Mehr Drogen im Strassenverkehr, definitive Belair-Pleite und Hoffnung für Diabetiker

29.10.2017, 08:08 Uhr
· Online seit 29.10.2017, 05:10 Uhr
26 Massnahmen von Bund und Kantonen gegen Terror, das definitive Aus für die Schweizer Airline Belair und Hoffnung für Zehntausende Diabetiker: Das und mehr findet sich in den Sonntagszeitungen.
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Neue Massnahmen gegen Terrorismus

Im neuen Nationalen Aktionsplan gegen Terrorismus planen Bund und Kantone 26 präventive Massnahmen gegen gewalttätigen Extremismus. Einem internen Entwurf zufolge, über den die «SonntagsZeitung» berichtet, soll der Nachrichtendienst des Bundes Ausbildungen für Asylbetreuer anbieten. Betroffen ist demnach auch das Schulwesen. Geplant sind hier Lehrmittel über Extremismus oder eine spezielle Medienschulung.

Auch die Verantwortlichen von Sportvereinen spielen im Massnahmenpaket eine Rolle. Sie sollen neu in den Bereichen Radikalisierung und Extremismus geschult werden. Die Betroffenen wie der Schweizer Lehrerverband oder das Bundesamt für Sport beurteilten die zusätzlichen Aufgaben gegenüber der Zeitung kritisch. André Duvillard vom zuständigen Sicherheitsverbund Schweiz erklärte, der Verbund müsse nun Überzeugungsarbeit leisten. Es gehe nicht darum, Schulen oder Sportvereinen etwas aufzuzwingen. Bund und Kantone könnten nur Massnahmen ausarbeiten. Es liege an den einzelnen Akteuren, diese umzusetzen.

Verkauf von Belair gescheitert

Der geplante Verkauf der Schweizer Air-Berlin-Tochter Belair ist gescheitert. Die rund 220 Mitarbeiter verlieren definitiv ihre Stellen, wie die «SonntagsZeitung» und die «NZZ am Sonntag» berichten. Den Mitarbeitern sollen ausstehende Löhne und Gelder aus einem Sozialplan ausgezahlt werden. Insgesamt geht es um rund 7,5 Millionen Franken. Verwaltungsratspräsident Christof Zuber informierte die Belegschaft am Freitag in einem internen Memo über die geordnete Stilllegung. Der Versuch, die kleine Airline an neue Investoren zu verkaufen, wurde vom Air-Berlin-Insolvenzverwalter Frank Kekebus zunichtegemacht. Aus insolvenzrechtlichen Gründen sei ein Verkauf der Belair an einen neuen Geldgeber nicht möglich, erklärte er.

Laut Belair hatten Investoren ein konkretes Übernahmeangebot vorgelegt. Geplant war, den Namen Balair wieder aufleben zu lassen und mit einem Airbus A320 die Strecke Zürich-Pristina für ein Tourismusunternehmen zu bedienen. Bei den Interessenten handelte es sich um SBC, ein auf die Sanierung mittelständischer Firmen spezialisiertes Unternehmen, und Inavia, eine von einstigen Swissair- und Crossair-Managern gegründete Beratungsfirma.

Keine «Exit»-Werbung bei SRF

Das Schweizer Fernsehen (SRF) weigert sich, Werbespots der Sterbehilfeorganisation Exit auszustrahlen. Wie die «SonntagsZeitung» schreibt, wollte Exit ab Montag Werbespots mit fünf Prominenten zeigen. Die Freitodbegleitung sei «nicht nur politisch, sondern auch gesellschaftlich stark umstritten», erklärte SRF. Es sei zu erwarten, «dass die Bewerbung der Freitodbegleitung in den Service Public-Programmen einen nicht unerheblichen Teil des Publikums in seinen Gefühlen verletzen würde».

Kulanter zeigen sich der Zeitung zufolge regionale TV-Stationen. Auf TeleZüri, Tele M1 oder Telebasel seien die Werbeclips ab Montag zu sehen. Für Jürg Wiler vom Exit-Vorstand ist der Entscheid von SRF «völlig unverständlich». Laut Wiler seien 2010 ähnliche Spots über Wochen hinweg im Schweizer Fernsehen zur besten Sendezeit zu sehen gewesen. Exit habe damals nur wenige Stimmen gehört, die sich daran gestört hätten.

Hess wegen «Neger»-Aussage nicht verurteilt

Der Berner SVP-Nationalrat Erich Hess hat mit einer «Neger»-Aussage im Stadtparlament nicht gegen die Rassismusstrafnorm verstossen. Zu diesem Schluss kommt die Berner Staatsanwaltschaft, wie der «SonntagsBlick» berichtet. Nachdem Hess während einer Debatte im Berner Stadtrat am 29. Juni gesagt hatte, dass man auf dem Vorplatz des Kulturzentrums Reithalle «hauptsächlich Neger am Dealen» sehe, zeigten ihn die Jungen Grünen an.

Mit einer Nichtanhandnahmeverfügung stellte die Berner Staatsanwaltschaft nun sämtliche Ermittlungen ein. Der Beschluss empörte die Jungen Grünen. Hess habe afrikanischstämmige Menschen pauschal als Drogendealer abgestempelt, sagte Co-Präsident Luzian Franzini der Zeitung. Es sei «inakzeptabel», dass dies ohne Konsequenzen bleibe. Hess nahm den Entscheid der Staatsanwaltschaft mit «Befriedigung» zur Kenntnis.

SBB passen Preise nicht an

Die Unternehmen des öffentlichen Verkehrs wie die SBB wollen den per Anfang 2018 von 8 auf 7,7 Prozent reduzierten Mehrwertsteuersatz nicht auf die Preise umrechnen und an die Kunden weitergeben. Die Bahnunternehmen hätten sich entschieden, «dass die Preise auch mit der Senkung des Mehrwertsteuersatzes konstant gehalten werden», zitiert die «NZZ am Sonntag» aus einer Stellungnahme des Verbands des öffentlichen Verkehrs, CH-direct. Dieser begründet dies mit der Kompensation der voraussichtlichen Teuerung 2017 von plus 0,5 Prozent.

Zudem hätte die Erhöhung der Ticketpreise im Dezember 2016 die zusätzlichen Kosten durch den Aufschlag der Trassenpreise ab 2017 nicht decken können. Die Post dagegen plant, die Steuerreduktion teilweise weiterzugeben, allerdings nicht bei jenen Produkten, in denen die Steuer im Preis inbegriffen ist, etwa bei der A-Brief-Post. Preisüberwacher Stefan Meierhans nimmt sich der Sache an. Er schätzt, dass die Senkung der Mehrwertsteuer beim gesamten öffentlichen Verkehr rund 20 Millionen Franken im Jahr ausmachen dürfte, bei der Post rund acht Millionen Franken.

Löhne stagnieren trotz boomender Wirtschaft

Trotz boomender Wirtschaft dürften die Saläre 2018 stagnieren. Die jetzt laufende Lohnrunde drohe zur schwächsten seit zehn Jahren zu werden, berichtet die «NZZ am Sonntag». Die KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich prognostiziert einen nominalen Lohnanstieg von 0,6 Prozent. Aufgrund der erwarteten Teuerung von 0,4 Prozent bleibt real nur noch ein Plus von 0,2 Prozent.

Nach dem kräftigen Zuwachs der letzten Jahre müssten sich die Arbeitnehmer erstmals wieder auf eine Stagnation einstellen, erklärte KOF-Arbeitsmarktexperte Michael Siegenthaler der Zeitung. Auch die UBS rechnet gemäss ihrer Lohnumfrage für 2018 mit einem Zuwachs von 0,1 Prozent. Zwischen 2009 und 2016 erreichte der Anstieg im Schnitt stattliche 1,4 Prozent. Der letzte Rückgang des Reallohns datiert aus dem Jahr 2008.

Vermehrt Drogen- und Medikamentenkonsum im Verkehr

Medikamente und Drogen werden auf Schweizer Strassen zunehmend zum Problem. In den Jahren 2011 bis 2016 ist die Zahl der Ausweisentzüge nach Medikamenten- oder Drogenkonsum laut «SonntagsZeitung» explodiert. 2011 gab es rund 2500 solcher Ausweisentzüge, 2016 waren es fast doppelt so viele. In der gleichen Zeitspanne ist auch die Zahl der Unfälle, bei denen Medikamente oder Drogen im Spiel waren und die deshalb zu einem Ausweisentzug führten, gestiegen.

2011 waren es 249 Unfälle, im letzten Jahr fast 350. Als Hauptgrund für die Zunahme sehen Experten den steigenden Substanzenkonsum der Schweizer. In der Schweiz konsumieren laut der Universität Zürich heute rund zwei Millionen Menschen regelmässig starke Schmerzmittel, Schlaf- oder Beruhigungsmittel sowie Aufputschmittel wie Ritalin.

Immer mehr Spielplätze rauchfrei

In der Schweiz folgen die Gemeinden anderen Ländern und erklären immer mehr Spielplätze für rauchfrei. Im Kanton Aargau werden derzeit mehrere Spielplätze als suchtmittelfreie Zone gekennzeichnet, wie die Zeitungen «Zentralschweiz am Sonntag» und «Ostschweiz am Sonntag» berichten. Dort ist der Konsum von Alkohol und Tabak untersagt. Signale weisen zudem auf das Cannabis-Verbot hin.

Das Projekt des Aargauer Programms zur Tabakprävention wird in der nächsten Woche an einer nationalen Tagung vorgestellt mit dem Ziel, dass weitere Gemeinden und Kantone nach Schul- und Sportarealen auch ihre Spielflächen als rauchfrei erklären. Auf den meisten Schweizer Spielplätzen gibt es bisher keine entsprechenden Regelungen. Einzelne Gemeinden wie die Stadt Chur erliessen aber bereits vor Jahren Verbote. Im Tessin sind parlamentarische Vorstösse hängig, die Spielplätze im ganzen Kanton einem Suchtmittelverbot unterstellen wollen.

Romands und Tessiner leiden häufiger an Depression

In der Schweiz leiden Romands und Tessiner häufiger an Depression als die Deutschschweizer. Dies berichtet die Westschweizer Zeitung «Le Matin Dimanche» unter Berufung auf die Schweizerische Gesundheitsbefragung des Bundes. In der lateinischen Schweiz leiden demnach mehr als neun Prozent an der Krankheit, in der Deutschschweiz sind es 5,5 Prozent.

Die Untersuchung unterscheidet vier Kriterien, die den Unterschied erklären könnten. Das Tessin und die Romandie zählen überproportional viele Agglomerationen, wobei Städtebewohner häufiger an Depression leiden. Die Zeitung nennt zudem die Redefreiheit, die eine Rolle spielt, wobei die Krankheit oft tabuisiert wird.

Neue Medikation für Diabetiker

Am Inselspital in Bern läuft derzeit ein Medizinprojekt, das Hoffnung für Zehntausende Diabetiker nährt. Wie der «SonntagsBlick» berichtet, wird an einer Patientin mit komplexer Diabetes vom Typ 2 eine automatische Bauchspeicheldrüse getestet. Dabei misst ein Chip den Blutzuckerwert. Ein Programm steuert danach eine Pumpe, die der Patientin die benötigte Menge Insulin spritzt.

Seit Testbeginn habe sich der Zustand der betroffenen Patientin stabilisiert, die extremen Schwankungen und Energieabfälle seien verschwunden. Die Erfindung, die in Bern und einer Handvoll weiterer führender Kliniken in Europa aktuell getestet wird, ist mit grossen Hoffnungen verbunden: Auch für den Gebrauch zu Hause freigegeben, dürfte sie der Zeitung zufolge das Leben von Zehntausenden Betroffenen in der Schweiz und Millionen weltweit entscheidend verbessern.

veröffentlicht: 29. Oktober 2017 05:10
aktualisiert: 29. Oktober 2017 08:08
Quelle: SDA

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