«Wir sind zufrieden, aber nicht gerettet»

· Online seit 09.05.2017, 12:04 Uhr
Das Skigebiet Pizol ist zufrieden mit dem neuen Preissystem. Wetterabhängige Preise scheinen nicht nur für die Kunden, sondern auch für die Skigebiete zu funktionieren.
Fabienne Engbers
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Nachdem das Skigebiet Saas Fee eine Saisonkarte für 222 Franken anbot, führte das Skigebiet Pizol in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule St.Gallen wetterabhängige Preise ein. Nun sind die ersten Forschungsresultate des Projektes da: Das System scheint zu funktionieren. Eine Lösung für das grobe finanzielle Problem, das die Pizolbahnen plagt, ist es jedoch nicht.

Wetterabhängige Preise lohnen sich für beide Seiten

«Nicht nur wir sind sehr zufrieden, auch die Kunden haben das neue System gut angenommen und sind positiv gestimmt», sagt Dietmar Kremmel, Projektleiter meteodynamisches Pricing.

In einer vorgängigen Studie hat die FHS herausgefunden, dass die Kunden beim Kauf von Skitickets sehr stark auf das Wetter achten, daher war der Erfolg des dynamischen Pricings einigermassen vorhersehbar.

Die Pizolbahnen sind positiv von den Ergebnissen überrascht. «Wider Erwarten hat es gute Ergebnisse gegeben», sagt Klaus Nussbaumer, CEO der Pizolbahnen. «Die Gäste waren trotz schlechtem Wetter zufrieden.» Dass die «Wetter-Tickets» so gut über den Ladentisch gehen, hätten die Pizolbahnen nicht gedacht, zumal der Bekanntheitsgrad diese Saison noch nicht sehr hoch war.

Der schlechte Winter hat dem Ergebnis der Studie laut Dietmar Kremmel nicht geschadet. Die Schneeverhältnisse seien zwar schlecht gewesen, das Wetter war aber eigentlich so wie in anderen Wintern. «Ist der Winter besser, werden wir natürlich mehr Tickets verkaufen.»

Kein Rettungsanker für Pizol

Die Pizolbahnen kämpfen mit starken finanziellen Problemen. Das neue Preissystem ist in diesen schwierigen Gefielden zwar ein Aufheller, wirklich helfen kann es aber nicht. «Die wetterabhängigen Preise können die strukturellen Probleme, die wir haben, nicht aus der Welt schaffen aber es ist eine Möglichkeit, unser Angebot besser an den Skifahrer zu bringen», sagt Klaus Nussbaumer. Die finanziellen Probleme der Pizolbahnen werden den Kanton St.Gallen und die umliegenden Gemeinden also weiterhin beschäftigen.

Schlechtere Ergebnisse oder ein finanzielles Risiko bringt das neue Pricing kaum. Vielmehr bringt es mehr Umsatz, wie die erste Saison gezeigt hat.

Neues Jahr - neue Runde

Nächstes Jahr geht das Forschungsprojekt auf dem Pizol in die zweite Runde. «Da wir dieses Jahr so erfolgreich waren, werden wir den Grossteil so belassen», sagt Kremmel. Möglicherweise könnte der Ticketverkauf komplett online laufen. Zurzeit müssen die meteo-dynamischen Tickets zuhause ausgedruckt werden.

Auch die Pizolbahnen freuen sich auf eine weitere Projektphase. «Die Weiterempfehlungsrate ist sehr hoch, wir erwarten für die nächste Saison auch deshalb eine bessere Auslastung, weil wir weiter empfohlen werden», sagt Klaus Nussbaumer. Die Kapazitätsgrenze ist aber noch lange nicht erreicht.

Die Interessenten für eine Erweiterung sind bereits da

Für die Saison 2017/2018 wird das Projekt nochmals auf den Pizol und die Belalp beschränkt. «Es gibt bereits Interessenten, die das Pricing gerne übernehmen würden, auch aus anderen Branchen», sagt Kremmel.

Die Weiterführung des Projektes ist daher geplant, inwiefern ist allerdings noch nicht bekannt. Der Projektversuch hat aber gezeigt, dass ein grosses Potenzial im meteo-dynamischen Pricing steckt.

Nächste Woche starten die Pizolbahnen bereits in ihre Sommersaison, das Gondeli fährt ab dem Muttertag von Bad Ragaz in die Berge hinauf.

Für das meteo-dynamische Pricing wird vier Mal täglich der Wetterbericht abgelesen und anhand dessen der Preis für das Skiticket bestimmt. Eine Tageskarte bei schlechtem Wetter kostet noch 50 Prozent des Originalpreises, also knapp 30 Franken. Herrscht strahlender Sonnenschein, zahlt man den vollen Preis, dazwischen gibt es mehrere Abstufungen.
veröffentlicht: 9. Mai 2017 12:04
aktualisiert: 9. Mai 2017 12:04
Quelle: enf

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