Streit in der Serengeti

Tansanias Regierung will 150.000 Massai zwangsumsiedeln

04.07.2022, 16:07 Uhr
· Online seit 04.07.2022, 16:07 Uhr
Weil das Volk der Massai den Naturschutz in der Serengeti gefährde, will die tansanische Regierung 150.000 Menschen umsiedeln. Der eigentliche Grund hinter der Aktion ist vermutlich ein anderer: Das Gebiet soll zum Jagdgebiet für Scheichs aus den Emiraten werden.
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Der Streit zwischen der Regieruns Tansanias und dem Volk der Massai geht in die nächste Runde. Nachdem die Regierung des ostafrikanischen Landes bekannt gegeben hat, mehr als 150.000 der Massai – des rinderzüchtenden Nomadenvolkes – umsiedeln zu wollen, kommt es nun zu immer hitzigeren Protesten.

Tansania argumentiert, die Nomaden würden vor allem die Umwelt und den Naturschutz gefährden. Ihre Rinderzucht vertrage sich mit dem Schutz der wilden Natur nicht. Deshalb sollen sie auf ein riesiges Weidegebiet verzichten, wie «Der Standard» berichtet.

Jagdlizenz für Scheichs aus den Nahem Osten

Der eigentliche Grund dürfte jedoch ein anderer sein. So soll das 1500 quadratkilometergrosse Gebiet an eine Firma aus den arabischen Emiraten gehen. Mit dabei: Eine Jagdlizenz. Anfangs des Sommers waren im besagten Gebiet hunderte Polizisten unterwegs, um das Jagdrevier mit Grenzpfählen abzustecken.

Die Massai entfernten diese, woraufhin die Behörden zu Tränengas und scharfer Munition griffen. Laut übereinstimmenden Berichten soll dabei ein Massai getötet und mehrere Dutzende verletzt worden sein. Bei nachfolgenden Protesten kam ein weiterer Massai ums Leben. Auch ein Polizist soll vom Pfeil eines Massai getötet worden sein.

«Zwangsvertreibung»

In einer Stellungnahme der UN hagelte es für die tansanische Regierung hierfür harsche Kritik. Die Aktion sei eine verbotene «Zwangsvertreibung». Das «physische und kulturelle Überleben» der Massai werde im Namen des Naturschutzes, tatsächlich aber wegen Safari-Tourismus und der Großwildjagd geopfert.

Vertreter der Massai legten vor Gericht Einspruch gegen die Pläne der Regierung ein. Das für Ende Juni angekündigte Urteil des ostafrikanischen Gerichtshofs wurde jedoch aus nicht genannten Gründen auf unbestimmte Zeit verschoben.

veröffentlicht: 4. Juli 2022 16:07
aktualisiert: 4. Juli 2022 16:07
Quelle: Today-Zentralredaktion

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