Flughafen-Chaos

Wo in Europa es besser läuft – und wo nicht

12.07.2022, 18:10 Uhr
· Online seit 12.07.2022, 13:30 Uhr
Viele Flughäfen in Europa haben mitten in der Hauptreisezeit mit Problemen zu kämpfen. Vor allem in Südeuropa läuft der Betrieb an den grossen Airports aber deutlich besser als in Deutschland, Grossbritannien oder Holland. Die verschiedenen Reisedestinationen im Überblick.
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Spanien

An den Flughäfen des beliebten Urlaubslandes Spanien ächzt man im Sommer zwar unter den Touristenmassen. Es gibt Warteschlangen und Verspätungen. Diese halten sich aber in Grenzen und sind in erster Linie auf Streiks des Bodenpersonals von Ryanair und Easyjet sowie auf das Chaos auf Zubringerflughäfen zurückzuführen. Unter anderem macht sich der Personalmangel in Spanien deshalb nicht so sehr bemerkbar, weil während der Pandemie weniger Menschen auf die Strasse gesetzt wurden.

Italien

Auch in Italien sind die Fluggastzahlen noch nicht wieder auf dem Niveau der Vor-Corona-Zeit. In den vergangenen drei Monaten sind sie aber deutlich gestiegen. Chaos an den Flughäfen blieb jedoch aus - ausser dann, wenn durch Verspätungen anderswo die Flugpläne durcheinandergerieten.

Griechenland und Zypern

Die beiden Urlaubsländer haben für die wirtschaftlich so wichtige Touristensaison zeitig ausreichend Personal eingestellt, wie es bei den Flughafenbetreibern heisst. Sowohl die Sicherheitskontrollen als auch die Gepäckabfertigung liefen weitgehend normal, sagte ein Sprecher des Athener Flughafens Eleftherios Venizielos der Deutschen Presse-Agentur. Probleme entstünden hauptsächlich durch die vielen verspäteten Flieger aus Deutschland und Grossbritannien und das dortige Chaos.

Türkei

In der Türkei gibt es laut Hava-Sen, der Gewerkschaft für Beschäftigte im Luftfahrtsektor, derzeit keine Personalengpässe. Auch die Fluggesellschaft Turkish Airlines und ein Sprecher des Flughafens Istanbul berichteten von weitgehend reibungslosen Abläufen.

Niederlande

Ganz anders dagegen das Bild in Holland: Am niederländischen Flughafen Schiphol ist Chaos in diesem Sommer fast Alltag. Flugzeuge starten teils mit erheblichen Verspätungen, vorher müssen Passagiere mit stundenlangen Wartezeiten rechnen. Dutzende Flüge werden gestrichen, gerade an den Wochenenden. Manche Airlines haben ihre Urlaubsflüge nun auf regionale Flughäfen umgelegt.

Auch das Chaos bei der Gepäckabfertigung ist gross. Grund ist auch hier der Personalmangel. Zu wenig Leute gibt es auch bei der Sicherheit. Das liegt an den hohen Arbeitsbelastungen und Niedriglöhnen. Während der Corona-Zeit wechselten viele Mitarbeiter zu den Gesundheitsämtern, die deutlich besser bezahlten. Und jetzt kehren sie nicht zum Flughafen zurück - obwohl der inzwischen die Löhne deutlich erhöht hat und sogar Boni zahlt.

Deutschland

In Deutschland ist der Start in den Urlaub in diesem Sommer für viele Reisende ein Stresstest. Die Probleme sind ähnlich wie jene in den Niederlanden. Das Thema ist prompt auch auf dem politischen Parkett zu einem grossen Thema geworden. Wegen grosser Ärgernisse mit Wartezeiten sollen nun möglichst noch im Sommer ausländische Hilfskräfte zur Verstärkung kommen können.

Grossbritannien

Es wirkt wie ein Hilfeschrei: Mehr als 10 000 zusätzliche Kurzstreckenflüge sagt die grösste britische Fluggesellschaft British Airways bis Ende Oktober ab. Dies diene der Sicherheit der Kunden, zu viele Flüge mussten kurzfristig abgesagt werden. Trotzdem mussten am grössten britischen Flughafen Heathrow am Montag erneut kurzfristig Dutzende Flüge gestrichen werden.

Zur Begründung für die Flugstreichungen sagte ein Flughafensprecher, im Airport seien viel mehr Reisende gewesen als der Flughafen derzeit bedienen könne. «Um einen sicheren Betrieb aufrechtzuerhalten, haben wir einige Fluggesellschaften in den Terminals 3 und 5 gebeten, insgesamt 61 Flüge aus dem Flugplan zu streichen.» Um das Chaos zu bewältigen, hatte die britische Regierung kurz vor der Hauptreisesaison die Vorschriften für die Start- und Landerechte an den Flughäfen gelockert. Fluglinien können damit Verbindungen streichen und auf die sogenannten Slots verzichten, ohne fürchten zu müssen, die teuren Startrechte zu verlieren.

Frankreich

In Frankreich gibt es insbesondere an den Pariser Flughäfen Warteschlangen, Verspätungen und Flugausfälle. Der Flugverkehr hat wieder kräftig und stärker als erwartet angezogen. Dadurch gelingt es nicht im erforderlichen Umfang, das während der Corona-Krise reduzierte Bodenpersonal wieder einzustellen. Rund 4000 Stellen sind alleine an den Pariser Flughäfen Orly und Charles-de-Gaulle ausgeschrieben. In den vergangenen Tagen wurden am Flughafen Charles-de-Gaulle rund zehn Prozent der Starts und Landungen deshalb gestrichen.

Österreich

Der Flughafen Wien verzeichnet nach eigenen Angaben hingegen keine nennenswerten Unregelmässigkeiten im Sommerreiseverkehr. «Der Betrieb läuft weitgehend reibungslos», sagte Airport-Sprecher Peter Kleemann. Der Flughafen habe dank der staatlichen Unterstützung während der Corona-Pandemie kein Personal abgebaut und sei für das aktuelle und zu erwartende Passagieraufkommen gut aufgestellt.

(sda/baz)

veröffentlicht: 12. Juli 2022 13:30
aktualisiert: 12. Juli 2022 18:10
Quelle: Today-Zentralredaktion

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