Stauseen sind auf Rekordhoch

· Online seit 25.08.2019, 10:58 Uhr
Wer in den vergangenen Tagen aufmerksam an einem Stausee vorbeifuhr oder -lief, hat es gemerkt: Die Seen sind so voll wie schon lange nicht mehr. Das hat seine Gründe: Viel Schmelzwasser und niedrige Strompreise führen zu den vollen Seen.
Fabienne Engbers
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Der Höchststand der Stauseen wird normalerweise Ende September erreicht. Doch bereits jetzt sieht man, dass die Schweizer Stauseen gut gefüllt sind. Gemäss der «Südostschweiz» registrierte das Bundesamt für Energie (BFE) am 19. August einen mittleren Füllungsgrad von 88,1 Prozent, der höchste Wert seit 2008. Mit 92 Prozent am meisten Wasser speicherten diese Woche die Bündner Stauseen.

Stauseen sind im September am vollsten

Dass die Stauseen in der Schweiz um diese Jahreszeit am vollsten sind, ist nicht aussergewöhnlich. Das Ziel der Seen ist es, sich im  Sommer mit Regen- und Gletscherwasser zu füllen, um damit im Winter Strom zu produzieren. In einem nur auf Papier möglichen Idealfall wäre ein Stausee im September demnach bis an die Kante gefüllt und nach dem Winter, im April, bis zum Grund leer. Wegen diverser Unverhersehbarkeiten ist dies in der Realität aber nie der Fall.

Die Stauseen sind in Wirklichkeit im April zwischen 8 und 30 Prozent gefüllt, im September sind es zwischen 80 und bis zu 98 Prozent. Dieser Höchststand wurde im Hochwasserjahr 1999 erreicht.

Heuer sind die Seen voll

Dieses Jahr wurde bereits im Frühjahr ein relativ hoher Seepegel gemessen, Ende April mass das BFE laut der «Südostschweiz» einen Füllungsgrad von rund 20 Prozent. Weil es im Juni und Juli sehr warm war, floss viel Gletscherwasser in die Seen. Ausserdem hat es im Vergleich zu den trockenen Vorjahren wieder etwas mehr geregnet, vor allem im August füllte dies die Seen zusätzlich.

Wenig Nachfrage nach Strom

Weiter führt eine eher geringe Nachfrage nach Strom zu vollen Stauseen. Der Strompreis ist momentan eher tief, eine Kilowattstunde Bandstrom kostet im August 3,55 Rappen. Dies führt dazu, dass auch weniger Strom nachgefragt wird, das Angebot ist gross. Weil es nicht so heiss ist wie 2018, wird dieses Jahr weniger Strom zum Kühlen gebraucht. Gleichzeitig produzieren Atomkraftwerke dieses Jahr eher mehr Strom als in anderen Jahren. Auch die Sonnenstrahlen führen zu einem grossen Stromangebot, die Photovoltaik-Anlagen produzieren im Sommer viel Strom. Alle diese Faktoren führen dazu, dass die Stauseen nicht gross angetastet werden, der Pegel steigt.

Die hohen Pegel der Stauseen sind momentan aber positiv einzuschätzen. Ein Hochwasser durch die vollen Stauseen ist unwahrscheinlich. Die Schweiz ist – zumindest in Sachen Strom – dank den vollen Seen also gut gerüstet für den kommenden Winter.

veröffentlicht: 25. August 2019 10:58
aktualisiert: 25. August 2019 10:58
Quelle: enf

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