«Wiener Kaffee Franzl» ist Weltkulturerbe

06.12.2018, 06:48 Uhr
· Online seit 06.12.2018, 05:54 Uhr
Grosse Ehre für ein kleines Stück Wien in Romanshorn. Das «Wiener Kaffee Franzl» hat es gleich in zwei prestigeträchtige Klubs geschafft. Es ist nun im Klub der Wiener Kaffeehausbesitzer und im «Who is Who im Thurgau».
Sandro Zulian
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Tatjana und Norbert Mahr sind keine gewöhnlichen Romanshorner. Genauer gesagt sind sie Wiener und betreiben in der Hafenstadt das «Wiener Kaffee Franzl». Dem Paar, das seit sechs Jahren in der Schweiz weilt, wurde jetzt eine grosse Ehre zuteil.

«Who is Who», Eliten-Klub und Unesco-Erbe

Bereits seit einiger Zeit ist das österreichische Paar mit seinem Kaffeehaus Mitglied im elitären «Klub der Wiener Kaffeehausbesitzer». Damit repräsentieren sie die Wiener Kaffeehauskultur als einzige internationale Vertretung. Kein anderes Kaffeehaus ausserhalb von Österreich darf sich mit diesem Titel schmücken. Damit darf sich das «Franzl» neben grossen Namen wie Sacher, Ritter oder Landmann in die Vertreter der besten Kaffeesieder der Welt einreihen. Mit dieser Aufnahme wurden die Mahrs ebenso Vertreter des Unesco-Weltkulturerbes, weil die Wiener Kaffeetradition bei der Kulturorganisation der Vereinten Nationen seit Jahren als immaterielles Kulturgut gilt.

Riesige Freude

«Für uns ist das natürlich eine Ehre», sagt Norbert Mahr. Dieses Gefühl könne man fast nicht beschreiben, weil es sehr emotional sei. «Es war immer ein Kindheitstraum von mir, ein Wiener Kaffeehaus aufzumachen.» Es gebe auf der Welt viele Kaffees, auch Wiener Kaffees. «Aber solche, die das komplette Wiener Erlebnis anbieten, gibt es wenige. Dass wir das mit unserem Kaffeehaus geschafft haben und in den Klub aufgenommen wurden, erfüllt mich mit wahnsinnig viel Stolz.»

«Eine Erweiterung des Wohnzimmers»

Aus den oben genannten Gründen wurden Tatjana und Norbert Mahr zum zweiten Mal ins Personenverzeichnis «Who is Who im Thurgau» aufgenommen. Ein erstes Mal wurden sie porträtiert, als sie das Kaffeehaus in Romanshorn «aufgesperrt» haben, wie Tatjana Mahr im breitesten Wiener Dialekt erzählt. «Uns ist Authentizität einfach sehr wichtig», sagt die Wahl-Schweizerin auf die Frage, woher der Erfolg komme.

Ein Kaffeehaus sei eben nicht einfach ein «Café», wie es die Schweizer kennen, sondern eine «Erweiterung des Wohnzimmers», klärt Tatjana Mahr auf. Am Morgen könne man bei Mahrs gut einen «Braunen» (normaler Kaffee) oder einen «Einspänner» (Kaffee mit viel Schlagrahm) trinken und dazu ein «Kipferl» geniessen. Nach dem «z'Morge» gibt man sich im «Franzl» der Lektüre eines guten Buches hin, spricht miteinander oder verweilt einfach, beschreiben die Mahrs einen ganztägigen Besuch bei ihnen in Romanshorn. Zum Mittagessen darf es dann gerne etwas Deftiges sein, beispielsweise ein klassisches Wienerschnitzel, Debreziner oder ein Paar Sacherwürstel. Am Nachmittag geht man über zur Jause, eine nachmittägliche Zwischenmahlzeit, entweder süss oder salzig. Abends soll es dann etwas Leichtes sein, sofern es so etwas im Wiener Universum überhaupt gibt. Allenfalls gebackene Champignons mit Blattsalat.

Eigentlich keine Gastronomen

Doch nicht nur deftig-salzig ist im Kaffeehaus angesagt, es wartet auch mit einer grossen Auswahl an Kuchen, Knödel oder Kaiserschmarrn auf. Norbert Mahr ist gelernter Konditor, sein Reich ist die Küche und die Konditorei-Auslage. Norberts Frau Tatjana war früher Coiffeuse, sie kümmert sich um die Gäste.

Das Wichtigste ist für die Mahrs stets, dass sich die Besucher wohl fühlen und möglichst keine offenen Wünsche haben. Das merkt schon bei einem kurzen Interview-Besuch. Es gibt ihn, den Unterschied zwischen einem «Wirt» und einem «Gastgeber». Man findet ihn im «Wiener Kaffee Franzl» in Romanshorn.

veröffentlicht: 6. Dezember 2018 05:54
aktualisiert: 6. Dezember 2018 06:48
Quelle: saz

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