Trump erwägt, Wahlergebnis anzufechten

20.10.2016, 07:32 Uhr
· Online seit 20.10.2016, 05:38 Uhr
Beim letzten TV-Duell der US-Präsidentschaftskandidaten hat sich der Republikaner Donald Trump geweigert, die Anerkennung des Wahlergebnisses im Fall seiner Niederlage zuzusagen. Bei der Debatte herrschte eine teils aggressive Stimmung.
René Rödiger
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Auf die Frage des Moderators Chris Wallace, ob er sich zu dem Prinzip bekenne, dass der Verlierer der Wahl stets den Sieg seines Gegners anerkenne, sagte Trump am Mittwochabend (Ortszeit), er werde dies «zum gegebenen Zeitpunkt» mitteilen.

«Ich werde Sie auf die Folter spannen», fügte Trump hinzu. Die Präsidentschaftskandidatin der Demokraten, Hillary Clinton, nannte diese Äusserung «entsetzlich». Trump «verunglimpft unsere Demokratie und macht sie schlecht». Sie sei «schockiert», dass ein Präsidentschaftskandidat einer der grossen Parteien eine derartige Position vertrete.

Clinton zitierte ihren einstigen innerparteilichen Rivalen Bernie Sanders, der Trump als die «gefährlichste Person» bezeichnet habe, die in der jüngeren US-Geschichte für die Präsidentschaft kandidiert habe. «Ich denke, er hat Recht», sagte die frühere Aussenministerin und Senatorin.

Clinton mit grossem Vorsprung

Trump hatte in den Tagen vor dem dritten und letzten Fernsehduell seine Vorwürfe verschärft, dass eine massive Fälschung von Wahlergebnissen zu befürchten sei. Er bezeichnete sich auch als Opfer einer von seiner Kontrahentin dirigierten Medienkampagne.

Der republikanische Präsidentschaftskandidat ist durch den Skandal um seine sexistischen Äusserungen und angeblichen Übergriffe gegen Frauen massiv unter Druck geraten. In den meisten Umfragen fiel er zuletzt mehr oder minder deutlich hinter Clinton zurück.

 

Trump bestreitet sexuelle Übergriffe

Trump bezeichnete die Berichte von rund einem Dutzend Frauen, die ihm Übergriffe vorwerfen, erneut als «Lügen» und «Fiktion». Der Republikaner bekräftigte seinen Verdacht, dass Clinton die Frauen dazu gebracht habe, sich an die Medien zu wenden.

Clinton warf ihrem Rivalen vor, die «Würde» und das «Selbstwertgefühl» von Frauen zu attackieren. «Und ich denke, dass es keine Frau irgendwo gibt, die nicht weiss, wie sich das anfühlt», fügte sie hinzu.

 

Debatte nicht mehr entscheidend

Hillary Clinton und Donald Trump lieferten sich in Las Vegas ein engagiertes und teilweise hartes Wortgefecht. Die Demokratin und der Republikaner gerieten bei Themen wie Abtreibung, Waffengesetze und der Besetzung höchster Richterämter aneinander.

Sie tauschten in der vom konservativen Sender Fox News ausgerichteten Debatte jedoch meist bereits bekannte Argumente aus, neue Fakten kamen kaum auf den Tisch.

Moderator Chris Wallace hat sechs Themenblöcke für die Debatte ausgewählt, sie reichen von der Einwanderung bis zur Befähigung für das Amt des Präsidenten.

«Welche Art von Land wollen wir sein»

Zum Auftakt der Debatte hatte Hillary Clinton die Bedeutung des US-Supreme-Courts als höchstes Gericht des Landes betont. Die Besetzung des Gerichtes drehe sich um grundsätzliche Fragen:

«Welche Art von Land wollen wir sein», sagte Clinton zu Beginn des Rededuells mit ihrem republikanischen Kontrahenten Donald Trump in Las Vegas.

Clinton machte deutlich, sie wolle im Falle ihrer Wahl nicht das verfassungsmässige Recht der Amerikaner auf Waffenbesitz abschaffen. Es müssten aber Schlupflöcher in der Gesetzgebung geschlossen werden.

Der Kandidat der Republikaner, Donald Trump, beschwor zum Beginn der Debatte die Bedeutung des Zweiten Verfassungszusatzes, der das Recht auf das Tragen einer Waffe regelt.

Knackpunkt Abtreibung

Beim Thema Abtreibung gerieten die beiden Kandidaten heftig aneinander. «Frauen sollten die Entscheidung über ihre Gesundheit selbst treffen können», sagte Clinton bei dem TV-Duell, das der konservative Sender Fox News am Mittwoch in Las Vegas veranstaltete. Zu viele US-Bundesstaaten bauten Hürden für Frauen auf. Abtreibungskliniken würden etwa die Zuschüsse gestrichen.

Trump sprach sich dagegen klar gegen Abtreibung aus. «Man kann ein Baby im neunten Schwangerschaftsmonat aus der Gebärmutter seiner Mutter reissen - das ist für mich nicht in Ordnung», sagte Trump. Er sagte er wolle das Urteil Roe vs. Wade aufheben lassen, was bedeuten würde, dass die Bundesstaaten und nicht der Bund über das Recht auf Abtreibung entscheiden würde.

«Wir brauchen sichere Grenzen»

Der republikanische Präsidentschaftskandidat wiederholte seine Forderung nach einer Mauer an der Grenze zu Mexiko. «Wir brauchen sichere Grenzen», sagte er am Mittwochabend (Ortszeit) bei der dritten TV-Debatte in Las Vegas. «Wir brauchen diese Mauer.» Er warf seiner Konkurrentin Hillary Clinton vor, eine Politik der offenen Grenzen zu verfolgen. Die Demokratin wies das zurück. «Wir werden sichere Grenzen haben», sagt sie. «Aber wir werden auch Reformen haben.»

Donald Trump forderte erneut Verbündete wie Deutschland sollten für den militärischen Schutz durch die USA bezahlen. Länder wie Deutschland oder Japan müssten ihren Anteil leisten, sagte Trump. «Wir werden von allen auf der Welt abgezockt.» Eigentlich hatte ihm der Moderator Chris Wallace eine Frage zu seinen Wirtschaftsplänen gestellt.

Steckt Trump hinter den Computer-Hacks?

Hillary Clinton warf Trump vor Spionage gegen das eigene Volk zu unterstützen. Es sei deutlich, dass die jüngsten Hacker-Angriffe, die zur Veröffentlichung von Datenmaterial auf der Enthüllungsplattform Wikileaks geführt haben, von höchsten russischen Regierungskreisen gesteuert worden seien, sagte Clinton. Trump habe sich wiederholt lobend über Russlands Präsidenten Wladimir Putin geäussert.

«Ich kenne Putin nicht», sagte Trump. «Er ist nicht mein bester Freund.» Es sei aber sicher förderlich, wenn die USA gut mit Russland auskämen. Putin habe keinen Respekt vor Clinton und auch nicht vor Präsident Barack Obama, sagte Trump.

Wer hat mehr Erfahrung?

«Du redest seit 30 Jahren, aber Du kriegst nichts hin», sagte Trump in der Debatte. «Wenn Du Präsidentin wirst, ist dieses Land im Chaos», sagte er. «Du hast viel Erfahrung, aber es ist schlechte Erfahrung.» Clinton konterte: «Als ich im Situation Room sass und zusah wie Osama bin Laden unschädlich gemacht wurde, hast Du gerade die Fernsehshow Celebrity Apprentice moderiert».

«Das ist ein Comeback»

Trump und Clinton hatten einander vor der Debatte mit Handschlag begrüsst. Trumps Wahlkampfleiterin Kellyanne Conway zeigte sich zuversichtlich, dass der Geschäftsmann das Blatt noch wenden kann. «Das ist ein Comeback», sagt sie Fox News. «Das hat er in diesem Wahlkampf schon mehrfach geschafft.»

veröffentlicht: 20. Oktober 2016 05:38
aktualisiert: 20. Oktober 2016 07:32
Quelle: SDA

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