Alaska ist aus europäischer Sicht ein Sinnbild für die Kälte. Im Norden des US-Bundesstaates hält der Winter bis zu 9 Monaten an – mit wenig Tageslicht und Temperaturen bis zu -60 Grad. Auch wenn die Wintermonate im Süden des Landes verhältnismässig milder sind, stellen sie eine Herausforderung für die Obdachlosen dar. Derzeit leben offiziell mehr als 750 Menschen ohne festen Wohnsitz in Alaskas Hauptstadt Anchorage und der Winter rückt immer näher.
Pures Wohlwollen?
«Ich bin nicht dafür verantwortlich, dass Menschen auf der Strasse erfrieren. Ich tue im wahrsten Sinne des Wortes alles, was ich kann, um zu verhindern, dass das passiert», sagt Dave Bronson, der Bürgermeister von Anchorage. In Anchorage leben rund 40 Prozent von Alaskas Gesamtbevölkerung und 65 Prozent aller Obdachlosen des nördlichsten US-Bundesstaates.
«Wir haben letztes Jahr einen Rekord aufgestellt, wie viele Menschen ungeschützt in der Stadt starben. Wenn nichts passiert, werden wir diesen Rekord im nächsten Winter brechen.» Der moralische Kompass verleite den Republikaner dazu, einen Vorschlag für ein Umsiedlungsprogramm zu bringen, berichtet Anchorage Daily News.
Um die Obdachlosen vor dem Kältetod zu bewahren, sollen ihnen Oneway-Flugtickets bezahlt werden. Damit können sie in Gemeinden innerhalb Alaskas oder in wärmere Klimazonen ausserhalb des Bundesstaates reisen. «Für uns ist es weitaus günstiger, ihnen 600 US-Dollar zu geben, um ein Flugticket dahin zu bekommen, wo sich Freunde und Familie weiter um sie kümmern können», sagt Bronson als Begründung. «Die Steuerzahler, für die ich verantwortlich bin, können nicht dauerhaft die Rechnung allein begleichen.» Die konkrete Finanzierung des Vorschlags ist jedoch noch unklar.
Schnell und kostengünstig
Anchorage wäre nicht die erste Stadt in den Vereinigten Staaten mit einer solchen Umsiedlungsstrategie. Damit kann relativ schnell und kostengünstig die Zahl der lokalen Obdachlosen reduziert werden. Allerdings ist der Lösungsansatz nicht nachhaltig, denn es wird nicht sichergestellt, dass der Ticketempfänger an dem neuen Ort nicht wieder auf der Strasse landet.
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«Es gibt keinen anderen Ort für sie»
Auch Anchorages Stadtrat ist nicht überzeugt. So weist der Versammlungsvorsitzende Christopher Constant darauf hin, dass der Ansatz für ein paar wenige hilfreich sei, der Grossteil von Anchorages' Obdachlosen aber entweder in der Hauptstadt selbst oder in anderen Teilen des Bundesstaates geboren sei. Es ist fraglich, ob sie woanders über ein Unterstützungsnetzwerk verfügen. «Das hier ist ihr Platz. Es gibt keinen anderen Ort für sie», so Constant.
(mnu)