Wie sicher ist TikTok für Kids?

· Online seit 25.02.2019, 06:06 Uhr
Die App TikTok liegt bei Kindern und Jugendlichen im Trend. Die Weiterentwicklung der beliebten Playback- und Tanz-App «Musical.ly» hat 130 Millionen Nutzer. Doch die Sicherheitslücken der chinesischen App könnten gravierende Folgen haben.
Nina Müller
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Selbstgedrehte Musikvideos, Playback singen, Streiche, Mini-Tutorials – kaum eine Videoform lässt sich auf der App TikTok nicht umsetzen. Das Start-up-Unternehmen Bytedance aus China hat die App für Jugendliche ab 13 Jahren konzipiert, die App wird aber auch von deutlich jüngeren Kids genutzt. Das Konzept geht auf – die junge Zielgruppe liebt TikTok.

Videos können ohne Account abgespeichert werden

Auf den ersten Blick wirkt TikTok tatsächlich kinder- und jugendtauglicher als beispielsweise Youtube. Politische Hetze oder Verschwörungstheorien findet man hier nicht, das Hochladen von Pornografie oder Cybermobbing ist in den Nutzungsrichtlinien zumindest untersagt. Doch der Schein trügt, denn TikTok birgt Sicherheitslücken, wo andere Apps längstens Vorkehrungen getroffen haben. Ohne einen Account erstellen zu müssen, können Videos abgespeichert werden – mit nur einem Klick. Das geht zwar nur, wenn das Profil öffentlich ist, jedoch sind die Accounts öffentlich voreingestellt. Man muss also die Einstellungen der Privatsphäre extra umstellen. «Das ist hochproblematisch», sagt Yvonne Haldimann, Projektleiterin bei «Jugend und Medien» von der Plattform für Sozialversicherungen.

Missbrauchsrisiko ist gross

Die Folge dieser Sicherheitslücke könnte neben Mobbing auch Grooming sein. Das bedeutet, dass Erwachsene das Vertrauen von Kindern gewinnen, um ausserhalb der App mit ihnen Kontakt aufnehmen zu können und sogar persönliche Treffen abmachen. Manche geben sich beispielsweise als Talentsucher aus. Dies kann der erste Schritt zu späterem Missbrauch werden. «Die App wird häufig von jungen Mädchen genutzt, die teilweise leicht bekleidet Videos von sich drehen, in denen sie gewollt oder unbewusst lasziv tanzen», sagt Haldimann. So ist TikTok ein gefundenes Fressen für Erwachsene mit schlechten Absichten. «Ist der Zugang zu solchen Apps so einfach wie bei TikTok, steigt das Missbrauchsrisiko», sagt Samuel Horner, ein auf Arbeits- und Datenschutzrecht spezialisierter St.Galler Anwalt.

Hersteller nimmt Verantwortung nicht wahr

Horner sieht vor allem die Eltern und die Schulen in der Pflicht, Kinder über vorhandene Risiken aufzuklären und so gut wie möglich zu schützen. Der Hersteller der App habe aber auch eine gewisse Verantwortung, seine Nutzer vor Missbrauch zu schützen. «Im Fall von TikTok wird diese Verantwortung offensichtlich nur unzureichend wahrgenommen», sagt Horner. Aus rechtlicher Sicht könne man aber nicht viel unternehmen. Es gibt kein Gesetz, das eine solche App per se illegal macht. «Wir können eigentlich nur Prävention betreiben und die Eltern und Lehrer sensibilisieren», sagt Haldimann von «Jugend und Medien».

Auch bezüglich des Datenschutzes ist die App undurchsichtig. TikTok verbreitet die Videos auch auf anderen Plattformen. Teilweise sogar wenn das Profil auf Privat eingestellt ist. «Auch für Werbung werden die TikTok-Videos abgespielt. Die App greift auf Telefonkontakte zu und es erkennt den Aufenthaltsort der User», sagt Yvonne Haldimann. Was mit den abgesaugten Daten geschieht, ist zurzeit nicht klar.

veröffentlicht: 25. Februar 2019 06:06
aktualisiert: 25. Februar 2019 06:06

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