Kältewelle hat Europa fest im Griff

07.01.2017, 16:22 Uhr
· Online seit 07.01.2017, 16:06 Uhr
Eine Kältewelle hat Europa weiter fest im Griff: Zahlreiche Länder meldeten am Samstag Kälterekorde, selbst auf Sizilien und in Istanbul schneite es heftig. Die tiefen Temperaturen forderten in vielen Ländern Todesopfer.
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Verantwortlich für den Kälteeinbruch ist nach Angaben von Meteorologen aus Skandinavien kommende eiskalte Polarluft.

In Polen starben nach Angaben der Behörden zehn Menschen am Donnerstag und Freitag an Unterkühlung. In einigen Regionen lagen die Temperaturen bei minus 20 Grad. Die Behörden rechneten mit weiteren Opfern am Wochenende.

Italiens Regierung meldete bis Samstag sieben Kälteopfer. Die meisten von ihnen waren Obdachlose, die trotz einer Reihe von Massnahmen für ihre Unterbringung erfroren waren. Im südlichen Apulien mussten die beiden Flughäfen wegen Schnees am Morgen den Betrieb einstellen. In den Abruzzen, wo es im August und Oktober zwei schwere Erdbeben gegeben hatte, wurden minus zehn Grad gemessen.

Heftiger Schneefall brachte den Verkehr in Istanbul teilweise zum Erliegen. An den beiden internationalen Flughäfen wurden hunderte Flüge gestrichen, die Küstenwache stoppte den Fährverkehr in der Bosporus-Meerenge, die den europäischen mit dem asiatischen Teil der türkischen Millionenmetropole verbindet. Weite Teile der Stadt lagen am Samstag unter einer bis zu 40 Zentimeter hohen Schneedecke.

Moskau feierte nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti die kältesten orthodoxen Weihnachten seit 120 Jahren. Dort zeigte das Thermometer rund minus 30 Grad an. In Sankt Petersburg entdeckte die Polizei die Leiche eines Mannes, der in der Nacht erfroren war.

In Prag fand eine Polizeistreife am Samstag unter einer Brücke die Leiche eines Obdachlosen, der in der Nacht erfroren war. In der Gemeinde Hradistko in Mittelböhmen brachen zwei Männer auf dem Eis eines Sees ein. Für einen der beiden kam die Hilfe der Rettungskräfte zu spät, er starb an Unterkühlung. Es soll Alkohol im Spiel gewesen sein.

In Bulgarien fanden Dorfbewohner erneut die Leichen zweier erfrorener Flüchtlinge. Die beiden 28 und 35 Jahre alten Iraker lagen in einem verschneiten Wald nahe des Grenzabschnitts, der nicht durch Stacheldraht abgeriegelt ist. In derselben Gegend war am Montag eine Frau aus Somalia tot aufgefunden worden.

Im Norden Griechenlands herrscht seit Freitag Dauerfrost. Die Thermometer in der Hafenstadt Thessaloniki zeigten am Samstag um die Mittagszeit minus sieben Grad Celsius. Am schlimmsten leiden Tausende Flüchtlinge auf den Inseln, die in Zelten ausharren müssen.

Zahlreiche Landstrassen waren nur mit Schneeketten befahrbar, wie die Polizei mitteilte. Eine dünne Schneedecke lag auf den Stränden zahlreicher Touristeninseln. Auch im Zentrum Athens herrschten Temperaturen um den Gefrierpunkt.

Die Balkanstaaten meldeten Temperaturen von bis zu 27 Grad Minus. Selbst in der kroatischen Hafenstadt Split lagen sie nach Angaben des Wetterdiensts bei minus sieben Grad - und waren damit so niedrig wie seit 50 Jahren nicht mehr.

In Frankreich gaben die Behörden vor allem für den Norden Glatteiswarnung aus. Selbst in der Pariser Region wurden bis zu elf Grad Minus gemessen. In mehr als 30 Departements galt erhöhte Alarmstufe. Mehrere Städte hatten in Turnhallen Schlafplätze für Obdachlose eingerichtet.

In den Niederlanden wurden bei rund 330 Glätteunfällen am Samstag mehrere Menschen verletzt. Ein Autofahrer kam ums Leben, wie die Polizei mitteilte. Er sei nahe der Ortschaft IJzendoorn in der Provinz Gelderland mit seinem Wagen in einen Graben neben der Autobahn A15 gestürzt.

Eisregen habe Strassen in weiten Teilen des Landes in Rutschbahnen verwandelt, sagte ein Sprecher des Ministeriums für Infrastruktur und Umwelt. Auch im Bahnverkehr sorgte Eisregen für Störungen.

Der Deutsche Wetterdienst warnte am Samstag ebenfalls vor «unwetterartiger Glatteisbildung» in Nordrhein-Westfalen und Unwettergefahren durch Glatteis auch im Nordwesten. Er rief die Menschen auf, zu Hause zu bleiben und nach Möglichkeit Autofahrten zu vermeiden.

veröffentlicht: 7. Januar 2017 16:06
aktualisiert: 7. Januar 2017 16:22
Quelle: SDA

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