Wie Pyeongchang zu den Winterspielen kam

30.01.2018, 07:45 Uhr
· Online seit 30.01.2018, 07:32 Uhr
Pyeongchang scheiterte mit seinen ersten zwei Bewerbungen für die Organisation von Winterspielen knapp. Für 2010 bekam Vancouver den Vorzug, für 2014 Sotschi. Im dritten Anlauf hat es geklappt.
Anzeige

Die Delegation aus München musste sich am IOC-Kongress am 6. Juli 2011 in Durban vorgekommen sein wie seinerzeit, 1999 in Seoul, die Bewerber für Sion 2006 unter Dölf Ogi. Nicht das erhoffte «München!» ertönte aus dem Mund von IOC-Präsident Jacques Rogge, sondern «Pyeongchang!».

Die Münchner hatten auf eine bis dorthin tadellose Vorbereitung gesetzt, auf einen guten politischen Rückhalt, auf eine erstklassige Präsentation vor den IOC-Mitgliedern und auch darauf, dass ihre mitgebrachte Sportprominenz wie Katarina Witt oder Franz Beckenbauer auch vor Ort in Südafrika noch ein paar Stimmen würden einfangen können.

Der Ausgang der Abstimmung war für die Deutschen ernüchternd eindeutig. 48 Stimmen waren für den Zuschlag im ersten Wahlgang nötig. Die Südkoreaner errangen mit 63 Stimmen einen Blitzsieg. Auf die Mitbewerber München und Annecy entfielen 25 respektive nur 7 Stimmen.

Thomas Bach, damals noch Präsident des Olympischen Komitees Deutschlands DOSB und IOC-Vizepräsident, hatte die Erklärung für seine eigene Niederlage sofort parat: «Man hat sich entschieden, weiter in neue Märkte und Regionen zu gehen», sagte der heutige IOC-Präsident.

Die Berücksichtigung des Fernen Ostens für die grössten Sportveranstaltungen der Welt ist seit Thomas Bachs Worten noch viel ausgeprägter geworden. Nach den Winterspielen in Südkorea werden 2020 die Sommerspiele in Tokio und 2022 die Winterspiele in Peking folgen - nur 14 Jahre nachdem Chinas Hauptstadt schon die Sommerspiele 2008 durchgeführt hat.

Erst 2024 werden in Paris wieder einmal Spiele auf dem europäischen Kontinent stattfinden - nach einem Unterbruch von zwölf Jahren seit London 2012. Sotschi (2014) liegt auf asiatischem Boden. Somit finden Olympische Spiele fünfmal in Folge nicht in Europa statt. Es ist die längste Durststrecke der Europäer. Zuvor wurden die Spiele ab 1996 (Atlanta, Nagano, Sydney, Salt Lake City) viermal in Serie nicht in Europa ausgetragen.

Der Gegensatz zu den ersten sechs Jahrzehnten der modernen olympischen Bewegung ist auffällig. Zwischen Athen 1896 und Cortina d'Ampezzo 1956 fanden 16 von 19 Olympischen Spielen in Europa statt.

veröffentlicht: 30. Januar 2018 07:32
aktualisiert: 30. Januar 2018 07:45
Quelle: SDA

Anzeige
Anzeige