Chile

Hunderttausende trotzen Ausgangssperre

24.10.2019, 06:33 Uhr
· Online seit 24.10.2019, 06:30 Uhr
Die Spannungen in Chile halten an. Trotz angekündigter Sozialreformen zugunsten ärmerer Bevölkerungsschichten protestierten zahlreiche Menschen weiterhin in dem südamerikanischen Land.
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So nahmen hunderttausende Demonstranten am Mittwochabend (Ortszeit) an Kundgebungen in Santiago de Chile, Antofagasta, Valparaíso, Punta Arenas und in anderen Städten teil. Auf dem zentralen Ñuñoa-Platz in der Hauptstadt Santiago weigerten sich Demonstranten, nach Beginn der Ausgangssperre den Platz zu verlassen - und wurden von der Polizei mit Tränengas auseinandergetrieben.

In der Hafenstadt Valparaíso kam es zu Plünderungen. Ausserdem begann ein zweitägiger Generalstreik, zu dem Gewerkschaften und Sozialverbände aufgerufen haben.

Plünderungen und Brände

In der fünften Nacht mit Ausgangssperre in Santiago und 18 weiteren Städten kam es wieder zu Plünderungen und Bränden, unter anderem in einem Supermarkt in einem Vorort der Hauptstadt, wie die Feuerwehr mitteilte. Ein Hotel in Santiago wurde laut öffentlichem Fernsehen geplündert. Auch in Antofagasta, im Norden Chiles, brannte ein Supermarkt in der Nacht zum Donnerstag.

Präsident Sebastián Piñera hatte am Dienstag eine Anhebung der Mindestrente und des Mindestlohns, niedrigere Medikamentenpreise, höhere Steuern für Spitzenverdiener und eine Senkung der Gehälter von Parlamentariern und Ministern angekündigt. Er reagierte damit auf massiven Unmut in der Bevölkerung, der von der Erhöhung von U-Bahn-Tarifen ausgelöst worden war. Am Sonntag hatte er die Ausschreitungen noch als «Krieg mit einem machtvollen und unerbittlichen Feind» bezeichnet.

18 Tote bei Protesten

Bei den Unruhen kamen seit Freitag mindestens 18 Menschen ums Leben. Nach Angaben des Nationalen Instituts für Menschenrechte wurden fünf der Opfer von Sicherheitskräften getötet. Das Institut registrierte 535 Verletzte und 2410 Festnahmen. Die Interamerikanische Menschenrechtskommission verurteilte am Mittwoch sowohl die «übermässige Gewaltanwendung» von Seiten der Sicherheitskräfte als auch die «Gewalttätigkeit von Zivilpersonen» bei den Protesten.

veröffentlicht: 24. Oktober 2019 06:30
aktualisiert: 24. Oktober 2019 06:33
Quelle: sda

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