Archäologie

Schatzsuche im Themse-Schlamm: Mudlarking immer populärer

05.10.2020, 13:00 Uhr
· Online seit 05.10.2020, 12:55 Uhr
Ein römischer Stempel, mittelalterlicher Schmuck, Spielzeug aus der viktorianischen Zeit - wer die Ufer der Themse in der britischen Hauptstadt absucht, kann erstaunliche Relikte finden. «Mudlarking» heisst der Freizeitspass.
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«Die Themse hier war schon zu Zeiten der Römer der grosse Müllplatz. Was man nicht mehr brauchte, wurde in den Fluss geworfen», erklärt Archäologin Vanessa Bunton von der gemeinnützigen Organisation Thames Explorer Trust bei einer Führung. Durch die Gezeiten werden regelmässig die Abfälle der früheren Bewohner Londons vom Grund aufgewirbelt und ans Ufer gespült. Darunter sind beispielsweise auch Gegenstände aus dem Mittelalter und dem viktorianischen Zeitalter, als die industrielle Revolution schon ihre Folgen zeigte.

Zu den häufigsten Fundstücken gehören Tonpfeifen, die vor Hunderten von Jahren - bereits mit Tabak gestopft - verkauft wurden. Nach dem Rauchen wurden sie weggeworfen; manche bezeichnen sie daher auch als Vorgänger der Zigaretten.

Das Mudlarking unterliegt strengen Regeln. Aufgehoben werden darf nur, was mit blossem Auge sichtbar ist. Buddeln ist verboten. Nur wer über eine Erlaubnis der Hafenbehörde verfügt, darf die Fundstücke behalten. Besonders Wertvolles muss aber immer dem Museum of London gemeldet werden.

Experten wie die Archäologin Bunton bieten Laien Führungen in kleinen Gruppen an. Wer mitmachen will, braucht festes Schuhwerk und Einmalhandschuhe gegen Krankheitserreger im Wasser.

Entstanden ist das Mudlarking im 18. Jahrhundert, als arme Kinder am Ufer nach Strandgut wie Brennholz und Seilen suchten. Inzwischen ist es einen populäres Hobby, das durch eine Publikation nochmals einen Schub bekommen hat: Die Autorin Lara Maiklem hat mit ihrem Buch «Mudlarking» einen Besteller geschrieben, der bereits mehrfach in Grossbritannien ausgezeichnet wurde.

Seit 15 Jahren sucht sie bereits im Themse-Schlamm nach Ungewöhnlichem: Ihre Fundstücke reichen von römischen Ringen bis zu einem 300 Jahre alten Schädel, den sie «Fred» nannte. Er werde jetzt von Forensikern untersucht.

veröffentlicht: 5. Oktober 2020 12:55
aktualisiert: 5. Oktober 2020 13:00
Quelle: sda

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