Trübe Aussichten für das Schweizer Autogewerbe

27.08.2016, 07:14 Uhr
· Online seit 27.08.2016, 07:00 Uhr
Nach einem glänzenden Verkaufsjahr 2015 ist der Schweizer Automarkt in diesem Jahr mit einer Marktsättigung konfrontiert. Die Garagisten sind am toten Punkt, die Importe gehen zurück und die Indikatoren stehen auf Rot.
René Rödiger
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Mit dem Verkauf von Neuwagen lasse sich kein Geld mehr verdienen, sagt François Steiert, Chef der Garage Bellevue in Lucens FR. Auch der Occasionsmarkt laufe nicht gut. Er würde gerne Autos zurückkaufen, aber die Banken gäben ihm keine Kredite.

Das selbe Bild bietet sich in der Garage Carrefour in Crissier VD. Deren Chef Alexander Crisostomo erklärt, früher seien die Kunden von selbst gekommen, nun müsse er ihnen nachlaufen.

Die Lage der Garagen habe sich in den vergangenen Jahren laufend verschlechtert, stellt Urs Wernli, Präsident des Automobil Gewerbe Verbands Schweiz, fest. Konkrete Gründe dafür sieht er im starken Franken und in der gestiegenen Konkurrenz durch das Internet.

Auch wenn die Verkäufe von Personenwagen 2015 um 7,6 Prozent zunahmen, sank deren Preis wegen der Euroschwäche stark. Die Verbilligung dürfte 15 bis 18 Prozent betragen, wie aus einem Bericht der Auto-Gewerbe-Treuhand FIGAS hervorgeht.

Die Margen seien rückläufig und unter grossem Druck, sagt Wernli. Schon seit einigen Jahren seien etliche Unternehmen mit einer unbefriedigenden Rentabilität konfrontiert. Das habe indessen teilweise durch ein erhöhtes Verkaufsvolumen kompensiert werden können, sagt François Launaz, Präsident des Importeur-Verbands auto-schweiz.

Die Importeure rechnen im laufenden Jahr mit einem Rückgang von 5 Prozent bei der Neuimmatrikulation von Autos. Der Präsident schränkt allerdings ein, dass Prognosen schwierig seien.

Der vom Institut Bakbasel verfasste Ausblick ist noch schlechter. Die Konjunkturforscher rechnen bei den Neuimmatrikulationen von Personenwagen mit einem Rückgang um 8,1 Prozent.

Der Importeurverband auto-schweiz konstatierte im Juli gegenüber dem Vorjahresmonat einen Rückgang der Autoeinfuhren um 13,7 Prozent. Auf die ersten sieben Monate des Jahres gesehen, beträgt der Rückgang 4,1 Prozent. Bakbasel geht für das Gesamtjahr 2016 von einem Umsatzrückgang von 1,3 Prozent in der Autobranche aus.

In dieser schwierigen Situation suchen die unabhängigen Garagen nach Lösungen. Sie finden diese vor allem in Franchisen. Die Garagisten Steiert und Crisostomo haben sich für eine Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Garage plus entschieden. Gegen einen Monatsbeitrag von 240 und 280 Franken bietet ihnen der Partner Marketing, billigere Ersatzteile sowie Versicherungen und Garantien an.

Steiert aus Lucens ist seit zwei Jahren bei Garage plus. Er erhoffte sich davon eine Belebung des Geschäfts. Aber es habe sich nichts geändert, bilanziert er. Das Geschäft sei immer noch hart.

Der Waadtländer Garagist Crisostomo ist ebenfalls wenig überzeugt. Er hatte durch das neue Firmenschild auf mehr Kunden gehofft, aber bis heute sei das nicht eingetroffen. Sein Vertrag laufe drei Jahre. Habe sich die Lage bis in zwei Jahren nicht geändert, müsse er ihn auflösen.

veröffentlicht: 27. August 2016 07:00
aktualisiert: 27. August 2016 07:14
Quelle: SDA

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