nach dem anderen schiessen.

Kognitive und visuelle Ablenkung

Die meisten Niederländer seien sich der Gefahr bewusst, die Telefonieren und Texten beim Velofahren mit sich bringen. Die Versuchung, es doch zu tun, sei aber gross. «Velofahrer, die mit ihrem Handy beschäftigt sind, gehen ein grösseres Unfallrisiko ein. Sie sind kognitiv und visuell abgelenkt», sagt Verkehrsministerin Cora van Nieuwenhuizen gegenüber nrc.nl.

Handys häufige Unfallursache

In den Niederlanden mit 17 Millionen Einwohnern gibt es laut Schätzungen rund 23 Millionen Velos. In jeden fünften Velounfall mit jungen Lenkern sollen Handys verwickelt sein. Zum Vergleich: Auf acht Millionen Schweizer Einwohner kommen etwas mehr als fünf Millionen Velos. In vielen Kantonen hat die Anzahl Velounfälle in den letzten Jahren zugenommen.

In der Schweiz gibt es kein Gesetz, das Handys im Strassenverkehr explizit verbietet. Allerdings können Verkehrsteilnehmer jeglicher Art verzeigt und gebüsst werden, wenn sie abgelenkt sind, etwa durch Handys, laute Musik oder Essen.

Kopfhörer nicht verboten

Bei den Velofahrern komme es darauf an, ob sie das Handy in der Hand halten oder nicht, erklärt Gian Andrea Rezzoli, Mediensprecher der Kantonspolizei St.Gallen: «Die Lenkstange loszulassen, ist ausser bei einer Richtungsänderung verboten.» Erwische die Kapo jemanden, der während der Velofahrt eine SMS schreibt, bekomme sie oder er eine Busse in der Höhe von 20 Franken.

«Musikhören oder Telefonieren über Kopfhörer ist indes nicht verboten», sagt Rezzoli. «Wir stufen das aber als sehr gefährlich ein im Strassenverkehr. Leute, die das machen, hören sich nähernde Autos nicht und es kann zu Unfällen kommen.» Der Polizeisprecher empfiehlt «dringend», sich durch die Beschallung nicht ablenken zu lassen.

Vernunft statt Gesetz

Ablenkung gehöre sowohl bei Auto- als auch Velofahrern zu den häufigsten Unfallursachen. «Und auch Fussgänger laufen herum, als wären sie über ihre Handys ferngesteuert.» Trotzdem fordert die Kantonspolizei St.Gallen kein Gesetz wie in den Niederlanden. «Es ist schade, für alles ein Gesetz einführen zu müssen. Wir hoffen, die Leute sind selber so vernünftig, ihr Handy wegzulegen.»

veröffentlicht: 9. April 2019 10:52
aktualisiert: 9. April 2019 10:52
Quelle: lag

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