Bulle sagt wegen suspektem Züchter Rindvieh-Expo ab

04.03.2017, 21:08 Uhr
· Online seit 04.03.2017, 16:33 Uhr
Die diesjährige Ausgabe der Viehaustellung Expo Bulle ist aus tiergesundheitlichen Gründen abgesagt worden. Weil an einer anderen Ausstellung ein Züchter eine Kuh eines gesperrten Betriebs vorführte, wollen die Organisatoren jegliches Risiko vermeiden.
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Weil «gewisse Züchter nicht davor zurückschrecken, mit offenbar unrichtigen Angaben BVD-bedingte Betriebssperren zu umgehen, wird die Expo Bulle 2017 abgesagt», wie das Organisationskomitee mitteilte und die «Freiburger Nachrichten» am Samstag berichteten.

Hintergrund ist ein vermuteter Beschiss bei der Expo Holstein Sarine vom vergangenen Wochenende. Dort soll ein Züchter eine Kuh vorgeführt haben, die aus einem wegen der Bovinen Virus-Diarrhoe (BVD) gesperrten Betrieb kam.

Gemeldet wurde der Vorfall anonym, wie der Freiburger Kantonstierarzt Grégoire Seitert auf Anfrage erklärte. Er führt die Meldung auf die Achtsamkeit der Bauern zurück, die wegen der BVD stark sensibilisiert seien. Weiter besteht der Verdacht, dass der Bauer des gesperrten Betriebs eine falsche Meldung zu diesem Tier in die Tierverkehrsdatenbank des Bundes verfasst hat.

Seitert hat ein Verwaltungsverfahren eingeleitet und sammelt nun Beweismaterial. Sollte sich der Verdacht erhärten, wird er Strafanzeigen gegen die beiden Züchter einreichen. Bis dahin gelte aber die Unschuldsvermutung. Allerdings sei die betroffene Kuh negativ auf den Virus getestet worden. Daher habe kein grosses Ansteckungsrisiko für die anderen Tiere bestanden.

Der Test werde aber in zehn Tagen wiederholt und aufgrund des Resultats das weitere Vorgehen beschlossen. Das Risiko sei gering, dass die Kuh dann positiv getestet werde, sagte Seitert. Sollte das Resultat dennoch positiv ausfallen, müssten alle Kühe, die an der Expo gezeigt worden seien, getestet werden.

Seitert verweist darauf, dass die Organisatoren der Expo Holstein Sarine alles richtig gemacht hätten. Die Einträge in die Tierverkehrsdatenbank oblägen den Bauern selbst. Die Kantonstierärzte könnten bei schweizweit 40'000 Betrieben und 1,2 Millionen Rindern und 700'000 Kühen nicht tägliche Kontrollen durchführen.

Die Organisatoren der Expo Bulle werfen den Züchtern in ihrer Mitteilung vor, «in völlig unakzeptabler und unverantwortlicher Art andere Bestände zu gefährden». Dadurch sei das Vertrauen vieler Aussteller nachhaltig gestört worden. Dies habe zur Folge, dass viele Züchter ihre Tiere nicht ausstellen wollten.

Wurden 2008 in der Schweiz noch fast 4500 Fälle der Bovinen Virus-Diarrhoe registriert, so sank die Zahl im Jahr darauf bereits auf unter 1500. In der Tierseuchenstatistik 2014 wurden noch 44 Fälle verzeichnet. Die Tierseuche war damit fast ausgerottet.

Seither geht es aber mit der BVD wieder aufwärts. Im vergangenen Jahr hat das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) 116 Fälle festgestellt. Mitte Februar waren schweizweit 50 Betriebe aufgrund eines BVD-Seuchenfalls oder eines BVD-Verdachts gesperrt. 135 Betriebe hatten einzelne trächtige Tiere im Bestand, die wegen BVD gesperrt sind.

Betroffen ist besonders der Kanton Freiburg. Aktuell sind laut Seitert 28 Betriebe komplett gesperrt, weil die BVD nachgewiesen wurde. In 29 Betrieben sind einzelne Tiere gesperrt. Die Krankheit wird von den Kälbern via Kot übertragen. Wird die Kuh trächtig, gibt sie das Virus wiederum an das Kalb weiter, ohne danach Trägerin zu sein.

Fällt ein Test in einem Betrieb positiv aus, wird der Betrieb komplett gesperrt und die positiv getesteten Kälber eingeschläfert. Drei Wochen später gelten im Betrieb nur noch die trächtigen Kühe als gesperrt, also einzelne Tiere.

BVD-Viren, gehören zu den Pestviren. Sie sind für den Menschen ungefährlich. Betroffen sind Wiederkäuer, hauptsächlich Rinder. Infizierte Tiere wachsen schlecht und haben Fruchtbarkeitsstörungen und Aborte. In der Landwirtschaft führte die BVD zu geschätzten jährlichen Ausfällen von bis zu zehn Millionen Franken.

veröffentlicht: 4. März 2017 16:33
aktualisiert: 4. März 2017 21:08
Quelle: SDA

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