Situation im Sudan

USA evakuierten Diplomaten – Frankreich und Niederlande ziehen nach

23.04.2023, 11:29 Uhr
· Online seit 23.04.2023, 06:18 Uhr
Die USA haben angesichts der schweren Kämpfe im Sudan ihre Regierungsmitarbeiter aus dem Land abgezogen und die US-Botschaft in der Hauptstadt Khartum geschlossen. Frankreich will bald eine Evakuation durchführen, auch die Niederländer planen eine Evakuation.
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Alle US-Diplomaten und ihre Angehörigen seien erfolgreich in Sicherheit gebracht worden, teilten das Weisse Haus und das US-Aussenministerium in der Nacht zum Sonntag mit. US-Präsident Joe Biden rief die kriegführenden Parteien zu einem sofortigen und bedingungslosen Waffenstillstand auf. Er forderte sie ausserdem auf, humanitäre Hilfe nicht zu behindern und den Willen des sudanesischen Volkes zu respektieren.

Niederlande holen Staatsangehörige aus dem Sudan

Angesichts schwerer Kämpfe im Sudan holen die Niederlande Staatsangehörige aus dem nordostafrikanischen Land. «Es läuft eine Operation verschiedener Länder, um ihre Bürger aus dem Sudan zu evakuieren», teilte der niederländische Aussenminister Wopke Hoekstra am Sonntag mit. «Auch die Niederlande beteiligen sich hieran mit einem Team des Aussen- sowie des Verteidigungsministeriums in Jordanien. Sie werden ihr äusserstes Bestes geben, um die Niederländer so schnell und sicher wie möglich abzuholen.» Die Regierung habe grosses Mitgefühl mit den Niederländern im Sudan und setze ihre Bemühungen fort, die Menschen zu evakuieren, wo und wann dies möglich sei.

Frankreich will Europäer mitnehmen

Am Sonntag kündigte dann auch das französische Verteidigungsministerium eine «Operation zur schnellen Evakuierung» an. Dabei sei auch angedacht, dass europäische Diplomaten gemeinsam mit den französischen Staatsangehörigen aus dem Sudan gebracht werden.

Inwiefern Schweizerinnen und Schweizer Teil einer französischen Evakuation sein könnten, ist aktuell noch unbekannt. Auf Anfrage der Today-Redaktion verwies das Eidgenössische Aussendepartment auf den Status Quo der letzten Tage. Die Lage sei volatil, aber man stehe mit Drittstaaten hinsichtlich einer Kooperation in Kontakt.

Militär kämpft gegen Paramilitär

Vor rund einer Woche waren im Sudan Kämpfe zwischen den zwei mächtigsten Generälen des Landes und ihren Einheiten ausgebrochen. Beide hatten das Land mit rund 46 Millionen Einwohner seit einem gemeinsamen Militärcoup im Jahr 2021 geführt. Nun kämpft De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan, der auch Oberbefehlshaber der Armee ist, mit dem Militär gegen seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo, den Anführer der mächtigen paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces (RSF). Eigentlich hätte Daglos Gruppe der Armee unterstellt und die Macht im Land wieder an eine zivile Regierung übertragen werden sollen.

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Mehrere Evakuationsversuche

Seit Tagen hatte sich das US-Militär mit anderen westlichen Staaten auf die Evakuierung eigener Staatsbürger vorbereitet. Zusätzliche Streitkräfte wurden dafür in Nachbarländer des Sudans verlegt. Schwere Gefechte in und um den umkämpften Flughafen von Khartum hatten bislang verhindert, das Ausländer per Flugzeug aus dem Land gebracht werden konnten. Am Samstag stimmte General Al-Burhan der Evakuierung von Diplomaten und anderen Bürgern zu.

Die US-Regierung hatte vorab sehr deutlich gemacht, dass US-Amerikaner, die sich nicht als Diplomaten oder Botschaftspersonal im Sudan aufhielten, nicht damit rechnen könnten, aus dem Land geholt zu werden. Bereits seit längerer Zeit sei US-Bürgern dringend davon abgeraten worden, in den Sudan zu reisen, hiess es zur Begründung. Zuletzt war in US-Medien die Rede davon gewesen, dass sich noch mehrere tausend US-Amerikaner im Sudan aufhalten könnten. Offizielle Angaben dazu gab es nicht.

Einsatz wurde erst als zu gefährlich eingestuft

Der Flughafen in Khartum stand in den vergangenen Tagen im Zentrum der Kampfhandlungen. Ausländische Diplomaten bemühten sich immer wieder um eine stabile Feuerpause für die Evakuierung. Am Mittwoch wurde ein erster Versuch abgebrochen, Deutsche mit Maschinen der Luftwaffe ausser Landes zu bringen, weil die Sicherheitslage in der umkämpften Hauptstadt als zu gefährlich für einen solchen Einsatz eingeschätzt wurde. In Berlin tagt täglich ein Krisenstab. Die Bundeswehr traf vor Tagen schon Vorbereitungen für einen neuen Anlauf zur Evakuierung deutscher Staatsbürger und weiterer zu schützender Personen.

(sda/ade)

veröffentlicht: 23. April 2023 06:18
aktualisiert: 23. April 2023 11:29
Quelle: BärnToday

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