Umweltschutz

Organisationen fordern EU-weites Verbot für Privatflüge

· Online seit 18.05.2023, 11:08 Uhr
Seit Corona boomen Flüge mit Privatjets. Das ruft nun Umweltschutzorganisationen auf den Plan. In Österreich fordern sie jetzt, dass sich die EU im Juni damit befasst und ein EU-weites Verbot in Betracht zieht.
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«Während die Welt in Flammen steht, jettet eine kleine Elite weiter um die Welt, als gäbe es kein Morgen», sagt Jasmin Duregger, die Klima- und Energieexpertin von Greenpeace Österreich, gegenüber dem «Standard». Sie fordert, dass die Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne), die steigende Nutzung von Privatjets auf die EU-Agenda setzt.

Bereits Anfang Juni trifft sich die EU zum Verkehrsgipfel. Dort soll über ein EU-weites Verbot diskutiert werden. Auf Anfrage des «Standard» heisst es beim Klimaschutzministerium, dass das Thema bereits auf der Tagesordnung stehe.

«Wäre ohne Zweifel existenzbedrohend»

Beim Flugplatz St.Gallen-Altenrhein nimmt man den Vorstoss zur Kenntnis. Laut CEO Thomas Krutzler liegt der Anteil der gewerblichen und geschäftlichen Privatflüge, also «Business Aviation», und jener der reinen Privatflüge in Altenrhein bei je rund 45 Prozent. «Der Rest ist Linien- und Charterverkehr mit der People's Airline», sagt Krutzler. Insgesamt verzeichnete Altenrhein im Jahr 2022 rund 28'000 Flugbewegungen.

«Ein Verbot des Privatflugverkehrs wäre zweifelsohne existenzbedrohend», sagt Krutzler. «Nicht nur für uns als Flughafenbetreibergesellschaft, sondern auch für die regionale Wirtschaft – grenzüberschreitend», so der CEO.

Auf dem Flugplatz Altenrhein gibt es bereits Anstrengungen für mehr Klimaschutz, so existiert dort zum Beispiel seit 2022 eine E-Ladestation für Flugzeuge. Krutzler: «Diese wird genutzt, auch wenn noch eher zögerlich.»

Anzahl Privatflüge mehr als verdoppelt

Greenpeace hat die Daten der Plattform «Opensky-Networks» untersucht und kommt zum Schluss, dass alleine in Österreich zwei Drittel aller Privatflüge Kurzstreckenflüge sind. Ein grosser Teil davon unter 500 Kilometer. Diese Art von Flügen sind zum Beispiel in Frankreich bereits verboten.

Laut Greenpeace hat sich die Zahl der Privatflüge in Österreich seit 2019 von 19'200 auf 40'700 im Jahr 2022 mehr als verdoppelt.

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Von einem kompletten Verbot nicht wissen, will Holger Friehmelt vom Institut für Luftfahrt in Graz. So seien Privatflugzeuge für staatliche Aufgaben, die Ambulanz und Teile der Industrie zwingend. Zudem werde im Privatjet-Bereich auch die Forschung vorangetrieben, was schliesslich auch der ganzen Luftfahrt zugutekomme.

(red.)

veröffentlicht: 18. Mai 2023 11:08
aktualisiert: 18. Mai 2023 11:08
Quelle: FM1Today

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