Künstliche Intelligenz

Vorstellungsgespräch mit einem Roboter

· Online seit 09.11.2019, 17:55 Uhr
Zehn bis fünfzehn Prozent aller Personalabteilungen weltweit nutzen Künstliche Intelligenz bereits für Bewerbungsgespräche. Durch die Algorithmen bleibt den Grosskonzerne einige Arbeit erspart. Die Künstliche Intelligenz bringt aber auch Nachteile.
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Wer sich zukünftig bei einem Unternehmen vorstellt, könnte auf eine Roboterstimme treffen. Diese entscheidet dann, ob man aussortiert wird oder im Auswahlverfahren weiterkommt.

Immer öfter wird in den Personalabteilungen Künstliche Intelligenz in der ersten Phase des Bewerbungsprozesses verwendet. Bereits setzen zehn bis fünfzehn Prozent aller Personalabteilungen weltweit darauf, sagt Helen Poitevin, Research Vice President bei Gartner, in einem Interview mit dem Fachmagazin Lead Digital.

Das Vorstellungsgespräch zuhause

Wie muss man sich so ein Vorstellungsgespräch mit einem Roboter vorstellen? In der Regel sitzt man zuhause und beantwortet die Fragen einer Roboterstimme. Dabei analysiert ein Computer das Sprachmuster und die Wortwahl.

Es gibt auch solche Bewerbungsgespräche via Webcam. Die Künstliche Intelligenz analysiert dann auch Gesichtsausdrücke. Dabei versucht eine bestimmte Technologie, «das menschliche Gehirn mit seinen Verknüpfungen auf der Maschine zu simulieren», sagt Damian Borth, Professor für Künstliche Intelligenz und Maschine Learning an der Universität St.Gallen. Aber das System funktioniert nur dann, wenn es mit den Daten gefüttert und trainiert wird.

Das System hat Vorteile, aber auch entscheidende Nachteile

Durch die Algorithmen kann der Auswahlprozess für Unternehmen viel effizienter gestaltet werden.

Auch für Bewerber gibt es Vorteile. So hat man sofort eine Rückmeldung zum Vorstellungsgespräch und auch Bewerbungsgespräche in anderen Zeitzonen sind kein Problem mehr.

Die Nachteile lassen sich aber nicht von der Hand weisen. Persönliche Eindrücke fallen weg. In einem Gespräch passiert vieles auch auf der Ebene der nonverbalen Kommunikation und diese kann die Künstliche Intelligenz nur zu einem gewiesenen Grad transportieren, sagt Borth.

Ersetzt das System den Menschen?

Es ist also nicht zu erwarten, dass man in naher Zukunft nur noch mit Maschinen sprechen wird, wenn man sich für einen neuen Job bewirbt. Gerade Grossunternehmen kann die Technologie aber helfen, mit der Flut an Bewerbungen zurecht zu kommen.

In der Schweiz setzen übrigens erst wenige Unternehmen auf Künstliche Intelligenz bei der Jobvergabe. Es gibt das System aber durchaus auch in der Schweiz. So vertraut der weltführende Stellenvermittler Adecco auf Algorithmen, um Bewerber für die erste Phase eines Vorstellungsgespräches zu durchleuchten.

Diskriminierung von Frauen

Die Idee bei Bewerbungsgesprächen auf Technologie zu setzen kommt von Amazon. 2014 wurde in Edinburgh eine Künstliche Intelligenz entwickelt, die alle Bewerbungen durchliest. Schon nach drei Jahren wurde die Software aber wieder eingestellt, das System hatte einen entscheidenden Haken, den die Entwickler nicht los wurden: Es mochte keine Frauen.

(lip)

veröffentlicht: 9. November 2019 17:55
aktualisiert: 9. November 2019 17:55
Quelle: FM1Today

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