Landwirtschaft

Ukraine könnte wegen Krieg die Hälfte ihrer Ernte einbüssen

· Online seit 01.04.2022, 06:59 Uhr
Wegen des russischen Angriffskriegs könnte in der Ukraine nach Einschätzung der ukrainischen Regierung die Hälfte der jährlichen Ernte ausfallen.
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Die Erträge könnten in diesem Jahr um 25 oder sogar 50 Prozent sinken, erklärte Landwirtschaftsminister Mykola Solskyj in einem schriftlichen Interview mit der Nachrichtenagentur AFP. Das sei noch eine optimistische Prognose.

Die Ukraine gilt wegen ihrer fruchtbaren Böden als Kornkammer Europas. Vor dem Krieg war das Land der weltweit viertgrösste Exporteur von Mais und auf dem besten Weg, der drittgrösste Exporteur von Weizen zu werden. Im vergangenen Jahr wurde eine Rekordernte von 106 Millionen Tonnen Getreide eingefahren.

Inzwischen sind jedoch mehrere Anbauregionen, insbesondere Cherson, Saporischschja und Odessa, Schauplätze heftiger Kämpfe oder wegen des Krieges für die Landwirtschaft unzugänglich. Die ukrainischen Landwirte würden zwar überall dort säen, wo es möglich sei. Er schätze jedoch, dass sie in dieser Saison nur auf 50 bis 75 Prozent der ukrainischen Anbauflächen zugreifen können.

Da viele Landwirte sich der Armee oder freiwilligen Streitkräften angeschlossen haben, herrsche zudem ein Mangel an Arbeitskräften. Das Wirtschaftsministerium arbeite nun an der Einführung einer vorübergehenden Freistellung landwirtschaftlicher Arbeitskräfte vom Militärdienst.

Verschärft werde die Situation durch die Treibstoffknappheit. Vor dem Krieg bezog die Ukraine den Grossteil ihres Treibstoffs aus Russland und dem mit Moskau verbündeten Belarus. Diese Lieferungen liegen nun auf Eis. Ausserdem werden die Häfen, über die ebenfalls Treibstoff geliefert wurde, von russischen Streitkräften blockiert.

Die Ukraine verfügt laut Solskyj über genügend Reserven, um ihre eigene Bevölkerung zu ernähren. Zu diesem Zweck wurde bereits die Ausfuhr von Weizen, Zucker, Buchweizen, Gerste und Hafer sowie von Rindfleisch und Geflügel verboten oder eingeschränkt.

veröffentlicht: 1. April 2022 06:59
aktualisiert: 1. April 2022 06:59
Quelle: sda

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