Kampf gegen IS-Terror verschärft

17.11.2015, 10:34 Uhr
· Online seit 17.11.2015, 01:44 Uhr
Frankreich fliegt erneut Angriffe in Syrien. Belgien sagt das Fussball-Ländespiel gegen Spanien ab. Der Bruder eines Attentäters tritt vor die Medien. Und Frankreich fordert Hilfe von der EU. Das Aktuellste nach den Anschlägen in Paris im Überblick.
Simon Riklin
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Vier Tage nach den Anschlägen von Paris hat die französische Luftwaffe heute Morgen erneut einen Angriff auf die Dschihadisten-Hochburg Al-Rakka im Norden Syriens geflogen. Dabei wurden gemäss Angaben des französischen Militärs ein IS-Kommandoposten und ein -Trainingszentrum zerstört.

Es handelt sich um den zweiten Angriff auf die Dschihadistenorganisation Islamischer Staat (IS) in Al-Rakka binnen 24 Stunden, wie das französische Militär mitteilte.

Absage Länderspiel

Angesichts der angespannten Sicherheitslage nach den Attentaten von Paris ist in Belgien die Terrorwarnstufe erhöht worden. Als Folge davon findet das für Dienstagabend geplante Fussball-Länderspiel zwischen Belgien und Spanien in Brüssel nicht statt.

Für das ganze Land gelte die Terrorwarnstufe drei von vier, teilten die Behörden in der Nacht zum Dienstag in Brüssel mit. Ein Anschlag sei möglich oder wahrscheinlich. Das zum Innenministerium gehörende Krisenzentrum erklärte, besonders bedroht seien Orte mit einer grossen Menschenansammlung.

Spiel zu riskant

Die Polizeipräsenz solle an solchen Orten sichtbar verstärkt werden. Die Bürger würden zu erhöhter Wachsamkeit aufgerufen. Das Krisenzentrum hatte die Absage des Fussballspiels zwischen Belgien und Spanien empfohlen.

Das Freundschaftsspiel ist auf Empfehlung der Behörden und in Absprache mit der spanischen Nationalmannschaft abgesagt worden. Der belgische Verband bedauert die kurzfristige Annullierung. Es dürfe aber kein Risiko für die Spieler und Fans eingegangen werden. Im Brüsseler König-Baudouin-Stadion waren für Dienstagabend 50'000 Zuschauer erwartet worden.

Nach den Anschlägen von Paris führten die Ermittlungen unter anderem nach Belgien, wo mehrere der Pariser Attentäter wohnten. Die belgische Polizei suchte bei Razzien intensiv nach einem flüchtigen Verdächtigen. Gegen zwei weitere Verdächtige leitete die belgische Justiz Ermittlungsverfahren ein.

Der Bruder eines Attentäters trat gestern vor die Medien. Dieser konnte das Gefängnis gestern wieder verlassen, nachdem von der Polizei befragt wurde. Er kann sich die Tat nicht erklären.

«Ich kann euch nicht sagen warum. Ich kann euch nicht sagen, wie. Wir sind eine offene Familie.»

Der zweite Bruder, Salah Abdeslam, ist nach wie vor auf der Flucht.

Kritik an Flüchtlingspolitik

Der IS hatte sich zu der Anschlagserie in Paris bekannt, bei der am Freitagabend mindestens sieben Attentäter mindestens 129 Menschen töteten und hunderte weitere verletzten. Nach den Anschlägen wurden europaweit Forderungen nach einer konsequenten Abwehr von Flüchtlingen laut.

Kritik an der derzeitigen Flüchtlingspolitik der EU äusserte zudem die Menschenrechtsorganisation Amnesty International. Mit ihrer «Politik der Zäune» und der Abschottung gefährde die EU das Leben von Flüchtlingen. Die Strategie der «Festung Europas» führe zu Verletzungen der Menschenrechte, trage aber nicht dazu bei, den Flüchtlingszustrom zu bremsen, heisst es einem Amnesty-Bericht.

Stattdessen habe Europa mehr als 235 Kilometer Zäune gebaut, was allein 175 Millionen Euro gekostet habe. Allein 175 Kilometer Zaun seien an der ungarisch-serbischen Grenze entstanden, weitere 30 Kilometer an der bulgarisch-türkischen Grenze.

Frankreich will Hilfe von EU

Diplomaten bestätigten gestern in Brüssel, dass Frankreich heute bei einem Treffen der EU-Verteidigungsminister ein Hilfsgesuch präsentieren wolle. Im Falle eines bewaffneten Angriffs auf das Hoheitsgebiet eines Mitgliedstaats schulden die anderen Mitgliedstaaten ihm alle in ihrer Macht stehende Hilfe und Unterstützung (...)". Präsident François Hollande hatte den Schritt gestern in seiner Rede vor dem Kongress in Versailles angekündigt.

Schon jetzt beteiligten sich die meisten EU-Staaten an der US-geführten internationalen Allianz im Kampf gegen den IS.

US-Aussenminister in Paris

Drei Tage nach den Anschlägen von Paris hat US-Aussenminister John Kerry bei einem Besuch in der französischen Hauptstadt Entschlossenheit im Kampf gegen die Islamisten betont. «Wir werden den Islamischen Staat und all diejenigen besiegen, die seine verabscheuungswürdige Ideologie teilen», sagte Kerry am Montagabend vor der US-Botschaft in Paris.

«Wir werden dafür kämpfen, dass unsere Kinder eine Welt erben, die reich an Liebe und arm an Hass ist.» Die IS-Kämpfer bezeichnete er als «psychopathische Monster».

Kerry, der am Dienstag in Paris den französischen Präsidenten François Hollande und Aussenminister Laurent Fabius treffen will, bekräftigte die Solidarität seines Landes mit Frankreich. «Die USA und Frankreich sind nicht nur Freunde - wir sind eine Familie», sagte er.

(sda/red)

 

veröffentlicht: 17. November 2015 01:44
aktualisiert: 17. November 2015 10:34

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