Streik auf 20-cm-Heels: US-Stripperinnen dürfen endlich Gewerkschaft beitreten
Seit März 2022 standen die Tänzerinnen der Star Garden Topless Dive Bar in Los Angeles auf dem Randstein statt auf der Bühne. Sie forderten mehr Sicherheit bei der Arbeit, Zugang zu Gesundheitsleistungen und mehr Lohnsicherheit. Sie wollten einer Gewerkschaft beitreten.
Jetzt sind sie am Ziel. Heute Donnerstag findet die Abstimmung zum Gewerkschaftsbeitritt ab, es ist eine reine Formsache. Aufnahme finden sie in der Actors Equity Association, einer über hundert Jahre alten Gewerkschaft für Bühnenschauspieler, Sängerinnen und Tänzer.
Prominente Unterstützer
Der Protest der Stripperinnen war äusserst kreativ – und hat auch prominente Unterstützer angezogen. Unter anderem wurden sie beim Streik von Tom Morello von Rage Against the Machine und dem Amazon-Gewerkschaftschef Chris Smalls besucht.
Die Arbeitsniederlegung hatte aber auch finanzielle Einbussen zur Folge. «Wir haben definitiv Opfer gebracht. Aber es war für eine Sache, die grösser ist als wir», sagt die 23-jährige Tänzerin Charlie gegenüber dem «Guardian». Um über die Runden zu kommen, haben die meisten Frauen andere Jobs ausgeübt.
Hexen mit Grill am Strassenrand
Die Stripperinnen legten Wert darauf, möglichst kreativ zu demonstrieren, um den Besitzern und den Kunden zu zeigen, dass sie die Attraktion des Geschäfts sind. Charlie sagt: «Wir sind der Club – ohne uns existiert das Business nicht.»
Für jeden Abend legten sie sich ein neues Thema zu. Mal demonstrierten sie und stellten einen Grill auf («Dad-Night»), einmal war das Thema Hexen oder sogar die schlimmen Arbeitszustände im Club wurden behandelt: Sie verkleideten sich als «Glassplitter» oder «Loch im Bühnenboden».
Während des Streiks gab es immer wieder Rechtsstreitigkeiten mit den Besitzern der Star Garden Topless Bar, das Etablissement meldete sogar zwischenzeitlich Konkurs an. Am Dienstag kam es nun endlich zu einer Einigung.
Der Club meldete zwischendurch sogar Konkurs an.
In einem Statement des Clubs heisst es: «Star Garden ist willens mit der Gewerkschaft einen fairen Deal auszuhandeln.»
«Sie sind Performance-Künstlerinnen»
Dass die Stripperinnen gerade in einer Schauspielgewerkschaft Unterschlupf finden, kommt nicht von ungefähr. Kate Shindle, die Präsidentin der Gewerkschaft, sagt, dass die Frauen vergleichbare Anliegen haben wie andere Performerinnen. «Stripperinnen sind Live-Entertainerinnen. Einige Elemente ihres Jobs sind vielleicht speziell, aber sie sind Performance-Künstlerinnen.»
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Auch auf der Bühne der Star Garden Topless Dive Bar gehe es um Sicherheit und mögliche Arbeitsunfälle. Zudem verübten die Stripperinnen schwere körperliche Arbeit. Tänzerin Charlie sagt: «Nur schon jede Nacht in bis zu 20 Zentimeter hohen Heels rumzulaufen, verlangt viel von deinem Körper ab.»
Therapeutinnen in Unterwäsche
Zudem müssten die Frauen auch um seelische Probleme ihrer Kunden kümmern. Sie seien Sozialarbeiterinnen oder Therapeutinnen in Unterwäsche, meint Charlie.
Ob weitere Nachtclub-Tänzerinnen jetzt ebenfalls den Weg in eine Gewerkschaft suchen, ist noch ungewiss. Gerade in den USA riskiert man nur schon mit der Androhung eines Beitritts in eine Gewerkschaft eine Kündigung.