«Wir nehmen die Taxifahrer ernst»

· Online seit 11.10.2017, 06:00 Uhr
In St.Gallen sind die Taxifahrer unzufrieden. Ein Teil von ihnen kritisiert die Stadt scharf und droht sogar mit einer Blockade. Nun nimmt der St.Galler Stadtingenieur erstmals zur Situation Stellung und beschwichtigt.
Michael Ulmann
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Veränderungen sind nicht immer ganz so einfach hinzunehmen. Diese Erfahrung machen zurzeit auch die Taxifahrer in St.Gallen. Sie kritisieren die veränderte Situation im Rahmen der Umgestaltung des Bahnhofplatzes. «Seit der Rückkehr des öffentlichen Verkehrs auf den neu umgebauten Bahnhofplatz am 2. Oktober werden die Taxistandplätze in nicht genügender Anzahl an den Rand gedrückt», moniert Werner Fürer von der im Juli gegründeten Taxi-Kommission. Bis am 2. Oktober hatten die Taxifahrer praktisch keine Einschränkungen. Die nun fehlenden Taxistandplätze sind denn auch der Hauptkritikpunkt der Taxi-Kommission.

Komplexe Situation

Aktuell haben die Taxifahrer 23 Standplätze rund um den Bahnhof zur Verfügung. Davon sind allerdings nur zehn «beliebte» Plätze. Das sind diejenigen an der Westseite des Bahnhofs zwischen dem Bahnhofgebäude und der Hauptpost. Bei den anderen Standplätzen, die gemäss der Taxi-Kommission nicht ideal liegen, komme zu wenig Laufkundschaft, was sich auch beim Lohn bemerkbar macht. «Ein Taxifahrer verdient im Monat nur etwa 3000 Franken brutto, ohne Abzüge der Sozialleistungen. Und dies bei einer Arbeitszeit von über 50 Stunden pro Woche. Falls sich also nicht bald etwas ändert, machen wir eine Blockade. Dann stellen wir unsere Taxis quer, so dass die Busse nicht mehr durchkommen», droht Fürer.

Stadt wehrt sich

Der St.Galler Stadtingenieur Beat Rietmann nimmt erstmals Stellung zur Drohung seitens der Taxifahrer und zeigt sich überrascht. «Vor zwei Wochen habe ich mit der Taxi-Kommission ein konstruktives Gespräch geführt. Das war ein guter Austausch. Dass sie jetzt mit einer Blockade droht erstaunt mich daher schon ein bisschen.» Rietmann gibt zu, dass zurzeit nicht alle Taxistandplätze ideal liegen und hat Verständnis für die Anliegen der Taxi-Kommission. «Wir haben die Taxifahrer aber von Anfang an ins Projekt miteinbezogen und nehmen sie durchaus ernst. Die Taxis sind wichtig. Allerdings mussten alle Verkehrsteilnehmer in den letzten Monaten Einbussen in Kauf nehmen. Die Taxifahrer sind da nicht die einzigen.»

Ende gut, alles gut?

Laut Rietmann soll sich die Situation bereits ab dem 10. Dezember deutlich entspannen. Dann wird die neue Rathausunterführung eröffnet, was die Situation für die Taxifahrer «merklich verbessere». Und es soll noch besser kommen. Ab April 2018, wenn der Umbau des Bahnhofplatzes ganz abgeschlossen ist, verfügen die Taxifahrer gemäss dem St.Galler Stadtingenieur über total 27 Standplätze (bzw. 21 bei Events oder Bahnersatz, dies soll aber die Ausnahme sein). «Unter dem Strich haben die Taxifahrer also rund ein Drittel mehr Standplätze als vorher. Klar ist auch, wir bleiben weiter im Gespräch.»

Taxifahrer in zwei Lager unterteilt

Obwohl gemäss Taxifahrer Werner Fürer rund 150 Taxifahrer eine Petition für eine Änderung der zurzeit angespannten Situation unterschrieben haben; FM1Today weiss, dass lange nicht alle Taxifahrer hinter dem Vorhaben der Taxi-Kommission stehen. Ein Taxifahrer, der anonym bleiben will, sagt gegenüber unserem Portal, dass er eine Eskalation wie eben eine Blockade kategorisch ablehne. Er liebe seinen Job, sei sich aber auch bewusst, dass die Taxibranche nicht den besten Ruf geniesse. Deshalb müssten sich viele Taxifahrer halt auch an der eigenen Nase nehmen und etwas verändern.

Dass St.Galler Taxifahrer auch für positive Schlagzeilen sorgen können, zeigt diese Geschichte.

veröffentlicht: 11. Oktober 2017 06:00
aktualisiert: 11. Oktober 2017 06:00

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