«Wir können niemandem mehr trauen»
«Für was machen wird das überhaupt noch?» Diese Frage stellt sich Roman Walser immer wieder, wenn in seinem Hofladen im Walser-Hof Roggwil geklaut wird. Letzte Woche betrat ein Paar seinen Laden, packte Eier, Fleisch, Gemüse und Früchte ein, bezahlte aber anstatt 50 Franken nur ein paar Rappen. Das ist laut Roman Walser kein Einzelfall. «Immer wieder sehen wir uns die Bilder der Überwachungskamera an und trauen unseren Augen nicht, weil Leute zu wenig oder gar nicht bezahlen.» In einem Facebook-Post machte der Landwirt seinem Ärger über die beiden jüngsten Fälle Luft.
Wie soll man so noch motiviert sein? Freitag 26.7.2019 ca. 15.45 Uhr eine Frau, ca. 50 Jahre alt, kürzere Haare "kauft...
Gepostet von Walser - Hof am Sonntag, 28. Juli 2019
Grosse Enttäuschung
Roman Walser und seine Frau Claudia erstatten bei solchen Vorfällen jeweils Anzeige. Auch die Kantonspolizei Thurgau bestätigt, dass die Ermittlungen in diesen beiden Fällen zurzeit laufen. Doch selbst wenn die Täter geschnappt werden, zurück bleibt bei den Besitzern eine grosse Enttäuschung. «Das Schlimmste ist, dass wir die Leute die klauen, manchmal sogar kennen. Wir sind schon so weit, dass wir niemandem mehr trauen können», sagt Walser.
Auch Geld wird geklaut
Oft seien es Leute aus der unteren Schicht, die sich ohne zu bezahlen im Hofladen bedienen. «Einmal stellte sich heraus, dass der Dieb ein ehemaliger Häftling war und alle Hofläden in der Region abklapperte.» Laut Roman Walser werden nicht nur Lebensmittel, sondern auch Wechselgeld aus dem «Hof-Kässeli» geklaut.
Anzeige zurückgezogen
Es sei schon vorgekommen, dass Walser und seine Frau eine Anzeige wieder zurückgezogen hätten. «Einmal hatte sich 20-Jähriger bei unseren Sachen bedient. Die Polizei brachte ihn anschliessend im Streifenwagen zu uns, weil er sich entschuldigen und die Ware bezahlen wollte. Da liessen wir die Anzeige fallen.»
Hofladen soll bleiben
Trotz der vielen Vorfällen kommt es für Roman Walser nicht in Frage, den Hofladen aufzugeben. Die Direktvermarktung sei eine wichtige Einnahmequelle. Ausserdem gebe es auch Leute, die seine Arbeit schätzten. «Manchmal hinterlassen Käufer sogar Zettel, wenn sie zum Beispiel nur fünf Rappen zu wenig dabei haben und bezahlen das später.»
Weitere Überwachungskamera
Konsequenzen will Walser aber trotzdem ziehen. Einen Verkäufer einzustellen, komme nicht in Frage, dies würde nicht rentieren. «Wir überlegen aber, ob wir draussen einen zweite Überwachungskamera installieren, so dass auch die Autonummern gefilmt werden.» Roman Walser hofft vor allem, dass die Leute in Zukunft ehrlicher sind und sich darüber Gedanken machen, dass hinter den Produkten im Hofladen viel Arbeit steckt.