Tansanias Regierung will 150.000 Massai zwangsumsiedeln
Der Streit zwischen der Regieruns Tansanias und dem Volk der Massai geht in die nächste Runde. Nachdem die Regierung des ostafrikanischen Landes bekannt gegeben hat, mehr als 150.000 der Massai – des rinderzüchtenden Nomadenvolkes – umsiedeln zu wollen, kommt es nun zu immer hitzigeren Protesten.
Tansania argumentiert, die Nomaden würden vor allem die Umwelt und den Naturschutz gefährden. Ihre Rinderzucht vertrage sich mit dem Schutz der wilden Natur nicht. Deshalb sollen sie auf ein riesiges Weidegebiet verzichten, wie «Der Standard» berichtet.
Jagdlizenz für Scheichs aus den Nahem Osten
Der eigentliche Grund dürfte jedoch ein anderer sein. So soll das 1500 quadratkilometergrosse Gebiet an eine Firma aus den arabischen Emiraten gehen. Mit dabei: Eine Jagdlizenz. Anfangs des Sommers waren im besagten Gebiet hunderte Polizisten unterwegs, um das Jagdrevier mit Grenzpfählen abzustecken.
Das interessiert leider keinen!
— Rudi (@rudi_rie) June 15, 2022
Tränengas und Gewehrschüsse auf der einen Seite, Bögen, Pfeile und Speere auf der anderen. Die Regierung von Tansania enteignet das angestammte Land der Massai, um es zu einem Wildreservat für die Reichen zu machen. https://t.co/l9OMJrCe40 pic.twitter.com/pjdhmvlBlW
Die Massai entfernten diese, woraufhin die Behörden zu Tränengas und scharfer Munition griffen. Laut übereinstimmenden Berichten soll dabei ein Massai getötet und mehrere Dutzende verletzt worden sein. Bei nachfolgenden Protesten kam ein weiterer Massai ums Leben. Auch ein Polizist soll vom Pfeil eines Massai getötet worden sein.
«Zwangsvertreibung»
In einer Stellungnahme der UN hagelte es für die tansanische Regierung hierfür harsche Kritik. Die Aktion sei eine verbotene «Zwangsvertreibung». Das «physische und kulturelle Überleben» der Massai werde im Namen des Naturschutzes, tatsächlich aber wegen Safari-Tourismus und der Großwildjagd geopfert.
Vertreter der Massai legten vor Gericht Einspruch gegen die Pläne der Regierung ein. Das für Ende Juni angekündigte Urteil des ostafrikanischen Gerichtshofs wurde jedoch aus nicht genannten Gründen auf unbestimmte Zeit verschoben.