Die Nasa unternahm am Samstag einen neuen Versuch, ihre Artemis-Mission zu starten. Die US-Weltraumbehörde hatte den eigentlich für Montag geplanten ersten Testflug kurz vor dem Start vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida wegen technischer Probleme abblasen müssen: Es gab Temperaturprobleme bei einem der vier Haupttriebwerke der SLS-Rakete.
Auch am Samstag musste das Startprozedere unterbrochen werden. Wenige Stunden vor dem geplanten Abheben der Rakete der Mission Artemis 1 wurde ein Leck an einem Rohr entdeckt, mit dem rund drei Millionen Liter Wasserstoff und flüssiger Sauerstoff in die Tanks gepumpt werden sollten, wie die US-Raumfahrtbehörde Nasa mitteilte.
Mehrere Versuche, dieses Problem während des Betankens von «Artemis I» mit flüssigem Wasserstoff zu lösen, waren gescheitert. Drei Stunden vor dem Beginn eines möglichen Zeitfensters für den Start wurde dieser dann abgesagt. Zu diesem Zeitpunkt seien die Wasserstofftanks zu elf Prozent gefüllt gewesen, hiess es weiter.
ESA-Astronaut Alexander Gerst schrieb bei Twitter, dass solche Probleme bei Teststarts komplexer Systeme nicht überraschend seien. «Nach dem Startversuch ist vor dem Startversuch», ergänzte er. «Es ist die richtige Entscheidung. Sicherheit kommt zuerst», schrieb der Direktor der Europäischen Raumfahrtagentur ESA, Josef Aschbacher, ebenfalls bei Twitter.
L-3.5 hrs: NO GO. Leck im Wasserstoff-Tankschlauch. Mögl. Alternativen: Start am Mo oder Di, oder zurückrollen der Rakete in Montagehalle. Ist bei einem komplexen System beim 1. Teststart nicht überraschend. Nach dem Startversuch ist vor dem Startversuch ;) #Artemis https://t.co/AVf6HNCagd
— Alexander Gerst (@Astro_Alex) September 3, 2022
Start am Montag?
Als weitere mögliche Starttermine hatte die Nasa neben Samstag auch Montag, den 5. September, genannt. Nach dem misslungenen Start am Samstag wurde dieser erneute Termin zunächst nicht bestätigt. Die Nasa kündigte für Samstagnachmittag (Ortszeit) eine Pressekonferenz zu Abbruchgründen und weiterem Vorgehen an.
Problem bekannt
Das aufgetretene Problem ist nichts Aussergewöhnliches. Ähnliche Lecks waren bereits während Test-Countdowns der Artemis im Frühling dieses Jahres aufgetreten. Dass ein solches Leck aber nicht automatisch den Startabbruch bedeuten muss, zeigte die historische Apollo-11-Mission 1969. Auch damals trat beim Betanken ein Wasserstoff-Leck auf, das schliesslich von aussen mit Wasser eingefroren werden konnte.
Ehrgeizige Ziele
Die Nasa hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: 50 Jahre nach der bislang letzten Mondlandung will sie wieder eine Rakete zum Erdtrabanten schicken. Aufgabe der 42-tägigen Mission Artemis 1 ist es, die bislang leistungsstärkste Trägerrakete und die an ihrer Spitze sitzende Orion-Kapsel unter realen Bedingungen zu testen.
Die Folge-Mission Artemis 2 soll Astronauten in eine Mond-Umlaufbahn bringen, mit Artemis 3 soll frühestens 2025 eine Mondlandung glücken. Langfristig geht es aber um eine bemannte Mission zum Mars.
(sda/mma/rio)